Dänemark und die südliche Ostsee (2010)
10.7.10 Wedel - Cuxhaven
Auf der Elbe war erstmal Flaute gewesen und wir brauchten 2 Tiden bis Cuxhaven (abwarten der nächsten Tide hinter der Brammer Bank bei Glücksstadt wo uns ein Seehund begrüßte). Bei Flaute und sengender Sonne fühlten wir uns wie Hähnchen im Backofen und die Wasservorräte wurden stark in Anspruch genommen. Zum Glück kam dann wieder etwas Wind, so daß wir bis Cuxhaven kamen. Es war schon recht spät so daß Hafen keinen Sinn mehr machte und so haben wir in der Bucht vor der Kugelbake geankert. Später kam dort die Wasserschutzpolizei zu Besuch und kontrollierte uns. Wir hatten zwar das Ankerlicht etwas spät angemacht, aber vermutlich hatten die nur Langeweile, wollten das Tochterboot ausprobieren und mal einen Blick auf das Schiff werfen. Ein Trimaran sieht man ja nicht alle Tagen. ;-)
11.7.10 Cuxhaven - Hvide-Sande
Am Sonntagmorgen war erstmal etwas Wind, aber Nachmittags schlief er ein. Kam dann wieder, aber damit zogen auch Gewitter von Südwesten auf. Sind die Nacht durchgesegelt um Strecke zu machen, aber irgendwie war die Kreuz in der Nacht Scheiße und wir haben kaum Raum gut gemacht. Hätten wir uns fast sparen können. (Mist, daß der GPS-Track einem so deutlich vor Augen führt :->)
Die Nacht und den ganzen Montag kam ein Gewitter nach dem nächsten. Blitze über den ganzen Horizont und manchmnal Minutenlanger Donner, ebenfalls über den ganzen Himmel. Sicherheitshalber blieben die Segel gerefft. In Helgoland hat es in der Zeit wohl einen Campingplatz auseinander genommen - aber wir waren zum Glück weit genug weg davon.
Vor Esbjerg dann eine klassische Böenwalze am Himmel - sie erstreckte sich quer über den ganzen Himmel. Sehr eindrucksvoll! Sicherheitshalber wieder die Segel gerefft als sie über uns hinweg zog - aber es war nicht so schlimm, wie es aussah. Aber das muß nicht so sein - unter solchen Wolkengebilden kann es sehr eklig werden.
Die Böenwalze erstreckte sich über den ganzen Horizont - und war nicht die einzige an dem Tag
Danach klarte es dann langsam auf und die Sonne kam heraus und eine stetige Brise setzte ein. Abends dann in Hvide Sande festgemacht. Kein Touristenhafen - nur ein Schwimmsteg mit 4 Plätzen, so daß wir ins Päckchen gehen mußten.
13.7.10 Hvide-Sande - Lemvig
In Hvide Sande etwas eingekauft und weiter gings. Die Tour zum Limfjord war unspektakulär. Die Nordsee war moderat, der Wind gut und man konnte einen Anlieger fahren. Das Kanal im Limfjord war nach der Weite der Nordsee erstmal eng, aber wir brauchten auch dort nicht zu kreuzen. Dort erstmal in der Nähe von Lemvig geankert.
14.7.10 Lemvig - Fur
Am nächsten Tag ging es durch den Limfjord, den Sallingsund hinauf. Erst war ein guter Wind, der dann zum Nachmittag hin aber einschlief. Wir trieben bei Flaute auf dem Wasser herum, als es hinter uns auf einmal rauschte. Nein, kein Wind, sondern ein Schauer - und zwar ein ordentlicher - mit Regenbogen auf der Wasseroberfläche. Es war gerade noch Zeit die Regenjacke für den Steuermann raus zu reichen und der Rest verschwand unter Deck. Dann hat es für zehn Minuten wie aus Eimern geschüttet und danach war wieder gut.
Es wurde wieder zu spät für einen Hafen - die sind dann voll und man bekommt keinen Platz mehr. Außerdem kam nochmal Wind auf und wir haben sicherheitshalber nochmal Strecke gemacht und dann an der Norwestecke von Fur geankert. Sicherheitshalber haben wir dann später nochmal um das Kap der Insel umgeparkt, da der Wind noch drehen und auffrischen sollte. Da hätten wir sonst in Legerwall gelegen. War auch gut so - am nächten Morgen hatte es durch den Kapeffekt verstärkt mit 6 und mehr geblasen. Wir hätten also besser noch weiter rum gehen sollen, denn wir lagen dabei parallel zum Ufer in nicht sehr großem Abstand.
Einmal vom Kap weg ging der Wind dann auf 5 zurück was vor dem Wind ein angenehmes Segeln ermöglichte.
15.7.10 Fur - Hals
Eigentlich eine Sünde, so schnell durch den Limfjord zu heizen. Man könnte hier einen ganzen Urlaub verbringen. Mit achterlichem Wind ging es Richtung Løgstør. Im Fahrwasser dort beobachtete uns wieder ein Seehund. Danach hieß es dann dem engen Fahrwasser folgen, aber glücklicherweise stand der Wind so gut, daß wir nicht einmal kreuzen mußten. Vor Aalborg im recht engen Fahrwasser zog mal wieder ein Gewitter auf - so langsam wurde es langweilig. ;-) Von der Sonne beleuchtete Segelyachten vor dunklem Himmel - recht fotogen. Der Wind ging noch, aber es goß wie aus Eimern. Dirk und Vincent sind nach unten gegangen und ich stand im Regen und hab gesteuert.
Nach Aalborg frischte der Wind etwas auf. Die Fahrrinne wurde breiter. Das Wasser war glatt wie ein Babypopo so daß man später reffen durfte. So ging es dann mit bis zu 12kn in Richtung Hals.
16.7.10 Hals - Fjellerup
In Hals haben wir dann noch die Wasservorräte aufgefüllt und los ging’s. Das Fahrwasser hinaus mußten wir kreuzen - Motoren kommt ja nicht in Frage - es ist ja ein Segel- und kein Motorboot. ;-) Nach kurzer Zeit brach die Fockschot, also eine Neue aus der (zum Glück recht gut gefüllten) Tauwerkskiste gezogen und eingeschoren. Der Wind war etwas kräftig, also ein Reff ins Groß gemacht. Nach zwei Stunden hat die Reffleine ihren Geist aufgegeben - durchgescheuert. Also Reff 2 eingebunden, da fürs Ausreffen noch zu viel Wind war.
