Englischer Kanal (2007)
Geplant war in zwölf Tagen von Cherbourgh aus die englische Kanalküste hoch zu segeln um dann in Imuijden die praktische Prüfung zum SSS anzugehen. So viel zum Plan.
Aber von Anfang an: Nach Elba wurde mir der englische Kanal als anspruchsvolles Seegebiet empfohlen. Das wollte ich dann mal machen und fand diese Strecke nur als Ausbildungstörn. Eigentlich wollte ich ja keinen weiteren Schein mehr machen, aber wenn ich schonmal auf dem Schiff war, konnte ich ja auch die Praxisprüfung versuchen. Wenn ich die dann schaffen sollte, …
Dummerweise kam das Schiff von den Azoren und hatte schlechtes Wetter. Sie hatten viel und starken Wind von vorne, so daß sie Cherbourgh nicht rechtzeitig erreichen konnte. Also mußten wir umdisponieren und sind stattdessen nach Brest gefahren. Diesen Hafen konnte das Schiff dann auch am Sonntagmorgen so gerade erreichen. Wir kamen am Nachmittag an - also knapp Zeit um das Schiff zu lüften und trocken zu legen.
Das aber bedeutete, daß unsere zu segelnde Strecke um 300 sm länger wurde. Wir mußten uns also ran halten um rechtzeitig in Ijmuijden zu sein. Montags mußten wir noch einen Hafentag einlegen, weil der Wind zu schlecht stand und wir nicht vom Fleck gekommen wären. Aber so hatten wir Zeit den Proviant zu besorgen und das Schiff seeklar zu machen. Der besuch im Supermarkt, der nicht ganz in der Nähe des Hafens war, war bemerkenswert. Da alle mit der Bahn angereist waren hatten wir kein Auto zur Verfügung. Also wie die Sachen zu Schiff bekommen? Taxi war der Plan, aber als wir mit 3 Leuten und 5 Einkaufswagen im Laden standen kam auf einmal ein Mann vorbei und fragte, ob wir Segler seien. Es war der Marktleiter, der uns dann mit seinem Privatwagen zum Hafen kutschiert hatte. Einen Mitarbeiter hat er noch mitgenommen, damit die anderen nicht laufen mußten … Netter Service!
Dienstag ging es dann los. Das Wetter war noch nicht gut und als wir um die Ecke ins offene Meer bogen, gab es auch ein paar Wellen. Wir hatten den Abend vorher den Geburtstag von Jörg gefeiert und das ist einigen nicht gut bekommen. Nur noch 3 nicht-seekranke blieben dann übrig. Glücklicherweise gehörte ich dazu. ;-) Aber das war es dann auch mit Wind und Wellen. Ab da hatten wir nur noch leichte Winde und offenbar hatten wir auch Bewuchs am Schiff. Also war überwiegend der Motor mit an damit wir es noch schaffen konnten.
Wir kamen dann eine Stunde später als geplant am Kap de la Hague an. Keine Chance mehr rum zu kommen. Ich saß gerade unter Deck und schaute mir die Karte an, da bemerkte ich, daß das GPS zu tanzen begann. Demnach mußten wir im Kreis fahren, aber vom Lichteinfall durch die Fenster her war dem nicht so. Als ich dann an Deck schaute, was los war, sah ich im Wasser Strömungsmuster, wie man sie von schnell fließenden Flüssen kennt. Und wir waren ein paar Seemeilen vom Land entfernt! Mit Segel und Maschine kamen wir nicht gegenan.
Die Alternative jetzt 6 Stunden auf der Stelle zu stehen gefiel uns gar nicht, also sind wir umgedreht und nach Alderney abgelaufen. Unser einziger Landgang auf dem Törn. Den Rest mußten wir durch fahren, häufig auch mit Unterstützung der Maschine. Kurz vor Dover haben wir noch eine Pause eingelegt und ein paar Stunden geankert, weil der Gezeitenstrom gegenan gestanden hätte, dann ging es weiter. Aber wir haben Imuijden rechtzeitig erreicht. Ein Tag Üben war allerdings nicht viel, so daß unsere Prüfungen nicht die besten waren - es hat aber gereicht.