Mein "Sommer"törn 2012: Zu den Scillies, den Kanalinseln und etwas Bummeln entlang der englischen Südküste.

Hier die Kartenansicht der Strecke extern bei Google-Maps

Los geht’s

Eigentlich wollte ich schon längst unterwegs sein. Aber die Bastelaktionen am Schiff haben sich etwas länger hin gezogen: Erstmal die Solarzelle getauscht. Die alte hatte delaminiert und lieferte nur noch weniger als 500 mA. Jetzt gehen bei Sonne fast 2A in die Batterie. ;-) Mal sehen ob das meinen Tagesbedarf an elektrischer Energie decken kann). Auch einen neuen Solarladeregler hab ich mir gegönnt, der nochmal ein paar Prozent Ladeleistung bringt. Dann mußte das GPS getauscht werden. Es war im Frühjahr wegen Altersschwäche ausgefallen. Als letztes hab ich noch die Kurzwellenfunkanlage und -Antenne vorbereitet um auch fernab der Küste noch e-Mails, GRIB-Files und Wetterberichte zu bekommen. Auch das Flaggenzertfikat für mein Schiff hab ich noch rechtzeitig bekommen (Dank an das BSH für die prompte Bearbeitung) - die Franzosen fordern das. War mir erst recht spät aufgefallen … Ich hab mich mit den ganzen Sachen nicht sonderlich beeilt - mich treibt im Moment ja keiner (außer die Jahreszeit), aber jetzt ist alles erledigt und es kann los gehen. ;-)

Den Anfang der Reise plane ich erstmal in großen Etappen zu beginnen. Erstmal will ich schnell zum südwestlichsten Punkt meiner Reise, den Scillies. Es wird ja langsam spät im Jahr und das Wetter wird mit fortschreitender Jahreszeit ja tendenziell schlechter. Danach werde ich das Tempo reduzieren und die englische Südküste lang bummeln. Ungefähr bei Plymouth soll es dann über den Kanal zu den Kanalinseln gehen. Dort plane ich noch etwas zwischen den Inseln zu bummeln. Anschließend soll es dann halbwegs zügig entlang der Küste Richtung Heimat gehen. Vor Belgien wird’s dann wegen der dortigen Sände vor der Küste vielleicht nochmal etwas spannender.

Die erste Woche

1.8.12: Wedel - Glücksstadt

Tja, mit den großen Etappen ist’s nichts geworden. Die Tiden liegen ungünstig - Hochwasser ist entweder mitten in der Nacht oder Mittags. Die Elbe hinunter muß man mit ablaufendem Wasser fahren und bei den Ostfriesischen Inseln geht es nur um Hochwasser durch die Seegatten auf die Nordsee. Das begrenzt das Zeitfenster in dem man Strecke machen kann.

Mit anderen Worten: Erstmal wollte ich überhaupt los kommen. Also am 1.8. die Leinen los und die Elbe runter. Kurz vor Glückstadt fiel mir auf, daß der untere Block, der die Wanten spannt auf der Steuerbordseite merkwürdig aussah. So als ob da eine Achse gebrochen wäre. Wäre ja ein guter Anfang der Reise gewesen. Bin also in die Glückstädter Nebenelbe abgebogen und hab erstmal den Haken raus geworfen. Der Block erwies sich als reparabel - es war “nur” eine Schraube lose und hing auf halb Acht. Wieder angezogen und gut is.

2.8.12: Glücksstadt - Ostemündung

Am nächsten Tag war, wie gesagt, erst Mittags Hochwasser. Bei wenig Wind kam ich zudem auch nicht wirklich vorwärts, so daß es nur bis zur Oste gereicht hat. Den Ankerplatz dort kenne ich ja schon zur Genüge.

3.8.12: Ostemündung - Wangerooge

Am dritten Tag ging es dann endlich auf die Nordsee. Um 6:40 hieß es Anker auf. Anfangs waren es angenehme 3 Bft. und die Elbe raus machte die Schnegge gute Fahrt. Richtung Ostfriesische Inseln hieß es dann erstmal kreuzen. Dabei nahm der Wind auch noch ab und war zwischenzeitig sogar ganz weg und außerdem stand noch der Tidenstrom mit 1kn gegenan. Eine Robbe und ein Schweinswal kreuzten meinen Kurs und sorgten für etwas Abwechslung. Mit Glück war Wangerooge noch zu schaffen. Der Wind wechselte häufig die Stärke und auch 3 Gewitter zogen über mich weg. Aber nichts von den angekündigten Gewitterböen mit Bft. 8 aus SW zu merken. Nur Regen, aber keine Windböen. Die See war glatt wie ein Babypopo, so daß ich das mit dem Hochwasser im Seegat nicht so ernst nehmen mußte. Immerhin kann ich ja auf 40cm Tiefgang (bei verminderter Manövrierbarkeit) reduzieren. Solange also noch Wasser im Gat steht … ;-)

Um 18:30 hatte ich dann die Harle erreicht - die Ansteuerungstonne vor dem Seegat von Wangerooge - bei bestem Sonnenschein und leichten Winden. Erstmal mit dem Feldstecher die Lage gepeilt. Die 2. Tonne lag offenbar in einem Brandungsgebiet und wippte teilweise recht ordentlich. Mit andern Worten: Dort ist es flach und das bißchen Welle bricht sich dort schon auf der Barre. Also etwas warten. Um 19:30 hatte sich die Situation gebessert, ich dachte ich wage es und bin los gefahren. Um 21:16 konnte ich dann den Anker hinter Wangerooge im Watt fallen lassen. Da ich am nächsten Morgen ja gleich weiter wollte wäre ein Hafen nur rausgeworfenes Geld …

4.8.12: Wangerooge - Dorumer Nacken, Baltrum

Tag 4: Das späte Hochwasser ließ mich etwas ausschlafen. Um 11:30 konnte es erst los gehen. Durchs Gat ging es problemlos. Draußen waren angenehme 2-3 Bft., allerdings mußte ich kreuzen. Kein Tag für Rekordstrecken. Wieder kamen mir Gewitter entgegen. Allerdings blieben sie auf Land und ich bekam nichts ab.

Norderney war an dem Tag nicht zu schaffen, also hieß es zwischen Langeoog und Borkum hinter die Inseln zum Pennen verziehen. Ich hatte einen Kartensatz von 2011 dabei. Man sagt ja, daß man mit den aktuellsten Karten fahren soll, aber fürs Seegat bei gutem Wetter dachte ich mir, daß ich auch mit dem Satz auskomme. Man muß ja sowieso nach den Tonnen fahren, die nach jedem Sturm anders gelegt werden … Aber bei der Ansteuerung von der Acumer Ee kam ich doch ins Grübeln. Nach GPS war ich genau an der Ansteuerungstonne, aber die Tonne war weit und breit nicht zu sehen. Die Landmarken machten Sinn - das GPS war also nicht defekt. Hab mit dem Feldstecher in die Runde gepeilt, aber die Tonne war definitiv nicht da. Weiter im Westen konnte ich Fischer sehen, die Heim fuhren. Dort war auch eine rote Tonne zu sehen. Gut, dann muß das Fahrwasser da hinten sein. Da die See immer noch glatt war und kein Wind herrschte bin ich querfeldein rüber motort. Von 12m Wassertiefe ging es aber runter auf weniger als 5 Meter. Auf der landwärts gerichteten Seite konnte ich auch ein bißchen Brandung sehen - also erstmal weiter Richtung See halten wo ich auch ein weiteres rot und grünes Tonnenpäärchen gefunden hatte. Derweil den einkommenden Verkehr beobachtet - dort war definitiv die “Fahrrinne”. Jetzt hieß es nur noch aufpassen, daß keine Untiefe auf meinem Weg lag, denn ich kam ja quer von der Seite … Aber es paßte. Ins Fahrwasser eingedreht und ab hinter die Inseln. Auf der Barre standen noch 3.8m Wasser. Gut, es war weitab vom Hochwasser, aber das wußte ich ja. Wegen des glatten Wassers hatte ich das einkalkuliert gehabt. Die Ansteuerungstonne hab ich dann am nächsten Tag gefunden - sie lag komplett woanders!

Ich wollte wieder keinen Hafen nehmen, denn bis dahin wäre es wieder ein Stück hinter die Insel zu fahren. Da ich morgens gleich weiter wollte (diesmal wollte ich das Nacht-Hochwasser mal nutzen um wenigstens ein bißchen Strecke machen zu können). Also hab ich mir eine Stelle am Eingang zum Wattfahrwasser nach Borkum ausgesucht. Dort war Platz wo man zwischen 2 Ruhezonen für die Robben und Seevögel Ankern konnte. Genau in dem Moment kam dann das Gewitter runter, das ich schon die ganze Zeit hab aufziehen sehen. Das einzige Mal, wo unter dem Gewitter übrigens Wind war - so um die 6 Bft. Also in strömendem Regen und mit Windböen um mich rum den Ankerplatz gesucht und den Haken geworfen.

Der Ankerplatz war O.K. Allerdings war dort teilweise ein Tidenstrom von 2kn. Da sich die Schnegge nicht entscheiden konnte, ob sie sich nach dem Wind oder dem Strom ausrichten sollte, lag sie quer im Strom, was ordentliche Geräusche am Unterwasserschiff machte. Keine Situation für einen geruhsamen Schlaf.

5.8.12: Dorumer Nacken, Baltrum - Borkum

Am nächsten Morgen war Dämmerung im 05:00. Also aus den Federn und raus auf See. Es war zwar schon wieder reichlich nach Hochwasser, aber noch sollte genug Wasser über der Barre stehen. Jedenfalls mehr als gestern als ich rein fuhr. Hab mich kurzzeitig verfranzt, weil ich im Dunkeln erstmal meine Tonne nicht gefunden hatte. (Das nächste mal peile ich am Abend vorher mit dem Feldstecher und schreib mir die Peilung auf!) Aber dann ging es raus auf See. Anfangs wieder angenehme 3 Bft., die dann aber weniger wurden. Also war nur noch Borkum drin - ein recht langer Weg von draußen bis in den Hafen - aber es gibt keine Alternative. Auf dem Weg dorthin schlief der Wind ein und die arabischen Winde mußten einspringen.

Mit dem ablaufaufenden Wasser mußte ich dann auch noch gegen den Strom an motoren - der Gegenstrom ging dann auf 2kn hoch - aber ich mußte da durch. Einen anderen Hafen gibt es da nicht, so daß ich erst gegen 16:00 in Borkum fest gemacht habe.