Eigentlich stand Anholt auf dem Plan. Der erste Schlag nach Hals ging in Richtung Læsø, aber nach der Wende war der Kurs, wohl auch durch die Reffs, so schlecht, daß wir erst weit nach Mitternacht in Anholt angekommen wären. Also haben wir Anholt gestrichen und sind weiter nach Süden gegangen. Von Südwesten her zog eine klassische Warmfront auf (die zu dem Sturmtief über den Färöern gehörte, das wir die Tage im Wetterbericht beobachtet hatten). Wie im Lehrbuch dann später auch die Winddrehung.
In der Bucht vor Fjellerup dann ein merkwürdiges Erlebnis. Es war nicht viel Wind und auf dem Weg zu unserem Ankerplatz war ein Schießgebiet zu umfahren. Kurs angesagt, Kurs nach GPS über Grund gehalten (auch mit Landmarke gesteuert), so daß man davon ausgehen kann, daß der Kurs die ganze Zeit konstant war, aber wir kamen nicht da an wo wir hätten ankommen müssen. Korrektur von 160° auf 130° und schon wieder - wieder mußte korrigiert werden um an die Tonne zu kommen wo wir hin wollten - diesmal auf 90°. Das muß untersucht werden, denn bei COG (Course over Ground) gibt es eigentlich keine Fehlerquellen wie Strom etc. Da bleibt eigentlich nur noch das GPS-Gerät selber als Fehlerquelle. Also werde ich jetzt bei sich bietenden Gelegenheiten Meßfahrten mit Deckpeilungen bekannter Richtung machen und der Kiste mal auf den Zahn fühlen. Wäre ein Hammer wenn diese Angabe nicht stimmen sollte!
17.7.10 Fjellerup - Gjerrild Bugt (Lt. Fornæs)
Das Boot war wieder eine Attraktion für die lokale Bevölkerung. Es besuchten uns ein paar kleine Motor- und Paddelboote aus demnächsten Ort um zu schauen. ;-) Erstmal die Reffleine wieder reparieren - wieder mit einem Griff in die Tauwerkskiste. Der Wind war wieder schwach und unstetig. Erst kam er aus NW, dann schlief er komplett ein, kam aus NE wieder und stabilisierte sich dann bei SE. Bei dem Kurs wäre Anholt dann drin gewesen sogar mit annehmbarem Timing. Wir haben uns dann aber dagegen entschieden, da der Wind die nächsten Tage Richtung Süden und Westen drehen sollte und wir dann richtig Arbeit gehabt hätten wieder nach Süden zu kommen.
Der Tag ging dann bei mäßigen bis flauen Winden rum. Außerdem drehte er, so daß wir nicht einmal Greena geschafft haben, sondern in der Gjerrild Bugt bei Leuchtturm Fornæs geankert haben. Auf dem Weg haben wir Schweinswale gesehen. Und natürlich zog noch eine Gewitterfront über uns hinweg, so daß wieder Reff 2 für Groß und Fock angesagt war. Nach dem Gewitter ist dann auch noch eine Brieftaube (laut Dirk ein Stieglitz) bei uns notgelandet und bis zum Land mitgefahren.
18.7.10 Gjerrild Bugt (Lt. Fornæs)- Aarhus
19.7.10 Aarhus - Langør
In Aarhus haben Dirks Eltern ihn und Vincent abgholt. Ab jetzt bin ich die nächsten 3 Wochen alleine unterwegs.
Vorräte aufgefüllt, nochmal geduscht und erst recht spät los gekommen. Auf dem Weg dann nochmal den COG getestet. Kurs 125° gefahren, aber ich kam bei Flak an, was etwa bei 130° lag. Den nächsten Schlag dann nach Kompaß gefahren - das paßte besser.
Die Ansteuerung von Langør hat ein paar Untiefen, aber ich bin schön bis zur Ankerbucht durch das enge Fahrwasser gekreutzt. Nix Motor!
20.7.10 Langør - Musholm
Hab mal wieder lange gepennt und bin erst Mittags los. Dazu kam ein Wind aus SSE bis SE was mal wieder Kreuzen bedeutete. Also bin ich sehr spät angekommen. In der Landabdeckung von Kalundborg konnte ich die Schnegge dann an der Kreuz sogar mit den alten Segeln auf 10,2 kn bringen. Ging aber nur weil dort das Wasser glatt war. Bei Welle wäre ich langsamer gewesen und hätte auch noch Druck aus den Segeln nehmen müssen.
Das Ansteuern der unbekannte Küste von Musholm und des Ankerplatzes mußte dann im Dunkeln geschehen. Auch keine beleuchteten Tonnen in der Nahe. Aber mit einer Annährung von NW her gibt es da keine navigatorischen Probleme. Da östliche Winde vorhergesagt waren bin ich auch nicht um die Insel rum in die Bucht (malerisch!) gegangen, sondern hab die Westküste vorgezogen. Um 23:30 lag ich dann dort vor Anker.
21.7.10 Musholm
Baden, lesen, das Schlauchboot auspacken und mal um die Insel gehen - ist ja nicht weit. ;-)
22.7.10 Musholm - Revkrog (Avernakø)
Der Wind hatte wie angesagt auf West gedreht und mich in eine Legerwall-Situation gebracht. Aber der Anker lag auf Sandgrund (hatte ich den Tag vorher beim Schwimmen kontrolliert) und der Wind war nur schwach. Trotzdem slipte der Anker ein wenig (hatte ihn nicht richtig fest gefahren) und so langsam kam ich ins flachere Wasser. Bei 1,40m Wassertiefe war es um Sechs Uhr Morgens dann Zeit die Hühner zu satteln. Eigentlich wollte ich ja den Regen noch abwarten, aber dazu reichte die Zeit nicht mehr, denn dort lagen ja auch noch große Steine im Wasser. So etwas mag das Boot nicht.
