Warum ein Trimaran?
Ich hatte eine Liste von Anforderungen an mein Schiff, die lange Zeit irgendwie nicht unter einen Hut zu bekommen waren:
- Ich wollte mit nicht extra für die Anreise zum Schiff ein Auto kaufem müssen, trotzdem aber schnell dort sein.
- Das Schiff sollte mindestens jedes Wochenende, besser aber auch in der Woche erreichbar sein.
- Ich wollte auf dem offenen Meer segeln
Mit Wohnort in Hamburg kommen nur Ostsee oder die Elbe bei Hamburg in Betracht. Zur Ostsee muß man aber mindestens mit dem Zug fahren, während die Elbe auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad zu erreichen ist. Aber von dort bis zur Nordsee ist es weit.
Mit einem “normalen” Einrumpfboot ist die Nordsee aber von Hamburg aus nur unter kompletter Ausnutzung einer Tide und einigermaßen Wind in etwa 10 Stunden zu erreichen. Also an einem normalen Wochendende geht das nur unter Krampf. Es blieben dann also überwiegend Törns auf der Elbe übrig.
Ich wußte ja, daß Mehrrumpfboote deutlich schneller sind, aber sie benötigen mehr Liegeplatzfläche und von Katamaranen sagt man, daß sie nicht so hoch an den Wind kommen. Beim Lesen eines Tests der Dragonfly 35 fiel es mir aber wie Schuppen aus den Haaren. Ein Trimaran mit klappbaren Seitenschwimmern ist die Lösung! Sie benötigen an Liegeplatzfläche nur den Platz für ein normales Einrumpfboot. Klappbare Katamarane - nun, ich glaube kaum, daß man so etwas vernünftig bauen kann. Es bleiben also nur die Trimarane von Corsair und Dragonfly. Gegenüber dem unüberschaubaren Angebot von Einrumpfjachten ein überschaubarer Markt - auch wenn es etwas teurer ist.
Beim googeln hab ich den folgenden Artikel gefinden, der recht genau meine Gedankengänge beschreibt:www.eolina.de/de/multihulls-trimaran/trimaran-warum.html Ich bin also nicht allein. ;-)
Zusätzlich hat man den Vorteil, daß der Tiefgang bei aufgeholtem Schwert weniger als 50cm beträgt. Man kann also noch über Sandbänke huschen oder flache Buchten anlaufen, die für Kielboote unerreichbar sind oder die sonst ein Beiboot erfordern würden. Und die kleineren Modelle sind trailerbar, man kann also problemlos auch mal einen Urlaub mit eigenem Schiff in fremden Gewässern machen. Das Mittelmeer ist in Reichweite. ;-)
Nachteil ist, der geringere Platz unter Deck gegenüber einer großvolumigen Fahrtenyacht. Das Feeling auf der 8m-Klasse ist eher mit Camping zu vergleichen.
Den Reisebericht auf einem Corsair 28CC könnt ihr hier lesen. Er bestätigte meine Einschätzungen. Der Geschwindigkeitsvorteil ist erheblich und das Boot ist angenehm zu segeln.
Der Klappmechanismus der Corsairs gefällt mir auf den ersten Blick nicht ganz. Zwar ist er grundsolide, aber die Schwimmer werden im eingeklappten Zustand gekippt und liegen dann mit der ganzen Außenseite im Wasser und sind nicht mehr zugreifbar. Auch die dann senkrecht stehenden Beams sind nicht gerade hübsch.
Beim großen Konkurrenten, den Dragonflies ist das anders gelöst. Zwei Paare von je 2 Bolzen halten die Schwimmer auf jeder Seite. Zwar werden die Schwimmer dann nicht gekippt, aber sie ragen dann hinten über das Schiff hinaus (-> Liegeplatzfläche) und die Konstruktion sieht mir nicht so stabil aus, wie die der Dragonflies. Ist aber eine Sache des Bauches - kaputt gegangen ist noch keiner an dieser Stelle.
Aber das muß ich mir erstmal in Realität anschauen und auch einen Dragonfly erstmal selber segeln.