6.8.12: Borkum - Ameland - Borkum

Am Montag den 6.8. war es dann so weit. Der Sprung über die erste Landesgrenze stand an. Ich war noch etwas fertig von den Tagen davor, so daß ich die Leinen erst um 06:45 los geworfen habe. Im Nachhinen stellte sich das als Fehler heraus. Der Wind war recht frisch und ich hoffte gute Strecke machen zu können. Allerdings kam er aus Südwest und es hieß wieder kreuzen. Zuerst kam aber erstmal eine Front auf mich zu. Sicherheithalber hab ich das Groß mal gerefft. Stellte sich als gute Idee heraus, denn der Wind legte zu und ich konnte entspannter segeln. Dummerweise haben mich die Winddreher in der Front jeweils auf dem falschen Fuß erwischt und mich zurück geworfen. Dann setzte der Gegenstrom ein und ich machte beim Kreuzen kaum noch Boden gut. Erst gegen 12:00 wurde es besser und ich fing an Boden gut zu machen. Eine Gewitterwolke zog heran. Diesmal hab ich die Winddreher richtig erwischt und gegenüber einem anderen Segler den ich vor mir gesehen hatte viel Boden gut gemacht. Unter dieser Wolke war auch wieder Wind, so daß ich im Regen nochmal das Groß gerefft habe. Dann war die Wolke durch, der Wind wurde weniger und das Reff aus dem Groß geschüttelt.

15:00 Uhr. Das GPS war auf unter 5° Länge gesprungen, der Wind drehte gerade in eine für mich günstige Richtung als es “Knack” sagte. Die Fock fing an zu killen - Fockfall gebrochen! Ohne Fock macht die Schnegge aber am Wind überhaupt keine Fahrt. 16sm bis zum nächsten Ankerplatz bei Seegang gegen die Wellen zu motoren wäre mindestens eine Quälerei geworden, wenn es denn überhaupt gegangen wäre. Nein, es gab nur eine Alternative: Zurück nach Borkum. :-( Immerhin stand der Wind günstig, so daß es schneller ging. Zwar hatte ich schon wieder den Tidenstrom gegen mich, aber mir raumem Wind machte die Schnegge so um die 6-7 Knoten durchs Wasser - da machte der Knoten Gegenstrom nicht so viel aus. Langer Rede kurzer Sinn: Um 21:30 war ich wieder in Borkum im Hafen. 15 Stunden und 80 sm gesegelt, aber nicht vom Fleck gekommen. Aber auch solche Tage gibt es halt.

Fast hätte ich es vergessen: Kurz vor dem Hafen fiel mir die folgende Wolkenformation über Borkum auf:

Windhose über Borkum Windhose über Borkum Windhose über Borkum

Den Montag bin ich in Borkum geblieben, hab repariert und Vorräte aufgefüllt. Morgen geht es dann nochmal über die Grenze …

Woche Zwei

8.8.12: Borkum - Vlieland

Also nochmal die Strecke nach Vlieland in Angriff genommen. Bin ein klein wenig früher los und das Hochwasser war jetzt ja auch etwa eine Stunde später. Der Wind stand noch bei SW und so kam ich gut aus der Ems raus. Draußen erwischte mich dann der Gegenstrom - aber irgendwann hätte ich ihn so oder so gegen mich gehabt. Der Wind war anfangs recht frisch. Anfangs bis 5 Bft. rauf, so daß ich mit dem Gedanken spielte langsam mal zu reffen. Aber es mußte nicht sein. Der Wind flaute dann wieder ab, blieb aber bei 3 Bft. Fast ideale Bedingungen, denn auch die Sonne brannte mir auf den Pelz. Wegen des Windes war ich aber trotzdem eingepackt ins Ölzeug. Nur die Windrichtung war suboptimal - ich mußte kreuzen. Das macht die zu segelnde Strecke länger - und die Strecke an sich war ja lang genug.

Dann ein Nachlässigkeitsfehler ich hatte vergessen das vordere Luk ordentlich zu schließen. Beim Gegenanbolzen kam ordentlich Wasser übers Vorschiff - mit dem Ergebnis das meine Matratze, das Kopfkissen und der Schlafsack naß waren. :-( Naja, wer nicht hören kann … ;-) Also erstmal Schlafsack und Kopfkissen strategisch günstig im Cockpit verteilt, so daß die Sonne sie trocknen konnte ohne daß Spritzwasser das Ergebnis wieder zunichte machte.

Der Wind flaute mehr und mehr ab - die Ankunftszeit verschob sich mehr und mehr nach hinten. Aber es gab unterwegs keine vernünftige Alternative. Hinter Terschelling am Eingang zu Vlieland kann man auch nicht schnibbeln. Man muß recht weit raus fahren, da dort eine Untiefe weit raus reicht. Ich habs versucht, aber die Brandung auf meiner linken Seite sagte mir deutlich, daß es da drüben nicht weiter ging. Also weiter raus halten - auch wenn’s schwer fällt.

Die Sonne ging schon unter und gegen 21:30 konnte ich dann endlich abdrehen um Vlieland anzulaufen. Bis dahin war es aber noch ein Stück. Es wurde also langsam dunkel. Der Wind kam jetzt achterlich und dadurch ging die Fahrt auf 2 Knoten runter. Also doch den Motor an gemacht und die letzten 5 Meilen motort. Die Tonnen sind dort aber beleuchtet, so daß die Navigation keine großen Probleme bereitet. Es sind nur recht viele Tonnen und man muß schon die Kennungen auszählen, um nicht zur falschen Tonne zu fahren. Bei Dunkelheit durch Strömungsgebiete zu fahren hat schon was. Sieht fast so aus, als wäre vor einem Land wenn sich das Wasser da kräuselt. Und man wurde auch recht nahe an den Sanbänken vorbei gelotst, die wegen des Niedrigwassers deutlich sichtbar waren. Aber da das Wetter ja ruhig war - kein Problem. Der Hafen sah mir voll aus - ich wollte sowieso ankern, denn da ich morgens ja gleich wieder weiter wollte … Also weiter hinten in einem Pulk von anderen Yachten geankert. Nach fast 17 Stunden und 100 sm durchs Wasser fiel dann endlich der Haken ins Wasser - und ich in die Koje. Nicht in die vordere noch nasse, sondern ich hab mich hinten in den ‘Salon’ gelegt - den Schlafsack hatte ich schon wieder trocken bekommen.

9.8.12: Vlieland - Texel

Am nächsten Tag dachte ich eigentlich bis Ijmuiden zu kommen. Nach den 100 sm vom Vortag schienen 65 sm machbar. Also um Sieben raus aus den Federn und die Hühner gesattelt. Tja, Pustekuchen! Der Wind hatte auf NW gedreht. 3 Bft. sind eigentlich nicht schlecht - nur platt vor dem Laken macht man da keine Fahrt. So wurden es nur 3-4 Knoten. Dazu kam - wie sollte es anders sein, ein Gegenstrom von 1.5 - 2 Knoten, so daß über Grund im Schnitt nur 3 Knoten übrig blieben.

Gegen halb Elf funkte man mich auf einmal an. Komisch! Schnell nochmal in die Karte geschaut - Mist, ich war in ein Schießgebiet geraten. So war es dann auch. Wir verabredeten meinen neuen Kurs, damit ich schnell da wieder raus kam und man bedankte sich für meine Kooperation während an der Küste ganz klein die Kampfjets bei ihren Zielübungen zu sehen waren.

Vor dem Wind ist langweiliges Segeln. Also die feuchten Matrazen hoch geholt, damit sie trocknen können. Auch auf meinen Solarlader hab ich geschaut. Keine der LEDs brannte mehr. Also angefangen zu messen. Die Solarzelle lieferte 21 V, die auch am Lader anlagen. Daran kann es nicht liegen. Hab sicherheitshalber die interne 15 A Sicherung des Laders gecheckt - durchbrannt. Zum Glück hab ich Ersatz an Bord gehabt. Nun brennen die LEDs wieder - nur laden tut er immer noch nicht. Behauptet steif und fest, die Batterie sei voll und die Ladeleuchte glimmt manchmal kurz auf. Der Batteriecomputer behauptet aber, daß 30 Ah aus der Batterie entnommen sind - wer hat nun Recht? Ich denke der Batteriecomputer, denn dessen Werte machten bisher immer Sinn. Werd mal eine Mail an den Händler des Solarladers schreiben - mal sehen, vielleicht kann ich auf der Reise ja noch was basteln. Meßgeräte hab ich ja mit. Vielleicht muß man ja nur eine Referenzspannung neu kalibrieren.

Um Zwölf hab ich dann den Spi gesetzt. Den zusätzlichen Knoten Fahrt konnte ich gut gebrauchen, auch wenn man jezt mehr Aufmerksamkeit beim Kurs braucht und auch dauernd am Spi rum zupfen muß, damit er steht. Hab ja sonst nichts weiter zu tun.

Um 13:00 näherte sich auf einmal ein schnelles Schlauchboot. 4 dunkel gekleidete Personen an Bord. Eine halbe Stunde vorher hatte mich ein Kreuzer der Küstenwache überholt gehabt. Von dem stammte das Schlauchboot wohl, denn es stand “Customs” dran. Die wollten tatsächlich zu mir. Ich dachte schon, daß es jetzt einen Strafzettel wegen des Schießgebiets gibt. Sie kamen näher und zwei Mann kamen während der Fahrt (mit gesetztem Spi) zu mir an Bord. Einfach mit dem Motorboot gegen meine Seite gefahren. Bei so einem Gummiboot gibt es ja keine Kratzer und Seegang war ja auch keiner. Nein, es war nur eine normale Zollkontrolle. Ich hab erstmal den Spi runter genommen, damit man entspannter fahren kann und die Matratze zur Seite geräumt, damit man sitzen kann. Papiere hervor gekramt - ich hatte sie vorsorglich ja in einen Ordner gepackt und griffbereit. Alles O.K. Sie fragen mich noch aus wo ich her käme, wo ich hin wolle und ob ich durchgefahren sei (wohl um abzuchecken ob ich wirklich noch in der Lage war dem Verkehrsgeschehen zu folgen, oder ob ich bereits am Einschlafen war), dann verabschiedeten sie sich wieder. Nein, durchfahren ist bei mir nicht. Ist mir zu hart- ich bin im Urlaub und nicht in einem Rennen. Entspannter Schlaf muß sein! Der Spi hatte sich beim Bergen etwas vertörnt gehabt und es brauchte eine Weile bis ich ihn entwirrt hatte, dann wieder hoch damit und weiter im Text.