Die große Østerrev-Brücke war im Dunst nicht mehr zu sehen aber es galt noch den Schifffahrtsweg zu queren um auf der richtigen Seite zu fahren. Zudem legte sich der Wind mehr und mehr, aber die Sicht war noch ausreichend für ein sicheres queren.
Nach der Brücke frischte der Winnd dann langsam auf. Gegen Mittag waren dann 5 Bft. erreicht - in Böen auch mal sechs. Das Groß bekam sein erstes Reff und so ging es in den Sund nach Svendborg. Herrliche Aussicht, aber vermutlich wären die Liegeplätze schon weg gewesen. Auch hatte ich bei dem Wind keine Lust auf haarige Hafen- oder Ankermanöver und bin weiter.
Im Sund hat mich dann ein anderer Tri segelnderweise überholt. Sah geil aus, wie er durch den Sund gerauscht ist. Mit seiner Selbstwendefock war das Kreuzen für ihn natürlich kein Problem und außerdem war es ein Ortskundiger, der weit ins Flache gefahren ist … So was traut man sich als Fremder nicht, also hatte ich dem Motor an … Nach dem Sund habe ich auch der Fock noch ein Reff gegeben und bin nach Avernakø. Sehr schöner Ankerplatz dort. Hinter der Landabdeckung kein Wind mehr …
23.7.10 Revkrog (Avernakø) - Lyø
Morgens erst mal Schwimmen gewesen, dann ein Landgang und den 2. Teil der Reise geplant.
Dann ein ein kurzer Schlag nach Lyø. Hab neben dem Hafen geankert. Wasser und Strom habe ich noch genug und keine Lust aufs Einklappen etc. Kann ja schnell an Land rudern. ;-)
24.7.10 Lyø - Fehmarn
War ja eigentlich nicht so geplant, aber manchmal kommt es halt anders … Hab noch einen Landgang gemacht und mir das Örtchen angeschaut, dann hieß es wieder Anker auf. Bei einem strammen Nordwester mit 5 Bft. war das gar nicht so einfach - der Wind zerrt ganz schön am Boot. Dann habe ich den Fehler gemacht - ich habe aus dem Gedächtnis das nächste Ziel gewählt und damit eines ausgelassen, das ich eigentlich geplant hatte. So wurde die Tour etwas zu lang. Aber erstmal bin ich mit den 5 Winden von Hinten an der Südseite von Ærø entlang gerauscht, dann rüber zur Südspitze von Langeland. Dort wurde das Wetter schlecht - will sagen eine ziemlich dunkle und große Wolke war voraus. Allerdings wurde der Wind nicht mehr, unter ihr war erstmal auch kein Regen zu sehen. Ich war also vorbereitet, aber noch war kein Handlungsbedarf. Auf einmal sah ich einen kleinen Zipfel unter der Wolke - meeerkwürdig.
Dieser kleine Zipfel unter der Wolke kam mir etwas spanisch vor …
Er wurde größer und größer. Eine Wasserhose bildete sich dort - keine 4 Seemeilen von mir entfernt. So was sieht man doch sonst nur in den Dokus auf N24. Das wurde mir dann doch zu unheimlich. Segel runter bis auf einen Rest Fock, Ölzeug an und Klar Schiff gemacht. Zwar war kein Wind zu spüren, aber ich bin auf Nummer Sicher gegangen. Die Wasserhose hat dann auch einen richtigen Rüssel bis zum Wasser ausgebildet und verschwand dann nach zehn Minuten. Uff - wenn die über mich hinweg gegangen wäre …
Da hinten in der Mitte des Regenschauers ist die Windhose
Der Rüssel reicht bis ins Wasser
Man addiert in dieser Situation erstmal seine Sünden und fragt sich ob es ausreicht … Nun, offenbar reichte es bei mir noch nicht aus. ;-)
Hab dann die Segel noch etwas unten gelassen, aber dann war die Luft offenbar rein. Erst die Fock wieder raus, dann auch das Groß hoch - sicherheitshalber mit Reff 2 drin. Dann hab ich kalkuliert, wann ich ankomme - Albuen (Lolland) lag zwar querab, war aber als flach beschrieben und bot auch wenig Schutz bei dem Nordwest. Also war das nächste für mich interessante Ziel Bredningen im Guldborgsund aber da würde ich erst nach 23:00 ankommen. Den Sund bei Dunkelheit, Einhand und ohne beleuchtete Tonnen zu befahren war mir etwas zu viel. Also hab ich mich umentschieden und bin rüber nach Fehmarn gegangen wo ich mich um die Ecke von Staberhuk unter die Südküste gelegt habe.
25.7.10 Staberhuk - Bredningen
Am Vormittag die Internet Verbindung genutzt, Mails abgeholt und versendet und den bisherigen Reisebericht auf die Homepage gestellt. Insbesondere das Aktualisieren der Karte hat aber keinen richtigen Spaß gemacht, da die Verbindung trotz ausreichender Feldstärke sehr langsam war und zudem dauernd abbrach.
Dann den Anker - wegen des Windes wieder mit Mühe - gehoben und mit raumen Wind auf den Weg nach Lolland gemacht. Im Groß habe ich ein Reff stehen lassen. Bei raumen 5 Bft. eigentlich nicht notwendig, aber draußen im Belt bei den Wellen (wieder einige mit 1,5m dabei) war mir wohler mit Reff, den Krängen bin ich mit diesem Boot nicht gewohnt. Trotzdem konnte ich mit 10 Knoten max. 15 Knoten dahin rauschen. Die Selbststeueranlage konnte das natürlich nicht wuppen also saß ich selber an der Pinne.
Bei dem Speed und dem Seegang wollte ich dann aber doch nicht den Eingang über die Lücke im Rødsand in den Guldborgsund wagen. Da liegen nur 3 Tonnen die man auf der richtigen Seite treffen muß und die Tiefe allgemein bei weniger als 3 Meter mit Steinen am Grund. Ich hatte keine Lust mit 8 Knoten auf einen Stein zu brettern und bin lieber den kleinen Umweg nach Gedser gefahren - da gibt es einen besser betonnten Kanal als Eingang.
Als ich in der Fahrrinne von Gedser anluvte waren das deutlich mehr als 5 Bft. die sowohl in Fehmarn geherrscht hatten als auch angesagt waren. Bei raumen bis achterlichem Wind merkt man das ja nicht so. Also Segelfläche verkleinern - ist bei dem Boot ja kein Problelm, da alles aus dem Cockpit aus zu machen ist. Im Kanal ging dann auch keine Kreuz mehr - zu spitz der Winkel, also Motor an. Unsportlich, aber nicht anders machbar. Da hab ich dann auch auf die Windgeschwindigkeit schalten können: 30 Knoten konnte ich ablesen. Der Wind hat auch schön in den Wanten geheult und auf dem Riff an der Seite des Kanals zischten fiese kleine Wellen. Man sah, daß es dort ungemütlich war. Aber der Motor schaffte es nachdem ich anfangs so meine Zweifel gehabt hatte. Im Kanal hätte der Motor nicht ausfallen dürfen. Da hätte ich sofort auf den Steinen der Mole gesessen - keine Chance noch den Anker zu werfen. Der Wind stand die ganze Zeit nicht mehr sonderlich günstig, also blieb der Motor an. Bei der Einfahrt in die Bucht von Bredningen 3 Stunden später hatte er dann zwar abgeflaut, aber dort ist es flach mit Steinen und so wollte ich dort auch nicht kreuzen. Mit Motor ist das langsam fahren auch einfacher.
Eine der Nachzüglerwolken hinter der Schauerbö
Die Bucht ist hübsch, aber verkrautet. Hatte einiges an Pflanzen am Motor hängen - am Schwert sah es wohl nicht viel anders aus. Das Echolot zeigte teilweise 1,3m an, aber das Schwert rührte sich noch nicht. Lag wohl an den Pflanzen. Nicht ganz optimal für eine Segelyacht, denke ich. Und dann die Tiefenline suchen bei der ich Ankern wollte - unmöglich. Bei der Wassertiefe konnte ich aber überall in der Bucht ankern, also neben der kleinen Insel Kejlsø den Haken raus geworfen.
Wieder zeigte der Motor keinen Kontrollstrahl des Kühlwassers mehr und wieder konnte ich mit Stochern mit einem Draht den Ausgang wieder frei bekommen. Ich denke da muß Honda mir mal erklären was da abgeht, denn in der Bedienungsanleitung steht nichts weiter darüber.
26.7.10 Bredningen - Møns Klint
Morgens hat mich der Putzfimmel gepackt! =:-) Mal ein bißchen Klarschiff gemacht - aber das ging ja schnell.
Als ich dann um Zwölf die Hühner gesattelt hatte, wehte es noch mit 3-4 bei leichter Bewölkung. Das versprach angenehmes Segeln. Im Laufe des Tages nahm der Wind allerdings mehr und mehr ab, dafür wurden die Wolken weniger. Das warf natürlich die Kalkulationen über den Haufen. Statt mit 6 kroch ich nun mit teilweise weniger als 2 Knoten vorwärts. Immerhin mußte ich nicht kreuzen, sondern konnte auch mal den Spinnaker raus holen. Da biß die Maus keinen Faden ab, meine geplante Strecke würde ich nicht im Hellen beenden können. Die ETA lag erst bei 04:00, aber zum Glück ging der Wind dann von 1-2 auf 2-3 hinauf. Trotzdem erreichte ich Møns Klint erst nach Mitternacht und mußte den Ankerplatz mal wieder im Dunkeln anfahren. Aber das war kein Problem, denn die See war ruhig (sonst hätte ich da auch nicht Ankern können) und der Vollmond beleuchtete die Szenerie zusätzlich. Nur einem Stellnetz war auszuweichen, das da im flacheren Wasser stand.
Sehr beeindruckend sich unter diesen Umständen der unbekannten Steilküste zu nähern! (Leider war es zu dunkel für Fotos und ein Stativ bringt auf einem schaukelnden Schiff ja auch nichts.) Bin sicherheitshalber nicht ganz ins Flache gegangen und hab statt auf 3 diesmal auf 5 Meter Wassertiefe den Anker geworfen. Der Wind stand leicht auflandig und es warfen bestimmt Steine am Grund - also besser etwas Reserve lassen.
27.7.10 Møns Klint - Hammerhavnen (Bornholm)
5 Uhr Morgens vor der Steilküste
Da es den langen Schlag nach Bornholm gehen sollte, hieß es früh aufstehen. Aber nicht losfahren, ohne an Land gewesen zu sein, also ins Schlauchboot gesetzt und an Land gerudert. Ist schon ein merkwürdiges Gefühl an dem winzigen Strand unter dieser steilen Wand entlang zu laufen. Diese Wand ist ja auch kein Fels sondern Mergel oder so etwas ähnliches - läßt sich mit der Hand zerbröseln. Kein Wunder daß da Warnschilder stehen, daß man da auf eigene Gefahr lang geht.
Es sollte ja eine Treppe auf das Kliff geben und an der übernächsten Ecke hab ich sie dann auch gefunden. 492 Stufen hat jemand gezählt. Hab ganz schön gekeucht als ich oben ankam. Aber für den Blick von da oben hat es sich gelohnt!
Blick vom Kliff. Der helle Punkt am Strand ist mein Schlauchboot, im Hintergrund die Schnegge vor Anker.
Zurück zum Boot, schnell nochmal in die Ostsee gesprungen (ziemlich frisch in dieser Gegend - im Belt war es wärmer) und los gings. Der Wind war schwach, aber laut dem Wetterbericht vom Vortage sollte ja bald welcher kommen - und praktischerweise auch aus West. Das dumme Radio hatte nur den Nachtwetterbericht nicht aufgenommen - der sagte nämlich das Einsetzen des Westwindes erst für den folgenden Tag voraus. Aber da war ich schon durch die erste Schifffahrtsstraße. Ein anderer Wetterdienst machte dann aber doch wieder Hoffnung auf Wind. Nur sie erfüllte sich nicht und so dümpelte ich von einer Flaute zur nächsten. Gegen 18:00 begann sich dann erstmal der Wind etwas zu drehen - Zeit für den Spinnaker, nur bringt der bei der Flaute die dann mal wieder einsetzte auch nichts.