Ijmuiden war definitiv nicht mehr zu schaffen. Also bin ich an der Südspitze von Texel fürs Nachtlager abgebogen. Ich wollte auch noch die Wasserstagen etwas mehr spannen und so bin ich kurz hinter Texel auf den Strand gefahren, damit ich ums Schiff laufen kann, die Bolzen lösen und die Drahtseile spannen - zwei Umdrehungen reichten. Bin dann dort geblieben. Der Hafen von Den Helder auf der gegenüberliegenden Seite sah mir nicht so prickelnd aus. Da stehen nur große Industriebauten rum. Lieber in der Natur am Strand bleiben.

Am Strand von Texel Am Strand von Texel Am Strand von Texel

10.8.12: Texel - Ijmuiden

Am Morgen war erstmal kein Wind. Spiegelglattes Wasser und ein ganz leichter Hauch von undefinierbarer Richtung. Der Wetterbericht sprach für das Seegebiet auch von “schwach umlaufenden” Winden. Innerlich habe ich mich schon auf einen weiteren Liegetag vorbereitet, denn 36 sm hieße so um die 7 Stunden motoren. Darauf hatte ich überhaupt keinen Bock. Erstmal wieder hinlegen, bzw. am Solarlader basteln. Der behauptet nämlich steif und fest, daß die Batterien voll seien und lädt daher nicht, obwohl die Sonne scheint. Der Batteriecomputer dagegen zeigt an, daß von den 144 mir zur Verfügung stehenden Amperestunden nur noch 100 in den Batterien sind - die Batterien sind also definitiv nicht voll. Das gibt wohl eine Mail an den Lieferanten. Vielleicht bekomme ich ja ein Austauschgerät in irgendeinen Hafen auf der Strecke bzw. eine Reparaturanleitung. Auch das wäre in Ordnung.

Als ich dann um halb Elf die Nase raus gesteckt habe war auf einmal Wind. 3 Bft. aus Süden - dabei sollte der Wind doch auf Osten drehen. Bleibt er stabil oder ist es nur eine kleine Bö? Erstmal rasieren, Frühstücken und Kaffee kochen. Um halb Zwölf war der Wind immer noch da - Abflug!

Ab hier sind die Rastplätze sehr übersichtlich. Ijmuiden, Scheveningen, dann die Industriestädte Rotterdam etc. - da will man nicht hin - und dahinter dann erst wieder Vlissingen oder gegenüber Breskens. Ansonsten ist da nichts - man könnte nur noch vor der Küste irgendwo vor dem Strand ankern - aber dabei ist mir doch etwas mulmig. Keine Landzunge, hinter der man sich verstecken könnte. Wenn da ein Wetterumschwung kommt sitzt man in der Scheiße. Also bleiben nur diese Häfen …

Gereicht hat es bis Ijmuiden, da ich ja erst spät los gekommen bin. Nochmal die Batterien mit Landstrom laden, duschen, morgen Vorräte ergänzen. Wenn der Wind morgen gut steht, dann geht es vielleicht bis Breskens, sonst muß ich noch einen Zwischestop in Scheveningen machen. Und hinter Breskens soll dann der Sprung über den Kanal erfolgen.

11.8.12: Ijmuiden - Stellendam

In Ijmuiden mußte ich noch dringend eine Schraube besorgen. Also das Fahrrad aus dem Schwimmer geholt und in Richtung Stadt geradelt. Da sollte ein entsprechender Laden sein. Ich hab ihn gefunden und er hatte sogar auf (es war ja Samstag. Eine halbwegs passende Schraube hatte er - etwas zu lang, aber man kann sie ja absägen. Locktite hatte er nicht - dann muß ich halt öfters kontrollieren, ob die Schraube noch fest sitzt. Im Hafen gab es einen “Supermarkt”, der offen hatte. Dort einzukaufen war keine gute Idee - Mondpreise! Bei der Lage - selbst mit Fahrad kommt man nicht in den Ort - kann man es sich wohl erlauben.

Ich hatte inzwischen 20 Liter Sprit, ungefähr die Hälfte meines Vorrats, verfahren. Also noch schnell die Reservekanister wieder aufgefüllt, damit ich voll betankt bin und los ging’s. Erstmal war überhaupt kein Wind. Aber ich war ja schon unterwegs. Und Ijmuiden lädt auch nicht so zum weiteren Verweilen ein. Nix los da. Nach einer Stunde kam dann aber doch der Wind. Angenehme 3 Bft. aus Ost. So macht das Segeln Spaß!

Ich wollte nicht schon in Scheveningen wieder in den Hafen. 20 sm waren mir zu wenig für einen Tag. Entgegen meiner Ausführungen oben hab ich dann aber hinter dem Hoek van Holland doch eine Gelegenheit in der Karte gefunden zu ankern. Dort liegt eine Sandbank/Insel (die Hinderplaat) vor einer Bucht. Dahinter ist man geschützt. Außerdem war ja nicht viel Wind angesagt und die See ruhig. Also noch Strecke machen und dort hin. Es gibt dort 2 Einfahrten. Eine ordentlich betonnte “unten” rum - also erstmal nach Westen und dann wieder zurück hinter die Insel. Hätte mich gut und gerne eine oder zwei Stunden mehr als der Weg oben rum gekostet. Der Weg war aber komplizierter. Keine richtige Betonnung. Von Rückwärts gesehen gab es zwar ein Fahrwasser, aber es hörte mittendrin einfach auf. Danach kamen nur zwei Sperrgebiete mit einem schmalen Kanal dazwischen. Die Wassertiefe dort (bei Ebbe) war teilweise mit 60 cm angegeben. Allerdings war ich 2 Stunden vor Hochwasser da - also steht dort zu der Zeit etwa ein Meter mehr Wasser. Ziemlich sportliche Sache! Ich mußte ziemlich nah ran fahren um die Sperrgebiets-Tonnen überhaupt erst einmal erkennen zu können - das war ja mein Eingang zu dieser Passage. Auf beiden Seiten die gleiche Farbe nämlich Gelb. Nicht ganz einfach auseinander zu halten welche davon nun auf der linken und welche auf der rechten Seite lagen. Wenn man nahe dran ist, kann man es aber erkennen. Mit langsamer Fahrt hab ich mich vorgetastet. Der Wind kam mit 4 Bft. von der Seite - also nicht zu langsam werden und möglichst nicht auf der Steuerbord-Seite auflaufen, denn dann drückt einen der Wind nur noch mehr ins Flache. Einmal hab ich kurz nicht aufgepaßt und die Verfärbung des Wassers nicht ernst genommen und schon war es passiert - ich war aufgelaufen. Ganz langsam, so daß man es fast gar nicht merkte - und natürlich auf der Steuerbordseite! Aber ich kam wieder frei ohne aussteigen und schieben zu müssen. Langsam weiter. Keine ausgeprägten Tiefenlinien an denen man sich orientieren könnte, sondern einfach eine flache Badewanne. Wenn es nun flacher wurde - hieß das es wird links wieder tiefer? Oder rechts? Oder wird es allgemein flacher und es geht vielleicht gar nicht weiter? Ich hatte keine Lust dort aufzulaufen - denn es war nahe Hochwasser und das Wasser würde nicht mehr viel steigen. Aber umkehren wollte ich auch nicht. Mit 1.6 Meter Wasser hab ich es dann zum “Fahrwasser” geschafft. Also eine Wassertiefe, wie in der Karte angegeben. Ab da konnte ich dann wieder etwas Gas geben.

Das Ankern hat diesmal auch nicht auf Anhieb geklappt. Mit dem 10 kg Cobra Anker - eigentlich überdimensioniert für meine leichte Nußschale - hab ich 3 Versuche gemacht. Keinmal hat der Anker gehalten. Ich hatte mit dem Anker noch nie Probleme gehabt. Also meinen Zweitanker raus geholt - einen “Fortress” Plattenanker. Auch bei dem hatte ich das Gefühl, daß ich ihn durch den Boden ziehen würde. Aber nach 2 Versuchen hab ich es drauf ankommen lassen. Hab ja 2 GPS-Ankerwachen laufen, die Lärm machen wenn ich abtreibe. Ich lag aber auf konstanter Position.

12.8.12: Stellendam - Oostende

Am anderen Morgen lag ich immer noch da. Der Anker lag in ganz feinem schwarzen Schlick. Beim hoch holen hat sich auch eine große Muschel zwischen den Platten verklemmt gehabt - ich hab sie aber wieder rein geworfen. Der Anker hat also doch gut gefaßt, auch wenn ich das Gefühl hatte, daß ich ihn durch den Schlick ziehen würde, wenn ich an der Ankerleine gezogen hatte.

Nun ging es ab nach Belgien. Vor Belgien liegen fiese Sandbänke, aber bis Oostende kann man als Sportboot bei gutem Wetter noch gefahrlos drüber fahren. Es stehen dort mindestens 2.9 Meter Wasser über den Sänden. Der Wind begann mit frischen 4 Bft. aus Osten. Die Schnegge pflügte mit 7 Knoten und mehr durch die Nordsee - da war mir der Gegenstrom von etwas mehr als einem Knoten egal. In meine Richtung fuhr wenig. Überholt habe ich eine kleinere Yacht und wurde von einer 50 Fuß Yacht mit Spinnaker überholt - Länge läuft halt und so viel Wind als daß ich meine Gleiter-Eingenschaften hätte ausspielen können hatten wir noch nicht. Vor Oostende schlief der Wind dann langsam ein. Aber nicht ganz bis zur Flaute. Gegen 20:00 stand ich dann kurz vor Oostende - hatte bei dem wenigen Wind unterwegs schonmal was gefuttert so daß ich nach dem Anlegen gleich in die Heia gehen konnte. Der Wind schien gerade eingeschlafen zu sein, da kam er plötzlich wieder. Aber statt aus Osten nun aus Südwesten und gleich mit 4 Bft und böig. Ich hatte ob der fortgeschrittenen Zeit schon mit dem Gedanken gespielt gehabt, neben der Hafeneinfahrt von Oostende vor dem Strand zu ankern. Die angesagten 2-3 Bft. aus Ost wären ablandig gewesen, die See war ruhig - das hätte man machen können - aber so. Nein, doch lieber in den Hafen fahren.