Man konnte den ganzen Tag über sehr schön die Bildung von Cumuluswolken über dem Kliff beobachten. Immer stand eine Wolke über dem Kliff oder bildete sich gerade eine Neue.
Zeit also sich mit anderen Dingen zu beschäftigen, da ich zudem auch ganz alleine auf See war - wer ist schon so verrückt und versucht bei Flaute zu segeln. =:-) Hab dann das COG-Problem lösen können. Als ich einen Wegpunkt auf dem Weg nach Bornholm gesetzt habe und die Peilung zu diesem Punkt dann auch nicht stimmte, hab ich mal das Handbuch von diesem Gerät gelesen und eine Einstellung gefunden. Man kann dort nämlich eine Mißweisung programmieren, so daß die angezeigten Kurse Magnetkompaßkurse sind. Und der Vorbesitzer hat dort offenbar eine Mißweisung von 014° Ost eingegeben. Wer ahnt schon so was! So ein Wert kommt doch sonst in der Gegend um den Nordpol vor. Die Einstellung raus genommen und jetzt scheinen die Werte zu passen. Immerhin etwas!
Der Wind kam dann - allerdings erst gegen 23:00. Kurz vorher hab ich mich entschlossen, doch den Motor anzuwerfen um die Schifffahrtsstraße zu queren. Das wollte ich auch noch im Hellen tun - denn da herrscht eine Menge Verkehr …
Abendstimmung an der Kadettrinne - Am Horizont ein Frachter nach dem Anderen …
Als ich dann kurz vor Mitternacht auf der anderen Seite war, blies es mit den angekündigten 3 Bft. aus Westen. Spinnaker hoch (im Dunkeln) und ab ging es mit bis zu 7 kn. Gegenüber dem Rumgedümpel den Tag über war das fast Lichtgeschwindigkeit. Später wurde der Winkel dann zu spitz und er mußte wieder runter. Der Leeschwimmer tauchte mir bei den Wellen teilweise schon recht tief ein und ich hab nur das alte Bild der Hobies vor Augen, die dann einen Salto machten. Gut, es war noch viel Luft bis zu so einer Situation, aber man soll es nicht drauf anlegen - zumal Nachts, alleine und mitten im Urlaub … Die Fahrt blieb danach aber trotzdem über 5 kn. Gegen 08:00 war ich dann an der Nordwestecke von Bornholm und hab in Hammerhavenen festgemacht. Die Ansteuerung war nicht ganz einfach, denn im Dunst gegen die aufgehende Sonne war die Küste nicht sehr gut zu erkennen. Auch die Ruine der Burg Hammershus war nicht so eindeutig zu erkennen. Aber dank GPS war ich so weit in der Nähe, daß ich dann die Masten im Hafen sehen konnte und dann war die Ansteuerung auch nicht sehr kompliziert. Wenn man nahe genug dran war, war die Sicht auch gut …
Das Extremziel der Reise ist also geschafft. Ab jetzt geht es nach noch ein paar Tagen Bornholm gemütlich in Richtung Heimat.
28.7.10 Hammerhavnen (Bornholm)
Nachdem das Schiff versorgt war ging es erstmal duschen und dann in die Heia - das waren jetzt mehr als 24 Stunden am Stück wach. Gegen Mittag bin ich wieder aufgewacht und hab eine kleine Erkundungstour mit dem kleinen Bordfahrrad gestartet. Es ging die Nordküste entlang Richtung Tejn. Da hab ich dann einen Supermarkt gefunden (später hab ich auf dem Rückweg auch einen in Allinge gesehen) und hab erstmal eingekauft und im Hafen auch ein offenes WLAN gefunden. :-> Mit meinem Hafen in Hammerhavnen hab ich es gut getroffen. Das Begleitheft zu den Seekarten sagte über Allinge, daß es im Sommer dort gerne überfüllt ist - und so war es auch. 3er Päckchen … Tejn wäre also gut gewesen für WLAN Zugriff, Allinge hat auch was, ist mir aber für diese Reise zu voll gewesen. Nein, Hammerhavnen ist ein uriger Hafen ohne Schnickschnack. Ohne Fahrrad sind die Versorgungsmöglichkeiten dort aber schlecht.
29.7.10 Hammerhavnen (Bornholm)
Erstmal wieder ausgeschlafen. Auf dem Rückweg vom Klo wollte ich noch kurz ein Foto vom Hafen schießen und bin den Berg rauf. Daraus ist dann eine spontane Wanderung entlang der Steilküste entstanden. Einfach weil es so nett war - das Schiff stand derweil die ganze Zeit offen … egal! War eine nette Wanderung auf der ich auch den Leuchtturm Hammer Odde getroffen habe. Man konnte ihn besteigen - das war wohl der höchste Punkt meiner Reise. ;-) Auf dem Rückweg folgte ich einem kleinen Pfad, der dann aber im Nichts endete. Also weiter ein bißchen querfeldein bis ich wieder den Wanderweg an der Steilküste erreichte. Weil ich nicht den ganzen Weg zurück gehen wollte hab ich auch ein bißchen Klettern in Kauf genommen. =:-)
Zurück am Schiff etwas gefuttert und dann meinen eigentlichen Ausflug in Angriff genommen. Es sollte ein bißchen die Westküste entlang gehen, primär natürlich zur Ruine der Burg. Die war nett - fast hätte ich den Wunsch gehabt dort im Mittelalter als sie noch heile war, zu leben …
Anschließend noch ein bißchen weiter nach Süden geradelt, aber mit diesem kleinen Bordfahrrad sind Radtouren nicht so ideal - und das Gelände hat ziemliche Steigungen, so daß ein ordentliches Fahrrad schon ganz nett wäre …
Abends setzte dann Wind ein und mit ihm kamen auch Wellen. Jetzt setzt es etwas Schwell in den Hafen und das Schiff liegt nicht mehr ganz so ruhig. Aber noch ist alles im Rahmen - es sind ja auch nur 6 Bft. in den Böen - das hatte ich ja vor Anker auch schon ein paar Male. Aufgrund der kurzen Leinen ist es aber etwas ruckhafter. Der Wetterbericht spricht von 5 Bft. aus West bis Südwest morgen. Also noch gute Segelbedingungen und für die Ostküste von Bornholm verspricht das ruhiges Wasser. Vermutlich ankere ich dann vor dem großen Sprung nach Rügen in der Nähe von Nexø.
30.7.10 Hammerhavenen (Bornholm) - Salthammer Rev / Snogbæk (Bornholm)
Wind mit 6 Bft. und Seegang bis 1m vor der Hafeneinfahrt. Wenn man an Land ist, dann sieht das ungemütlich aus - auf See ist es aber etwas verträglicher. Also das Schiff klar gemacht und sicherheitshalber zwei Reffs ins Groß gemacht. Der Wetterbericht spricht von Schauerböen - und der Schlag heute ist nicht so lang als daß ich jedes Quentchen an Geschwindigkeit brauche.
Bis ich um die Nordwestecke von Bornholm rum war, war ordentlicher Seegang - teilweise auch etwas kabbelig. Dann eine Halse und sobald ich in Landabdeckung kam war die See glatt wie ein Babypopo. Die heranrauschenden Schauerböen machten mir daher nichts aus. An Bord war alles mehr oder weniger ruhig, nur die Kiste beschleunigte auf bis zu 13 kn. An der Nordostecke hieß es dann anluven und da waren die zwei Reffs genau richtig. Für einen Anlieger war der Winkel zu spitz - ich mußte also kreuzen. Man merkte, daß etwas weiter weg von Land schon die Dünung von draußen kam - der Seegang ging wieder hoch. Also wieder unter Land gewendet - bei glatterer See ist angenehmeres fahren.
Gegen 15:00 erreichte ich dann schon mein Ziel. Etwas anders als in der Seekarte angegeben war dort ein richtiges Riff. Bei meinem Landgang konnte ich sehen, daß dort über einer dünnen Sandschicht tatsächlich massiver Fels ins Wasser ragt. Teilweise bis knapp unter die Wasseroberfläche. Hab mich also von der Brandungslinie die dort nach draußen ragte frei gehalten und bin bis auf 3 m Wassertiefe unter Land gefahren. Der Anker hielt auch nicht sofort, sondern hoppelte erstmal eine Weile über harten Grund. Dann aber faßte er und hielt auch bombenfest. Keine weitere Bewegung trotz 5-6 Bft. die auf dem Rigg standen.
Abends für einen kleinen Landgang an Land gerudert. Vorher war ich irgendwie zu müde und bin eingepennt. =:-) Der Sand am strand war übrigens betonhart und so fein, daß er quietschte, wenn man drüber lief. Hab ich auch noch nicht erlebt. Zurück dann in der Dunkelheit - gut daß ich das Ankerlicht an gemacht hatte - da hatte ich einen Lichtpunkt auf den ich zu rudern konnte.
31.7.10 Salthammer Rev / Snogbæk (Bornholm) - Binz (Rügen)
Der Sprung nach Rügen versprach flott zu gehen. Die Strecke war lang, also um Sieben aus den Federn und los. 2 Bft. am Ankerplatz unter Land, die auf 4 hoch gingen als ich draußen war. Wind aus SW so daß mal wieder kreuzen angesagt war. Aber bei Sonnenschein und mäßigen Wellen ein optimaler Segeltag. Gegen Mittag fing der Wind (wie vorhergesagt) an zu drehen und schlief ein. Nach etwas rumgedüpel in der Flaute kam der Wind langsam wieder. Ein Großsegler am Horizont, mit dem ich mir den ganzen Morgen schon ein “Rennen” geliefert hatte, hatte schon Wind, hatte gewendet und kam näher und näher. Am Nachmittag setzte der Wind dann wieder ein - diesmal aus Ost und stabilisierte sich dann bei Südost, erstmal mit lauen 2 Bft. Also den Spinnaker hoch - bis Rügen war es ja noch weit.
Der Wind hielt die Richtung, wurde aber stetig stärker. Am Ende müssen es 5 Bft. gewesen sein. Die Geschwindigkeit stieg und stieg und der Großsegler verschwand am Horizont. Erst fand ich 5 Knoten schon berauschend, dann wurden es Acht und schließlich ging die Logge kaum mehr unter 10 Knoten - mit Spitzen von 13-14 Knoten. =:-)
Erstaunlich, wie schnell sich so eine Windsee aufbaut. War die See in der Flaute noch fast glatt, hatte ich am Ende Wellen von mehr als einem Meter dabei. Das Ganze auch noch etgwas kabbelig. Die Selbststeueranlage konnte die Wellen nicht mehr richtig ausmanövrieren, also bin ich an die Pinne gegangen und mußte ein paar Stunden recht konzentriert steuern. Dadurch verlagerte sich die Landfall-Zeit von irgendwas bei 4:00 Morgens auf 23:00 - sehr angenehm.
Gegen 22:00 beschloß ich den Spi dann weg zu nehmen. Ich hatte nur frei Schnauze navigieren können und wußte nicht ganz genau, wo ich war und wo ich die Nacht verbringen wollte. Das waren 38 Seemeilen mit einem Schnitt von 9.5 Knoten - der Wahnsinn!
Dabei entstand ein ‘kleines’ Problem. Ich ging vor den Wind, ließ die Luvschot frei und wollte den Spi in den Bergesschlauch ziehen. Aber da war es passiert: Ich hatte eine Sanduhr gebaut. Der Spi hatte sich um das Vorstag gewickelt, war oben und unten quasi verknotet und bildete in der Mitte eine Beule aus, die nicht mehr zu kontrollieren war aber orentlich Wind einfing.
Nun war guter Rat teuer! Der Wind stand auflandig, und mit der Blase oben konnte ich selbst unter Maschine mit Vollgas nicht in den Wind gehen. Also wie bei einem Auto mit halb durchgetretenem Gaspedal und ohne Bremse, das auf eine Wand zu fährt. Einzige Möglichkeit wäre gewesen beim Annähern an die Küste den Anker zu werfen. Aber der hätte dann neben dem Spi auch noch die Wellen abfangen müssen, die bei der Größe wohl auch schon brechen würden und noch mehr Belastung auf den Anker gebracht hätten. Ob das gut gegangen wäre? Ich hab da so meine Zweifel.