Vor dem ersten Yachtclub von der Hafeneinfahrt aus gesehen hab ich eingeklappt und voller Hoffnung in den Yachthafen geschaut. Keine Chance. Der war komplett voll. Sie lagen schon in 3er Päckchen. Ich hab nicht versucht dort hinter der Schleuse in die zwei anderen Yachthäfen dort zu gelangen. Ich wollte ja morgens früh weiter - und da stört eine Schleuse zwischen mir und der Nordsee doch gewaltig. Aber weiter hinten gab es noch den RYCO - eine sehr verwinkelte Konstruktion. Im Dunkeln mußte ich mich erstmal länger orientieren und bin dann an die Außenseite eines Schlengels gegangen. Da hing ein riesen-Fender für große Boote aber nach 22:30 wird da wohl keiner mehr kommen. Im Hintergrund fährt eine Straßenbahn und in der Stadt scheint ein Fest zu sein - Musik schallt herüber. Ein Kontrast zu der Stille in den Ankerbuchten. ;-) Jetzt schnell die Augen zu machen um morgen früh raus zu kommen. Wenn der Wind gut steht und stark genug ist, kann ich über den Kanal gehen. Dover sind von hier 62 sm Luftlinie - bei gutem Wind ist das zu schaffen.

13.8.12: Oostende - Dunkerque

Um Sechs Uhr morgens also aus den Federn. Hier hinten im Hafen war nur wenig Wind. Erstmal ablegen und ausklappen. Als ich dann in Richtung Hafenausfahrt fuhr wurden am Kai die gelben Funkellichter eingeschaltet. Heißt: Eine Fähre läuft ein oder aus. Und die haben hier absolute Vorfahrt. Bei gelbem Funkellicht ist der Hafen für die Anderen gesperrt. Als erstmal eine halbe Stunde im Hafenbecken rum dümpeln. Dann war die Fähre drin und erst dann konnte ich weiter. Draußen war ebenfalls nur wenig Wind. Und ziemlich genau aus Südwest.

Ich war untentschlossen. Hier den Kanal versuchen zu queren ist ein recht langer Weg. Bei genauerem Hinsehen wurde er sogar noch länger, da auf dem Weg diverse Verkehrstrennungsgebiete für die Großschifffahrt liegen, denen man als Sportboot auch ausweichen muß. Die 60 Seemeilen wären also deutlich mehr geworden. Und bei leichtem Wind ist das eine Strecke, die an einem Tag nicht mehr vernünftig zu schaffen ist. Blieb also nur, die belgische Küste runter zu fahren - kreuzen bei leichtem Wind - da sollte mit Glück Dunkerque (aka Dünkirchen) machbar sein. Gut, bei dem wenigen Wind und ohne Seegang kein großes Problem …

Als ich mich dann endlich entschieden hatte, die Küste runter zu fahren, hatte der Wind ein bißchen mehr auf Südost gedreht, so daß ich gerade so einen Anlieger fahren konnte. Die Geschwindigkeit war nicht berauschend, aber immerhin. Wenn das mit dem Anlieger so weiter geht und der Wind noch etwas zulegen würde, wäre vielleicht sogar Calais drin. Aber erstmal schlief der Wind gegen 10:00 komplett ein. Kaffee kochen und mal schauen - den Motor mache ich nur an, wenn es nicht anders geht. Nach einer halben Stunde oder so kam wieder etwas Wind. Aber diesmal aus Nord! Auch gut - Wind von hinten ist auch nicht schlecht. Macht ein entspanntes Segeln. Dann sprang der Wind nach einer weiteren kurzen Flautenperiode wieder auf Südost bis Ost und weiter ging es Richtung Dünkirchen. Richtig spannend wird es kurz vor Dünkirchen. Da gibt es nur noch einen “Kanal” direkt unter der Küste und um den zu treffen muß man den Eingang treffen, die Zydcoote Passage. Er ist betonnt, also kein Problem bei halbwegs guter Sicht. Aber die Seekarte ist gespickt mit Wracks die hier links und rechts auf den Sänden liegen …

Gegen 15:00 kurz vor Dünkirchen, der Wind hatte an Stärke etwas zugelegt - jetzt waren es so 3-4 Bft., war Calais im Bereich des Möglichen. Die Schnegge rauschte mit 6-7 Knoten durchs Wasser und der Gegenstrom war nicht mehr der Rede wert. Da sprang der Wind urplötzlich - d.h. innerhalb von 5 Minuten - von Südost auf Südwest und ging auf 4-5 Bft. hoch. Hinter Dünkirchen geht es weiter nur in einem Kanal zwischen Sandbänken. Grobe Richtung Südsüdwest. Ich hätte also 10 Seemeilen gegen 4-5 Bft. in einem recht engen Kanal ankreuzen müssen. Technisch kein Problem, auch mit Gegenverkehr hab ich auf der Elbe gelernt umzugehen. Aber danach kamen nochmal ein paar Seemeilen weitere Kreuz bis man die Untiefen vor Calais umfahren hat und man umkehren kann um Calais anzulaufen. Denn Calais kann nur von Westen her angelaufen werden - ganz direkt geht nicht - auch nicht für die Schnegge! Kurz überschlagen: 25 Seemeilen kreuzen. Ganz optimistisch geschätzt: Wenn ich 4 Knoten in die Zielrichtung gut machen würde (Kommt da wieder Gegenstrom oder nicht? Ist auf der Kreuz tödlich - macht jeden Speed zunichte.) Wäre ich erst bei Dunkelheit dort angekommen. Besucher"parkplätze" werden dann auch vergeben sein - wo also pennen? Nein, es gab nur eine Lösung - ab in den Hafen von Dünkirchen, wo ich jetzt liege.

Mal wieder die Vorräte ergänzt und ausruhen für Morgen. Da soll es jetzt endgültig über den Kanal gehen: Von Dünkirchen nach Calais und kurz hinter Calais dann den Kanal queren und in der Gegend von Folkestone die englische Küste erreichen. Entweder rein nach Folkestone oder in der Bucht dahinter ankern - mal sehen wie dort die Wind und Seegangsverhätnisse sind. Im Zweifel in den Hafen. Und 45 Seemeilen sind keine unmögliche Distanz. Natürlich nur, wenn genügend Wind ist - sonst müssen die Pläne wieder zeitnah angepaßt werden. ;-)

14.8.12: Dunkerque - Dungeness

Am letzten Tag der zweiten Woche soll es jetzt endlich über den Kanal gehen. Ablegen um halb Neun. Vor dem Hafen die Segel gesetzt und Kurs West. Der Wind kam mit lauen 2 Bft. aus Südwest - genau ausreichend für einen Anlieger. Vor Dünkirchen West hat der Wind aber etwas mehr nach West gedreht und ich mußte kreuzen. Da er auch noch schwächer wurde war das bei dem herrschenden Gegenstrom tödlich - ich kam nicht mehr von der Stelle. Um halb zwei hab ich dann aufgegeben und die arabischen Winde zu Hilfe gerufen. In der Nähe des Verkehrstrennungsgebiets kam dann gegen 16:00 aber wieder etwas Wind. Ein bißchen kalkuliert - der Motor kann aus. Auch wenn der Wind wieder schwächer wurde - ich war eisern und hab gesegelt. Der Verkehr im Kanal war überschaubar und im Moment nichts in der Nähe was mir gefährlich werden konnte. Das Ganze bei schönstem Sonnenschein. Nur südwestlich von mir zog es sich zu und im Südosten, also da wo ich her kam waren riesige Cumulus-Wolken über dem Kontinent - aber noch nicht gewittrig. Um 19:00 war ich dann nahe des Randes des Verkehrstrennungsgebiets auf der englischen Seite. Da auch hier kein Verkehr war, hab ich meinen Kurs südlicher geändert um noch mehr des noch mitlaufenden Stroms mitnehmen zu können. Bis zu der Stelle wo ich ankern wollte war es noch weit. Kurz drauf ging der Wind weg und ich mußte wieder den Motor an machen. Geschätzt noch 3 Stunden bei den aktuellen Bedingungen. Es wurden dann aber fast 5 Stunden. Der Strom kenterte inzwischen und ging gegenan, so daß ich erst gegen halb Eins mitten in der Nacht in der Bucht vor Dungeness meinen Anker werfen konnte. Schnell nochmal die Tide gecheckt - nahe Hochwasser, also paßt die Wassertiefe von 6.5m. Nur hatte der Wind inzwischen, unbemerkt von mir, aufgefrischt. Er kam jetzt mit 3-4 aus Osten. Da ich die ganze Zeit nach Westen motort hatte, fiel das nicht so auf, denn der Fahrtwind hatte den wahren Wind ja fast aufgehoben. Gut, aber für die paar Stunden wollte ich es riskieren. Der Wind ist nicht das Problem, aber ich hoffte, daß sich in der Zeit kein nennenswerter Seegang aufbauen würde. Drumrum war es ja ruhig - wo sollte er her kommen? Trotzdem wurde mein Schlaf natürlich nicht tief.

Zwischendurch um halb vier nochmal die Lage gecheckt. Wassertiefe noch 3 Meter - O.K. Auch der Wind war so geblieben und die Wellen nur etwas mehr geworden. Später auch noch den Wetterbericht der BBC abgehört. Es wurde für das Gebiet Ostwind Stärke 4 bis 5, gelegentlich 6 angesagt, der später auf Süd drehen sollte. Gute Bedingungen für mich, da sollte ich vom Fleck kommen.

Woche Drei

15.8.12: Dungeness - Brighton

… und die fing gut an. Um halb sieben (ich hatte die Bordzeit der britischen Zeit angepaßt, also eine Stunde früher) den Anker hoch. Es wehte bereits mit 5 und so war das eine ziemliche Plackerei, denn bei dem Wind zerrt die Schnegge schon ganz gut am Ankergeschirr. Dann die Segel gesetzt und ab ging’s. Es war etwas ungemütlich und mir war wohler, als ich dann erstmal das Groß gerefft habe. Später ließ der Wind aber nach und das Reff konnte ausgeschüttelt werden. Der Wind kam noch aus Osten, also achterlicher Wind und nahm langsam ab auf 2-3. Allerdings befand sich das Barometer im freien Fall. Es stand beim Anker heben auf 1010 mb und fiel bis 12:00 auf 1004 mb - das bedeutet nichts Gutes! Ich wußte ja, daß westlich von mir in der Gegend von Plymotuh Starkwind vorhergesagt war - sind das die Ausläufer davon?