Aber es war ja noch Zeit - ich hatte das Manöver ja nicht auf der letzten Rille gefahren. Der Spi ging weder rauf noch runter. Abschneiden wäre auch nicht gegangen - die ‘Knoten’ waren zu hoch, da kam ich nicht dran. Erstmal die Schoten los gemacht und nach einer Weile berumzupfen löste sich wenigstens der untere Knoten und der Spi wehte jetzt frei nach vorne aus. Damit war erstmal der Hauptdruck raus aus dem Rigg.
Aber wie weiter machen. Dort in 10 Meter Höhe kam ich auch nicht ran. Gegen den Wind fahren (ging jetzt) verlagerte das Problem nur auf die andere Seite - der Spi wehte jetzt nach hinten aus.
Die Lösung war: Vor den Wind gehen und mit Vollgas fahren. Das erzeugt an Bord fast Windstille wenn man zusätzlich auch noch eine Welle runter surft. Dann kam der Spi runter in Reichweite. Konnte ihn dann etwas abwickeln und endlich runter zerren (sogar heile und in einem Stück) und erstmal durchs Vorschiffsluk stopfen - scheiß was auf die nasse Koje! Beim letzten Teil des Manövers näherte sich noch ein Segler, der wohl sah, daß ich Probleme hatte. Aber was hätte er helfen können? Wohl nur wenig. Trotzdem Danke unbekannterweise. ;-)
Uff, nach 40 Minuten war die Lage wieder halbwegs unter Kontrolle. Inzwischen war es dunkel geworden und ich hatte erstmal keine Lust weiter zu segeln. Ich war vor der Prorer Wiek bei Binz. Das kleine Kap hier könnte knapp genug Abdeckung gegen die Wellen bieten … Und so war es dann glücklicherweise auch. Um 23:45 fiel der Anker und um halb Eins war dann klar Schiff. Uff!
Verständlicherweise gibt’s von dieser Aktion keine Fotos. 8-)
1.8.10 Binz - Libben (Hiddensee)
Steilküste von Rügen mit Königsstuhl bewundert. Wenig Wind aber etwas Sonne. Abends Gewitter - beim Ankern auch mit Starkregen und einer Windbö mit ordentlich Wind - aber da waren die Segel schon unten.
2.8.10 Libben (Hiddensee) - Darßer Ort
Beschaulich bei wenig Wind. Warnemünde ist an dem Tag nicht zu machen, also Pause bei der für NW-Wind letzten Gelegenheit zu Ankern für heute.
3.8.10 Darßer Ort - Rostock Stadthafen
Mal wieder einen Hafen anlaufen. Auch um die Vorräte und die arabischen Winde aufzufüllen. Wollte aber nicht in die schicke neue Marina am Eingang von Warnemünde, sondern hab stattdessen den Umweg in den Rostocker Stadthafen gemacht. Am nächsten Wochenende ist dort Hanse Sail, also waren jede Menge Traditionsschiffe im Hafen. Nett! Zur Feier des Tages auch mal Essen gegangen - auch das war lecker.
Traditionsschiffe im Rostocker Stadthafen
4.8.10 Rostock Stadthafen - Wohlenberger Wiek (Wismar)
Hab etwas getrödelt, eingekauft und Sprit von der Tanke geholt. Dann gegen Mittag ablegen und durch das Gewusel der ganzen Schiffe die zur Hansesail wollten ab nach draußen auf die Ostsee. Entspanntes Segeln bei 3-4 Windstärken. Bremen Rescue meldete, daß vor Rerik ein Paddler im Wasser trieb, aber bis ich da war war die Sache schon längst erledigt. Angler hatten ihn schon aus dem Wasser gezogen.
Hinter Kühlungsborn zog aus SW eine fiese schwarze Wolke hoch. Der Wind wurde recht böig und nahm auch zu. Als dann die Schauerfront sichtbar wurde und immer näher kam, wurde es mir zu ungemütlich. Segel reffen und ‘Modenschau’ - sprich Ölzeug an. Der Regen ging aber an mir vorbei. Und auch der Wind wurde nicht mehr, so daß ich nach einer Stunde wieder ausgerefft habe. Ein Segler, der von Fehmarn nach Kühlungsborn wollte, meldete über Funk bei Bremen Rescue aber Windböen von 38kn. So sah mir die Wolke auch aus! Anschließend mußte ich dann kreuzen um ins Wohlenberger Wiek zu kommen. Eine Bucht bei Wismar mit perfekten Bedingungen für diese Windrichtung. Nur liegen auf dem Weg dahin diverse Untiefen, die umfahren werden sollten. Hab das mal auf die klassische Weise mit terrestrischer Navigation gemacht und das GPS ignoriert. Hat gut geklappt. Dann Ankern vor einer Steilküste, die schöne Landabdeckung gab. Fast kein Wind, was eine ruhige Nacht versprach.
5.8.10 Wohlenberger Wiek (Wismar) - Heiligenhafen
Anker auf und Segel gesetzt ganz ohne Maschine. Erst noch mit nettem Wind aus SW, aber draußen bei der Ansteuerungstonne war erstmal Flaute. Aber ich bin hart geblieben - keine Maschine. Der Wind kam dann aber wieder, blieb aber schwach. Bin dann nicht die ganze Küste entlang gefahren, sondern hab abgekürzt und bin gleich rüber auf die andere Seite nach Dahmeshöved. Wieder ein Flautenloch, aber bei Großenbrode kam wieder Wind. Dummerweise aber von vorne und es hieß kreuzen. Mit Einbruch der Dunkelheit hab ich dann aber Heiligenhafen erreicht.