Ich fuhr schön nach GPS weil es so bequem war. Dann kam gegen 14:00 Brighton in Sicht. Laut Reeds ist die Hafeneinfahrt nicht so einfach zu sehen und man sollte auf ein gelbes hohes Haus zu halten. Das war da und so bin ich drauf zu gefahren. Links davon ragte eine Seebrücke ins Meer - auch das paßte. Also hab ich draußen das Groß geborgen um mich nur unter Fock dem Hafen zu nähern. Aber wo war er? Weit und breit nichts zu sehen! Nochmal das andere GPS auf dem Handy gecheckt - das war gar nicht Brighton! Lag das ums Kap herum und ich hatte meinen Track über Land gelegt gehabt? Hätte nie gedacht, daß mir das passieren könnte. Also mit der Fock angeluvt und ums Kap rum gefahren. Da merkte ich was der eigentliche Fehler war: Ich hatte bereits den Nullmeridian überquert. Die Länge von Brighton ist westlich und nicht östlich. Bei Positionen in der Nähe des Nullmeridians fällt diese Fehler nicht sofort auf, da er dort nur kleinere Positionsabweichungen nach sich zieht.

Also die Position korrigiert und weiter im Text. Bei der Entfernung mußte auch das Groß wieder hoch, also wieder ausgepackt und gesetzt. Dann nahm der Wind zu. Die Schnegge sauste mit 9 Knoten, in der Spitze waren es auch mal 12, durchs Wasser daß es eine Freude war. Aber bei dem Seegang wollte ich nichts riskieren und hab etwas Fahrt raus genommen indem ich das Groß wieder auf Stufe Eins gerefft habe. Dann drehte der Wind mehr und mehr nach Süden und nahm dabei zu. Aus dem Halbwindkurs wurde ein Anlieger und es wurde ungemütlich. Mal auf den Windmesser geschaut - 30 Knoten Wind, satte 7 Bft.! Reff 2 in Groß und Fock waren jetzt angesagt. Ich war inwzischen auch schon etwas müde - geschlafen hatte ich ja nicht lang und tief - so daß ich auch nicht mehr optimal gefahren bin. Erstmal nur überleben und daher immer etwas zu viel Höhe gelaufen, was natürlich Fahrt kostete. Neben mir war Newhaven, aber ich wollte ja nach Brighton. Im Notfall hätte ich mich aber dahin zurück ziehen können. Ein bißchen später ließ der Wind dann aber nach und vor Brighton hatten wir schon wieder “angenehme” 5 Bft. Diesmal war es das richtige Brighton. Segel verpackt in den Hafen und dort nach einem Liegeplatz geschaut. Zu allem Überfluß bin ich dann beim Anlegen auch noch ins Wasser gefallen! Zum Glück ist der Hafen windgeschützt und die Schnegge trieb langsam gegen den Steg. Aber ärgerlich war, daß die Schwimmweste ausgelöst hat. Jetzt hab ich eine weniger bis ich die CO2-Patrone ersetzt habe … Egal - das Bad war jedenfalls erfrischend und nicht zu viele Leute haben diese peinliche Aktion gesehen. ;-)

16.8.12: Brighton - Bembridge

Den Morgen in Brighton hab ich erstmal ruhig angehen lassen. Der Strom setzte erst ja gegen Mittag in meine Richtung und der Wind sollte dann auch etwas abflauen. Im Moment war er mit 5-6 Bft. noch etwas ungemütlich. Dankenswerterweise hatte eine örtliche Segelschule ein offenes WLAN und so hab ich ein paar Mails abgesetzt. ;-)

Relativ spät, nämlich erst gegen halb Eins hab ich dann die Hühner gesattelt. Noch einen weiteren Tag wollte ich nicht in Brighton verplempern - ich will ja wohin. ;-) Der Wind hatte noch gute 5 Bft., aber als ich die Segel oben hatte war es ganz angenehmes Segeln. Gestern war ich zu fertig gewesen und konnte, als die Bö durch war, mich nicht mehr dem Wind richtig anpassen. Heute lief es aber wie am Schnürchen. Ich hatte die Reffs erstmal drin gelassen - machte das Segeln angenehmer. Später flaute der Wind, wie vorhergesagt, etwas ab und ich konnte ausreffen und mit voller Segelfläche weiter fahren. Der Wind war ein Anlieger. Hab sicherheitshalber etwas mehr Höhe gefahren als erforderlich - für den Fall daß der Wind doch etwas mehr nach Westen dreht. Lieber etwas mehr Höhe haben, als später kreuzen müssen.

Bis kurz vor die “Boulder Street” hatte ich mitlaufenden Strom. Da kenterte er und ging recht schnell auf einen Knoten Gegenstrom hoch. Ich wollte nicht außen rum fahren, sondern hab mir die Boulder Street ausgeguckt gehabt. Da muß man zwischen zwei Untiefen durch - die aber betonnt sind. Aber dort ums Kap kommt der Gegenstrom - und zwar mächtig. Hatte dort 3 Knoten von vorne! Gut daß genug Wind war und ich 6 Knoten durchs Wasser machte - da blieben mir noch 3 Knoten Rest. Dahinter sank der Gegenstrom schnell wieder auf einen Knoten - konnte ich verschmerzen. Die Isle of Wright war mein Ziel - Bembridge ist ein kleiner Hafen an der Ostküste. Als ich da ankam hab ich zwei Yachten draußen ankern sehen. Außerdem lagen weiter hinten eine Menge Boote an Bojen. Also schnell umgeplant und geankert. Dann spare ich mir das Einklappen im Hafen - und die Liegegebühren. ;-)

In der Nacht wurde es etwas unruhig. Es entwickelte sich ein bißchen Seegang. Wohl weil die Untiefen vor Bembridge dann überspült waren und der Schwell dann drüber konnte. Später beruhigte sich die Sache wieder. Der Anker hat aber gehalten - allerdings 100m geslippt. Was bei der Sitution aber kein Problem war.

17.8.12: Bembridge - Weymouth

Der Solent ist ja legendär, also wollte ich ihn mir auch anschauen. Der Wind aus Süden stand dafür quasi optimal. Und auch die Tide passte. Genau wenn ich durch den Solent bin sollte am anderen Ende bei den Needles der maximale auslaufende, also in meine Richtung setzende, Strom stehen. Also ran an den Feind. Beim Heben des Ankers hatte ich freundliche 4 Bft. aus Süden. Aber als ich in den Solent einfuhr wuchs der Wind auf 5 an. Noch nichts dramatisches, aber dazu kamen trockene Böen mit 6 und mehr. Also Reff 1 in Groß und Fock - und selbst dann mußte ich noch aufpassen. War da ein Verkehr! Nicht Berufsschifffahrt, sondern Segler. Alles Voll! Und ein Regattafeld neben dem anderen. Muß man in England am Freitag Vormittag nicht arbeiten? 8-) Also mußte ich den Regattafeldern ausweichen. Auch der Wind stand hier etwas ungünstiger - Kreuzen war angesagt. Dann war ich durch und bei den Needles konnte ich wieder einen Anlieger fahren. Bei dem Wind machte die Schnegge dann so 8 Knoten durchs Wasser - dazu kam der Gezeitenstrom mit bis zu 4 Knoten, so daß ich teilweise 12 Knoten über Grund hatte. =:-)

Leuchtturm am der Westspitze der Isle of Wight Leuchtturm am der Westspitze der Isle of Wight Leuchtturm am der Westspitze der Isle of Wight

Anschließend ging es mit halbem Wind und 4 Windstärken erstmal weiter. Vor Saint Alban’s Head bin ich nicht weit genug raus gefahren sondern in die Störungen durch den Strom gekommen. Sonst war ja ruhige See aber dort war es ungemütlich. Wellen aus allen Richtungen, die man auch nicht ausfahren konnte. Selbst da hatte ich schon grünes Wasser über Deck! Bei schlechteren Bedingungen heißt das also weiter raus fahren. Weiter hinten gab es dann noch ein ähnliches Feld. Nicht ganz so heftig, aber in der Karte stand hier, daß hier “Overfalls”, also Brecher entstehen können. Ich werd mir das auf jeden Fall für die Scillies und die Kanalinseln merken - da gibt es weitere solcher Gebiete - und abgeblich sind die auch noch heftiger. Gut daß ich hier schonmal einen Vorgeschmack bekommen habe.

Aber unter der Küste scheint es noch einen Weg zu geben. Ich hab mindestens zwei Boote da lang fahren sehen - und die waren schnell unterwegs! Einheimische vermutlich, denn in der Karte stand nichts.

Anschließend schlief der Wind mehr und mehr ein. Viel Strecke war an dem Tag nicht mehr drin. Also hieß Weymouth das Ziel. Auf dem Weg dahin hab ich an der Küste ein paar malerische Ankerbuchten gesehen. Aber sie waren nach Süden und Südosten offen - daher wo der WInd im Moment kommt. Nein, auch wenn er im Moment schwach ist und auch keine Dünung herrscht - das will ich nicht riskieren. Wenn doch mal Wind kommt, dann hängt man dort nämlich in der Mausefalle. Und bei kurzen Wellen mag die Schnegge auch den Motor nicht - ich wäre also verraten und verkauft dort. Nein, Weymouth ist die richtige Alternative. Dort hab ich mich neben die Hafeneinfahrt gepackt und geankert. Bin wieder zu faul zum einklappen - und morgen soll es ja gleich weiter gehen. Sollte es heut nacht ungemütlich werden kann ich ja immer noch schnell in den Hafen schlüpfen. ;-)

18.8.12: Weymouth - Dartmouth

Es war eine sehr geruhsame Nacht. Überhaupt kein Seegang, fast wie in der Badewanne. Als ich dann morgens um Acht den Kopf aus dem Luk steckte: Nebel! Begrenzender Faktor waren wieder diesmal die Bedingungen beim “Bill of Portland”. Das ist das Kap dort und dort treffen die Gezeitenströme der zwei “Buchten” aufeinander. Das ergibt angeblich äußerst ungemütliche Bedingungen. Selbst bei gutem Wetter sollte man da nur bei Stillwasser (Hochwasser + 3 bis Hochwasser + 4) lang fahren. Ansonsten müßte man 3-5 sm nach draußen fahren um das Gebiet zu umfahren. Ich wollte natürlich den kurzen Weg - der Umweg hätte locker ein bis zwei Stunden gekostet. Stillwasser war an dem Tag ab 11:14 BST. 7 sm Anfahrt bis dorthin, also um 09:00 die Hühner satteln. Jetzt nur noch entscheiden wie ich mit dem Nebel umgehen wollte. Um Neun hatte es etwas aufgeklart - ich konnte den Strand wieder sehen. Also los. Die kritische Passage waren die beiden Hafenausfahrten von Portland. Danach kann von der Seite eigentlich nur noch wenig kommen - nur von Vorne. Das schien mir beherrschbar. Also los.

Kurz nachdem ich los bin legte der Nebel wieder einen drauf. Kaum noch was zu sehen. Sichtweite vielleicht noch 100 Meter oder so. Aber ich war nunmal unterwegs, also erstmal schauen. Bei der ersten Hafeneinfahrt klarte es etwas auf - also rüber. Danach zog es sich wieder etwas zu, aber auch bei der 2. Hafenausfahrt klarte es in wundersamer Weise wieder auf - diesmal für länger. Die Sicht besserte sich dann sogar so weit, daß man teilweise sogar 2 sm weit schauen konnte - geradezu paradiesische Zustände. Der Wind kam ziemlich genau von vorne. Also den Motor an gelassen. Keine Experimente auf dem Weg zum Bill of Portland. Dort muß ich pünktlich sein. Dort angekommen merkte man durchaus, daß es dort ungemütlich ist. Selbst bei Stillwasser war das Wasser dort unruhig und die Wellen kamen aus allen Richtungen. Dabei herrschte ja gar kein nennenswerter Seegang. Nein, dieser Hinweis ist ernst zu nehmen. Im Zweifel das Gebiet umfahren ist eine gute Idee.

Nebel Nebel Nebel

Bill of Portland Bill of Portland Bill of Portland

Bill of Portland hab ich noch im Nebel umrundet. Dann konnte ich abfallen und endlich die Segel setzen - Kurs Dartmouth von dem mir mein Stegnachbar erzählt hat, es sei der schönste Hafen Englands - mal sehen. ;-) Es war zuerst ein Anlieger dorthin. Später drehte der Wind ein wenig mehr nach Westen, so daß ich die Höhe nicht halten konnte. Aber der Wind blies mit um die 3 Bft. so daß ich ordentliche Fahrt machte. Es klarte mehr und mehr auf und gegen Mittag kam sogar die Sonne durch. Was will man mehr. Einigermaßen Wind, glatte See und Sonne!

In Höhe der Tor Bay bei Berry Head kam ich auf der gegenüberliegenden Seite der “Bucht” an. Nicht schlecht! Von da noch ein paar Kreuzschläge und ich wäre in Dartmouth - dachte ich. Aber es kam natürlich anders. Erstmal schlief der Wind ein. Es war schon nach 18:00 und noch 10 Seemeilen bis Dartmouth. Also den Motor an gemacht. Eine halbe Stunde später dann wieder etwas Wind - Motor wieder aus. Das Groß hatte ich vorsichtshalber stehen gelassen und nur die Fock weg gerollt gehabt … Wieder eine halbe Stunde später: Nebel! Nett - eine Ansteuerung eines unbekannten Hafens bei Nebel. Gut, mit GPS ist das heutzutage nicht mehr ganz so schlimm. ;-) Der Wind schlief dann wieder ein und zudem setzte ein Gegenstrom von fast 2 Knoten ein. Bei dem schwachen Wind machte ich aber bestenfalls 3 Knoten Fahrt durchs Wasser. Keine Frage - die arabischen Winde mußten wieder her. Und da es zudem auch neblig war hab ich das Groß runter genommen und verpackt. Es war unwahrscheinlich, daß ich es heute nochmal brauchen würde. Der Nebel war dann nicht ganz so dicht. Eine Seemeile konnten man wohl schon schauen. Zudem trafen sich vor der Einfahrt von Dartmouth noch 3 andere Boote die dort rein wollten - ich war also nicht alleine.

Die Einfahrt war spektakulär. Der River Dart ist ein Einschnitt in der Steilküste. Allerdings geht es nicht geradeaus, sondern gleich ander Küste macht der Dart noch einen Knick. Man fährt also zwischen Steilhängen die links und rechts näher rücken den Dart hinauf - erstmal auf eine Felswand zu. Dazu die tief hängenden Wolken bei einbrechender Dämmerung. Sehr Eindrucksvoll! Nachdem man nahe genug dran war und um die Ecke schauen konnte, lag Stadt in kompletter Windstille vor einem. Auf dem Dart jede Menge Boote. Machte einen sehr einladenden und behüteten Eindruck.

Da vorne soll es nach Dartmouth gehen Da vorne soll es nach Dartmouth gehen Da vorne soll es nach Dartmouth gehen

Immerhin - die erste Tonne ist zu sehen.

Nette Wohnlage ;-) Nette Wohnlage ;-) Nette Wohnlage ;-)

An der Einfahrt der erste Blick auf den Ort An der Einfahrt der erste Blick auf den Ort An der Einfahrt der erste Blick auf den Ort

Dartmouth bei Nebel in der Dämmerung Dartmouth bei Nebel in der Dämmerung

Dartmouth bei Nebel in der Dämmerung Dartmouth bei Nebel in der Dämmerung Dartmouth bei Nebel in der Dämmerung

Die ausgewiesenen Anlegeplätze für die Besucher - alle voll. Nach einer ausgiebigen Runde durch das Hafenbecken gab es nur eine Entscheidung - Ankern in dem dafür vorgesehenen Gebiet in der Mitte des Flusses. Da hier mehr als 9m Wassertiefe herrschen wollte ich nicht vor meiner 30 m Bleileine, die ich sonst im Watt verwende, ankern. Das Längen/Tiefenverhältnis ist dafür zu schlecht. Also hab ich das erste Mal die Kette angeschäkelt. Uff, das wird eine Plackerei - das merke ich schon beim runterlassen des Ankers. Die 30 m Kette wiegen ja 50 kg. Jetzt hängen 10 m Kette runter bis auf den Grund. Diese Länge hab ich also immer am Arm wenn ich den Anker hebe (plus die 10 kg Anker im Endstück. Aber da zerrt das Schiff dann nicht mehr an der Leine). Nach Adam Riese sind das rund 17 kg Kette die ich halten muß ohne daß ich das Boot einen Meter gezogen habe. Wenn jetzt noch Wind herrscht der zusätzlich an der Kette zerrt - bei mehr als 4 Windstärken schaffe ich es dann wohl nicht mehr, den Anker von Hand zu heben. Das muß ich im Hinterkopf behalten. Jetzt ist er aber erstmal unten und hier im Hafen herrscht Windstille - man liegt ja zwischen hohen Bergen.

Liegt es am Wochenende? An Land ist Remmi-Demmi. Es ist jetzt 0:30 und immer noch schallt die Musik in voller Lautstärke vom anderen Ufer herüber … Ich geh aber erstmal in die Heia. Ich denke ich lege hier mal einen Ruhetag ein und rudere morgen mal an Land …

19.8.12: Dartmouth, Ruhetag

Wie sagte mein Stegnachbar? Der schönste Hafen Englands! Nun, ich kenne ja nicht alle, aber ich denke für einen Platz auf den Top Ten sollte es allemal reichen. Die Lage ist einfach herrlich. Zwischen den Bergen liegt der Dart mit dem Hafen. An den Hängen nette kleine Häuser, der Rest grün. Keine Hochhäuser oder ähnliche häßliche Bauten. Sogar die Eisenbahn die hier am Ufer entlang fährt hat noch eine Dampflokomotive!

Ich hab erstmal ausgeschlafen, etwas gelesen, weiter gedöst … Von See her kamen Nebelschwaden den Dart herauf - offenbar waren draußen nicht die besten Sichtbedingungen. Ich wollte aber sowieso den Tag über hier bleiben. Dann wollte ich mal umparken. Mir war der Abstand zu den Fischerbooten am Ponton neben mir etwas klein. Also Anker hoch - auch als Test wieviel Arbeit das mit der Kette wirklich macht - eine Menge! Ich kam ganz schön ins Schwitzen. Mein nächster Versuch zu ankern gefiel mir nicht. Zu nah an einem Nachbarn - also nochmal Anker hoch. Beim nächsten Versuch dasselbe. Wieder Anker hoch. Diesmal bin ich eine Lücke weiter gefahren und nochmal von vorn. Der Erste Versuch - wieder zu nah am Nachbarn. Beim dritten Versuch hab ich es dann so belassen. Noch etwas nah, aber akzeptabel. Später kam noch ein Tommie vorbei und legte sich neben mich - in eine Entfernung, in die ich mich nicht getraut hätte. Gut, er machte den Eindruck zu wissen was er tat.

Immer wieder Nebelschwaden, die den Dart hinauf zogen Immer wieder Nebelschwaden, die den Dart hinauf zogen Immer wieder Nebelschwaden, die den Dart hinauf zogen

… 10 Minuten später aber dann bestes Wetter … 10 Minuten später aber dann bestes Wetter … 10 Minuten später aber dann bestes Wetter

Dann Landgang. Hab das Schlauchboot ausgepackt und aufgepumpt. Der Dart hatte ordentlich Strömung und ich mußte ackern um drüben anzukommen - ganz schön sportlicher Tag. An Land war es netter als ich gedacht hatte. Die Häuser waren nicht auf Teufel komm raus modern, sondern atmeten die Geschichte des Ortes aus. Der Spaziergang war richtig nett! Und ich entdeckte auch einen Spar-Laden, der offen hatte - und das am Sonntag. Rein und eingekauft - hatte sicherheitshalber ja den Rucksack mitgenommen. Zurück zum Schlauchboot und wieder durch die Strömung zurück zur Schnegge. Das war mehr Arbeit an dem Tag, als hätte ich den Tag gesegelt.

So sieht die Einfahrt von der anderen Seite aus So sieht die Einfahrt von der anderen Seite aus So sieht die Einfahrt von der anderen Seite aus

Da unten irgendwo ankert die Schnegge Da unten irgendwo ankert die Schnegge Da unten irgendwo ankert die Schnegge

Die Bucht mir Dampflok im Hintergrund Die Bucht mir Dampflok im Hintergrund Die Bucht mir Dampflok im Hintergrund

Beidseits der Einfahrt wehrhafte Burgen: Du kommst hier nicht rein! Beidseits der Einfahrt wehrhafte Burgen: Du kommst hier nicht rein! Beidseits der Einfahrt wehrhafte Burgen: Du kommst hier nicht rein!

Nachts hat es dann geregnet. Ein leiser Nieselregen - hatte was beruhigendes.