Wollte nicht noch einen Liegeplatz im Hafen, da ich ja alles nötige an Bord hatte. Und die Anfahrt zum Hafen wäre auch wieder eine ganz schöne Strecke hinter dem Graswarder entlang gewesen. Wegen der Enge des Fahrwassers dort natürlich mit Motor. Also hab ich vor dem Eingang geankert - so langsam hab ich ja Übung. Ich wußte daß es dort flach ist und hab mich langsam nach vorne getastet. Die Tiefe fiel unter 1,5m und das Schwert kam hoch - kein Problem, dazu kann man es ja hoch holen. Bin dann noch etwas weiter gefahren und auf einmal zeigte das Echolot wieder 4m an. Prima, dachte ich. Hab noch ein paar Kreise gefahren um die Tiefe zu kontrollieren und dann den Anker geworfen. Der war verdächtig schnell auf Grund. Hab mir erstmal nichts weiter dabei gedacht und nur kontrolliert daß er hielt und bin in die Heia.
6.8.10 Heiligenhafen - Heikendorf bei Kiel
Pustekuchen! Als ich bei Licht ins Wasser schaute waren das keine 4m Wassertiefe. Paddel ins Wasser gehalten - 1m! Das Echolot beharrte aber auf den 4m. Die Anzeige war also Müll! War das das vom Boden und dann vom Schiff wieder zum Boden reflektierte Signal? Es war Sandgrund, der eigentlich ein gutes Echo hätte geben müssen. Schätze, daß die Software im Echolot für diese Tiefen nicht gemacht ist und dieses Signal als fehlerhaft verworfen hat und das fehlerhafte als das korrekte angesehen hat. Wie dem auch sei: Mit diesem Echolot also im Flachwasser aufpassen und keine Ansteuerungen ins extrem Flache bei Dunkelheit machen.
In Heiligenhafen hatten meine Eltern damals ein Ferienhaus. Also mußte ich da mal an Land gehen und schauen, wie es heute dort aussieht. Immer noch dieses gräßliche Ferienzentrum mit dem Betoncharme der 70er. Die Segelschule in der ich vor 30 Jahren das Segeln gelert habe, gab es noch und auch die Schulboote waren noch dieselben. … jedenfalls vom selben Typ. ;-) Vieles im Ort war modernisiert, aber diesem Kurcharakter kann ich wenig abgewinnen …
Hier hat alles angefangen … ;-)
Nun hieß es wieder Anker auf und den letzten Teil der Reise in Angriff nehmen. Zuerst blies es noch mit 3 Bft. und ich konnte einen Anlieger nach Kiel fahren. Leider ließ der Wind mehr und mehr nach und vor Laboe hab ich dann Abends gegen 20:30 die Maschine angeworfen. Ich wäre sonst nie angekommen. Vor Heikendorf, gleich gegenüber den Schleusen zum Nord-Ostseekanal, ist eine nette Bucht wo ich mich dann hin gepackt habe.
Sonnenuntergang bei Flaute vor Kiel
7.8.10 Heikendorf bei Kiel - Brammer Bank
An diesem Tag stand der Nord-Ostsee Kanal auf dem Programm. Ein ganzer Tag unter Motor. Die Landschaft war zwar ganz schön, aber das Motoren nervig. Da man nahe des Ufers fahren mußte, konnte man den Autopiloten nicht nutzen. Jedenfalls nicht für längere Zeiten. Man mußte ständig nachkorrigieren und hatte somit wenig Pausen.
In Brunsbüttel mußte ich, da ich mich an die Anweisungen im Merkblatt halten wollte, noch zum Gebührenanleger und meine Gebühren bezahlen. In Kiel hätte man beim Schleusenwärter bezahlen sollen, aber der kam dort nicht vorbei und ich konnte, da ich ja alleine unterwegs war, auch nicht kurz vom Schiff wegsprinten. Dazu war dort die Zeit zu kurz. Und hinterher war auch keine Stelle wo ich nochmal hätte anlegen können.
War einigermaßen voll in der Schleuse
Also hatte ich das “Problem” bis Brunsbüttel vertagt. Aber dort gab es keinen Gebührenanleger (mehr?). Und mit meinen 6,5m Breite wollte ich mich dort auch nicht in den Yachthafen zwängen - der war ziemlich eng. Aber der Schleusenwärter, den ich angefunkt hatte, hat mich in die Schleuse gebeten - wir würden das dann regeln, meinte er. Hab dann in der Schleuse festgemacht und bin kurz zur Zahlstelle gesprintet. War gerade kein Verkehr und so durfte ich die Schleuse mal kurz als Parkplatz nutzen.
Als ich auf der Elbe war, war es wieder dunkel. Nachtfahrten sind kein Problem, man muß sich ja nur an den Tonnen entlang hangeln. Aber ich hatte keine Lust mehr und wollte Pause machen. Ich kannte ja die Brammer Bank gegenüber von Glücksstadt. Eine Sandbank, die mit einer Nase flußabwärts dort liegt eignet sich gut als Ankerplatz hinter der ich mich dann verstecken konnte. Also per GPS hinter die Nase manövriert und das Eisen nochmal ins Wasser geworfen. Es war kurz vor Hochwasser und bei 4m Wassertiefe müßte ich dann auch bei Niedrigwasser noch schwimmen. Trockenfallen ist zwar kein Problem, aber Schwell von vorbeifahrenden Großschiffen könnte vielleicht Probleme machen - also lieber Wasser unterm Kiel lassen.
8.8.10 Brammer Bank - Wedel
Morgens bei Niedrigwasser kurz mal nach dem Rechten geschaut. Lag goldrichtig an der Uferkante bei 1 m Wassertiefe - genau wie geplant. Hatte aber noch keine Lust aufzubrechen und mich nochmal hingelegt. Später, als ich dann los wollte war Windstille - aber 2 kn Strom die Elbe hoch. Wenn man ins Wasser schaute hätte man denken können daß ich schon in Fahrt wäre. Es machte keinen Sinn auf Wind zu warten, also Anker auf und unter Motor in Richtung Heimat. Den schiebenden Strom muß man mitnehmen. Spart Sprit!
Am Ende von Pagensand kam dann ein bißchen Wind auf, also Segel hoch und Motor aus. Was für eine Wohltat. Viel hat es aber nicht gebracht. Kurz nach den Hochspannungleitungen bei Hetlingen mußte ich den Motor wieder an machen. Aber dafür konnte man das Schiff schon hafenklar machen und um 16:20 lag ich, nachdem ich auch noch getankt hatte, wieder an meinem Liegeplatz.