20.8.12: Dartmouth - Fowey

Am nächsten Morgen Sonnenschein. Nochmal kontrolliert wann ich das Kap (den “Start Point”) umrunden darf. Auch hier ist Stillwasser empfohlen. Mit einkalkulierter Anreise hieß das um 09:00 starten. Es ist dann 10:00 geworden, aber der Wind briste auf so daß ich trotzdem pünktlich ankam. Das Wasser war ein bißchen unruhig, aber die Durchfahrt, wie angekündigt, problemlos. Erster Plan war nach Plymouth zu fahren. Die Glübirne von meinem kleinen Ankerlicht war durchgebrannt. Das große Licht zieht viel zu viel Energie aus den Batterien - und so wollte ich in Plymouth nach Ersatz schauen.

Es lief aber gerade so gut. Gegen 15:00 lag Plymouth querab. Ich war schon weiter draußen geblieben. Der Wind kam aus Südwest und ich mußte nach Westen einen knappen Anlieger fahren. Auch der Strom war mit mir, so daß ich entschieden habe weiter zu fahren. Die Bedingungen waren einfach zu günstig. Und das Ankerlicht brauche ich erst auf den Scillies - davor sollte noch Gelegenheit sein in einem Hafen nach Ersatz zu schauen.

Wohin also für die Nacht? Fowey lag günstig. Fast ein Anlieger dort hin. Auf dem Weg dorthin fiel mir eine nette winzige Bucht auf: Polperro. Sie sah interessant aus und bei Südwestwind versprach sie auch gute Ankerbedingungen. Also mal anschauen - gegen 18:00 war ich in der Nähe.

Erstmal in die Nähe fahren und durch den Feldstecher die Lage peilen. Dort lag bereits eine Yacht. Quer zur Windrichtung, aber offenbar in sehr ruhigem Wasser. Da schaukelte nix. Also näher ran. Vor der Einfahrt zur Bucht liegen ein paar Felsen im Wasser - also sicherheitshalber die Segel geborgen und unter Motor weiter. War auch gut so. Die Bucht ist nämlich vielleicht hundert Meter lang! Eingerahmt von felsiger Steilküste. Sie fällt bei Niedrigwasser fast trocken. Ankerplatz maximal für ein Schiff! Es lagen dort auch ein paar Mooring-Bojen. An zweien davon (und zwar an den beiden guten) hatte diese Yacht festgemacht. Mir wären nur die zwei in Legerwall geblieben - vielleicht 20 m vom Ufer entfernt. Und das waren Felsen - diese diagonal gekippten Basalt-Adern die so zackig ausgewaschen sind, so daß richtig fiese Spitzen stehen blieben. (Sorry, keine Fotos - hatte alle Hände voll zu tun - aber die Küste vom Ponsence Cove sieht so ähnlich aus. s.u.)

Nein, das ging nicht. Beim anschäkeln an die Mooring Bojen hätte man keinen Fehler machen dürfen. Und wenn ich an der ersten gehangen hätte, hätte ich mit dem Beiboot eine Leine zur Heckboje ausbringen müssen. Inzwischen hätte das Boot aber nicht abdriften dürfen, denn in 20 m Entfernung waren die Felsen. Bis ich mit der Leine an der Heckboje gewesen wäre … Nein, keine Chance. Also raus, die Segel wieder hoch und weiter nach Fowey.

Laut Seekarte hat Fowey eine Menge an Besucherbojen. Also war ich guter Dinge, als ich in den Hafen fuhr. An eine Boje hängen und nicht einklappen müssen - das war der Plan. Aber nix da. Sie hingen in Dreierpäckchen an den Bojen - alles voll! Erstmal einen Kreis durchs Hafenbecken gefahren - aber nein. Wirklich alles voll. Ich mußte also definitiv einklappen. Gesagt, getan. Auch die Fender schonmal raus. Und noch eine Runde durch den Hafen auf der Suche nach einen Kandidaten neben den ich mich legen wollte. Da winkte mir einer der Hafenmeister in seinem Boot und zeigte auf eine Lücke an einem Ponton - OK, auch das war schon 2. Reihe. Nochmal umgefendert und die Leinen auf die richtige Seige gebracht. Aber nein - zu kurz. Ich paßte da nicht rein. Er wies mir dann eine Plazt an der Seite einer an einer Mooring-Boje hängenden Yacht an.

Auf dem Weg dorthin beim Rangieren brach dann die Verbindung zwischen Lenkstange und Außenborder. Der Außenborder konnten nun frei nach links und rechts drehen - so kann man nicht manövrieren. Hab einen Reparaturversuch angefangen, aber das hätte gedauert. Es war im Hafen nur wenig Wind und so hab ich mich an die zugewiesene Yacht rangemogelt - den Außenborder von Hand in die jeweils richtige Richtung gedreht, mit der andern Hand gelenkt und zwischendurch Gas gegeben. =:-) Da auf der Yacht gerade niemand an Bord war, war ich auf mich allein gestellt. Aber nahezu ohne Wind ging das - nur nicht hektisch werden. Hab mich erstmal provisorisch an die Yacht gebunden und dann mit dem Beiboot meine Leinen zu den Mooring-Bojen ausgebracht. Dann noch eine Vor- und eine Achterspring ausgebracht und das Schiff aufgeklart. Man will bei den Nachbarn ja einen guten Eindruck hinterlassen. ;-)

Als Goodie gab es dann ab halb Zehn ein Feuerwerk. Die “Nachbarn” waren inzwischen zurück gekommen und erzählten, daß gerade Regattawoche in Fowley sei - daher sei hier gerade viel los. Ich hatte es gemerkt. ;-)

21.8.12: Fowey - Ponsence Cove, Hellford River

Erstmal hieß es die Lenkverbindung des Außenborders reparieren nachdem ich aufgestanden war. Ich habe ja genügend Werkzeug an Bord. Auch war gegen Ende des Vortages der Außenlautsprecher des Funkgerätes ausgefallen. Eine defekte Lötstelle am Umschalter zwichen Funkgerät und Radio, wie sich heraus stellte. Mit dem Butan-Lötkolben konnte ich das aber fixen. Um Halb Zwölf ging es dann los. Der Wind war mit SW bis West 3-4 später 4-5 angekündigt. Mit anderen Worten: Kreuzen. Von Fowey bis zu einem Punkt vor Lizard Point waren es 34 sm gegen den Wind. Anschließend von dort nochmal 19 sm bis Penzance - der letzte Hafen vor den Scillies. Nur unter optimalen Bedigungen an einem Tag machbar. Ich bin erstmal losgefahren. Mal schauen, wie weit ich komme.

Der Wind stand bei SSW und blies meist mit 4 Bft. Am Anfang hatte ich erstmal ein Reff ins Groß gemacht, aber das konnte ich dann bald ausschütteln. Die Fahrt durchs Wasser war gut, nur die Tatsache daß ich kreuzen mußte machte meine Geschwindigkeit in Richtung Ziel zunichte. Nein, um Lizard Point herum würde es heute nichts werden. Macht ja nix - ich hab ja Zeit. Falmouth und den River Fal wollte ich mir für die Rückreise aufheben. Sieht ganz interessant aus. Kurz dahinter ist der Helford River - da wollte ich die Nacht verbringen.

Der Wind hatte etwas zugelegt und blies etwas böig mit 4-5. Den Helford River mußte ich richtig hoch kreuzen. Unter Landeinfluß bei den Steilküsten wurden die Böen richtiggehend giftig. Unterwegs war eine Schauerbö durchgezogen in der ich das Groß wieder gerefft hatte. Das war jetzt genau das richtige. Bin bis kurz vor Helford rauf gekreuzt. Da wurde es eng. Aber man sah daß es dort voll war. Kaum Chance noch eine von den Besucherbojen zu bekommen. Also umgedreht und wieder zurück zur Ankerbucht. Dummerweise hatte ich die Fock fliegen lassen. Prompt hat sie die Chance genutzt und sich ums Vorstag gewickelt. Dort ging es weder vor noch zurück. Erstmal das Groß runter - ich wollte ja sowieso gleich ankern. Die Fock war in dem Wind nicht unter Kontrolle zu bekommen. Also weiter unter Land gefahren wo ich sie in der Windabdeckung des Ufers freiwuseln konnte. Aber nicht ohne Unterbrechung. Ich trieb zwar nur langsam, aber auf einmal tauchten vor mir flachgehende Felsen im Wasser auf. Schnell nach hinten und den Rückwärtsgang eingelegt. Dann weiter im Text. Nach kurzer Zeit hatte ich sie dann klariert und konnte sie ordnungsgemäß aufrollen. Uff.

Nun den Anker klar gelegt und die potentiellen Ankerstellen angefahren. Nachdem ich mich für eine entschieden hatte runter mit dem Haken. Da die Schnegge anfing zu schwoien noch schnell eine Konstruktion für den Hahnepot an die Kette geknotet - jetzt liege ich ruhig vor Anker. Mal sehen wie morgen der Wind ist und wieviel Probleme ich haben werde den Anker wieder hoch zu bekommen. Hier brauch ich kein Fitness-Studio. ;-)

Penzance sollte morgen auf jeden Fall machbar sein. Der Wetterbericht spricht von Anfangs 5 Bft, die auf 3-4 zurück gehen sollen. Scheint so, als würden dann übermorgen gute Bedingungen herrschen um den Sprung zu den Scillies zu machen.

Die letzte APRS-Station hab ich gestern hören können - also wird auch keiner an Land meine Positionsmeldung aufgefangen haben. Ich bin also am Rande der Wildnis. =:-) Zeit die Kurzwellenfunkanlage mal auszpacken. Auch der Handy-Empfang hier am Ankerplatz ist grenzwertig. Mal sehen, ob ich diesen Text heute aktualisieren kann.

Woche Vier

22.8.12: Ponsence Cove (Hellford River)

Bester Sonnenschein und frischer Wind. Eigentlich ein guter Tag zum Segeln. Hab erstmal das Schlauchboot ins Wasser geworfen und bin mal kurz an Land gerudert - auch um ein paar Fotos zu machen. Vor den Scillies will ich ja nochmal in Penzance Halt machen. Bei den vorherrschenden südwestlichen oder westlichen Winden müßte ich von hier aus kreuzen, ansonsten wäre auch ein direkter 60sm Schlag zu den Scillies denkbar. So aber ist es besser erstmal nach Westen zu kreuzen um von dort aus dann überzusetzen.

Solange der Anker hält ein malerischer Ankerplatz Solange der Anker hält ein malerischer Ankerplatz Solange der Anker hält ein malerischer Ankerplatz(2) Solange der Anker hält ein malerischer Ankerplatz(2) Solange der Anker hält ein malerischer Ankerplatz

Hab ein bißchen getrödelt und dann über Seefunk den Wettbericht von Falmouth Coastguard abgehört. Übermorgen werden 5 Bft erwartet, allerdings bis zu 7 Bft. bei den Scillies. Das Ganze aus westlichen Richtungen - und in die Richtung müßte ich dann auch zwischen die Inseln kreuzen. Nein, kein guter Tag um überzusetzen. Also hab ich beschlossen hier zu bleiben. Der Ankerplatz ist nett und noch hab ich was zu futtern.

Also den Tag über gefaulenzt, gelesen und das Schiff aufgeräumt. Abends hab ich mich dann der Kurzwellen-Funkanlage gewidmet. Irgendwie scheint das Steuerkabel zum Antennentuner eine Meise zu haben. Manchmal tunt er, meist aber nicht. Und irgendwie bekomme ich kein vernünftiges SWR auf die Leitung. Bei SWR von deutlich über 3 ist der Wirkungsgrad nicht besonders. Kein Wunder wenn der Datendurchsatz miserabel ist. So macht das jedenfalls keinen Spaß. Da ist noch reichlich Raum zum optimieren.

23.8.12: Ponsence Cove, Hellford River

Der Wetterbericht hat sich konkretisiert. Von Westen nähert sich ein Tiefdruckgebiet:

Lyme Regis to Lands End (including the Isles of Scilly) Selsey Bill to Lyme Regis Lands End to St Davids Head including the Bristol Channel

00:01 UTC Thu 23rd Aug - 00:01 UTC Fri 24th Aug Wind Westerly, backing southwesterly, then southerly later, 3 or 4, occasionally 5 later in west. Sea State Slight or moderate. Weather Rain later. Visibility Good, occasionally moderate later.

00:01 UTC Fri 24th Aug - 00:01 UTC Sat 25th Aug Wind Southerly veering southwesterly 5 to 7, occasionally 4 at first, perhaps gale 8 later in far west. Sea State Slight or moderate, becoming moderate or rough later. Weather Occasional rain. Visibility Moderate or good, occasionally poor.

Issued at 00:01 UTC on Thursday 23rd Aug

Mit anderen Worten: Selbst wenn es Samstag Nacht abflaut ist frühestens Sonntag an die Überfahrt zu denken und der Samstag wäre für den Schlag nach Penzance. Obwohl die Dünung aus Süd am Samstag vielleicht noch ein Problem sein könnte.

Der Himmel ist im Moment komplett bedeckt und es ist kein Wind - wo sind eigentlich die 3-4 Windstärken? Bin nicht recht in die Gänge gekommen. Hab erstmal gelesen und dann war es so spät, daß ich zu faul war jetzt noch los zu fahren. Für heute reichen die Vorräte noch. Also weiter lesen und faulenzen und morgen erst nach Falmouth.

24.8.12: Ponsence Cove, Hellford River - Falmouth

Den ganzen Morgen über hat es Bindfäden geregnet. Um 09:45 dann über Funk von Falmouth Coast Guard noch eine “Gale Warning, Bft. 8 aus S expected later”. Also die Hühner gesattelt, solange hier am Ankerplatz noch wenig Wind war und ich den Anker relativ einfach hoch bekomme. Es nieselte noch und die Sicht war schlecht. Draußen besserte sich die Sicht aber etwas. Der Wind lag bei 6 Bft., aber von hinten ist das noch eine angenehme Winstärke. So war ich dann auch in weniger als einer Stunde vor der Bucht von Falmouth. Die Bucht von Falmouth ist eigentlich recht breit und auch tief. Dummerweise liegt nur genau in der Mitte der Bucht ein Felsen über den man nicht fahren kann - zum Glück ist er aber markiert. Nur bei der schlechten Sicht hatte ich Sorge, daß ich ihn vielleicht nicht sehen kann - konnte ich aber.

Ich hatte mir die Falmouth Marina ganz am Ende ausgeguckt. Ich brauchte Landstrom um die Batterien wieder zu laden und die erste Marina, gleich am Hafeneingang machte von der Beschreibung im Reeds nicht den allerbesten Eindruck. Aber die andere hatte auch ihre Macken. Erst bin ich eine Weile vor der Marina gekreist, weil ich nicht ausmachen konnte, wo nun die Besucherplätze waren. Hab dann Mitarbeiter auf dem Steg angesprchen. Der telefonierte und lotzste mich zu einem freien Platz. Da kam dann der Nachteil dieser Marina zutage. Mitten durch ihr Gebiet löäuft eine Pipeline, die bei Ebbe trocken fällt und das Hafengebiet in 2 Hälften teilt. Ich lag dahinter und konnte nur bei Flut raus. Machte aber nichts, denn die Flut lag zeitlich genau in meinem Rahmen. Also Schiff angebunden, geduscht und dann auf die Socken gemacht und eingekauft. Uff, war das eine Schlepperei. War zu faul gewesen, das Fahrrad aus dem Schwimmer zu holen - ein Fehler, wie sich heraus stellte.

Am nächsten Tag hab ich verpennt. Ich hatte das Schlauchboot aufs Vordeck gepackt, so daß es über der Vorschiffsluke lag und so meinen “Schlafraum” verdunkelte. Außerdem regnete es. Eigentlich hatte ich vor gehabt, mich an eine Besucherboje zu verholen. Dort ist es etwas günstiger und meine Batterien waren ja geladen und geduscht hatte ich auch. Aber dann war ich zu faul dazu. Bin lieber dort geblieben und hab Nachmittags nochmal einen Spaziergang in die Stadt gemacht. Da hatte es aufgeklart und kein Regen mehr.

26.8.12: Falmouth - Newlyn

Der Wetterbericht ist weiterhin ungünstig. Für den heutigen Sonntag war ein Windloch vorher gesagt, aber schon morgen und übermorgen wird wieder vor Sturm bis möglicherweise 8 Bft. aus S-SW gewarnt. Von Westen nähert sich mal wieder ein Tief das dafür verantwortlich ist. Aber ich wollte diesen Tag schonmal nutzen um mich noch weiter an die Scillies zu schieben. Also nochmal geduscht, Müll weg gebracht und dann abgelegt. Erstmal zur Tankstelle am Eingang des Hafens gefahren und aufgetankt, dann ging es los. Hab einen größeren Respektabstand um Lizard Point gehalten. Dort wird wieder vor “Races” gewarnt. Die hier sollen bei jedem Wetter ungemütlich sein. Aber ich bin offenbar weit genug raus gefahren. Das Wasser war etwas kabbelig und ein wenig ungemütlich, aber eigentlich ganz OK. Der Wind war weit entfernt von den angesagten 6 Bft. Maximal 4 Bft. waren es - sehr angenehmes Segeln.

Eigentlich wollte ich nach Penzance. Aber als ich mich dem Hafen genähert habe, fiel mir auf der Karte auf, daß da offenbar eine Schleuse am Eingang ist. Die wird im Reeds nicht erwähnt. Als ich ankam war Niedrigwasser und der Hafen zeigte dreimal rot übereinander - Hafen geschlossen. Ich hab um die Ecke gelinst und da war es klar. Es ist ein Fluttor, das nur bei Flut geöffnet ist und sonst das Becken dahinter voll hält. Man kommt also nur in einem gewissen Zeitintervall um Hochwasser in das Becken. Wann das aber ist, verschweigt der Reeds! Also bin ich nebenan nach Newlyn gefahren. Das ist eigentlich nur ein Fischereihafen ohne jeden Service für Yachties. Dort mußte ich zwar ins Päckchen weil auch dieser Hafen gut gefüllt ist, liege aber erstmal sicher. Mal sehen wie sich das Wetter entwickelt. Meine Nachbarn gehen morgen vielleicht nach Penzance - vielleicht gehe ich mit. Mal sehen …

28.8.2012: Newlyn - St. Mary’s, Isles of Scilly

Gestern hat es fast den ganzen Tag über Bindfäden geregnet. Hab daher in der Koje gelegen und gelesen. Erst gegen Abend klarte es auf. Zeit für einen Spaziergang durchs Dorf. Nett ist es hier, kann man nicht anders sagen. In der ganzen Gegen fällt mir auf, daß Hochhäuser fehlen. Viel alte Bausubstanz - hat was!

Eigentlich war für gestern Starkwind bis 7 Bft. angesagt, deswegen hatte ich ja den Hafentag eingelegt. Zu merken war davon aber nichts. Es wäre eigentlich ein herrlicher Segeltag gewesen - gut bis auf den Regen. Auch für heute waren 6-7 angesagt. Aber nach den Erfahrungen der letzten Tage hab ich mal gepokert und angenommen daß es schon nicht so schlimm kommen wird. Beim Aufstehen herrlicher Sonnenschein und leichter Wind - eigentlich fast zu leicht. Aber wir lagen ja hinter einem Bergrücken, der uns abschirmte. Erstmal raus. Anfangs 2 Bft. Ich fragte mich schon wie ich mit dem bißchen Wind die Scillies erreichen soll. Zudem kam er aus SW, so daß eine Kreuz angesagt war, die die zu segelnde Strecke ja nochmal verlängerte. Hab erstmal einen langen Schlag nach Süden gemacht und dann Richtung Land gewendet um erstmal näher an die Scillies zu fahren. Spätere Winddreher einkalkulierend fährt man so eine lange Strecke besser nicht in nur 2 Schlägen. Und so kam es auch. Der Wind drehte mehr nach Süden und ich konnte fast einen Anlieger fahren. Der Wind ging erstmal auf 3-4 Bft. hoch und die Fahrt damit auf um die 6 Knoten. Für einige Zeit, als eine kleine Front über mich hinweg zog, ging der WInd auch auf 5-6 hoch, aber alles im Rahmen. Mußte noch nicht reffen sondern konnte mich an bis zu 8 Knoten durchs Wasser erfreuen. Danach drehte der Wind noch mehr nach Süden, so daß es endgültig ein Anlieger wurde. Ganz zum Schluß mußte ich noch einen kleinen Schlag von einer Meile machen weil es nicht ganz reichte.

Da für Morgen wieder bis zu 8 Bft. angesagt sind, bin ich erstmal nach Hugh-Town auf St. Agnes gefahren. Hier gibt es Bojen an denen man festmachen kann. Kostet zwar was, ist aber dafür sicher. Zu dieser späten Jahreszeit ist nicht mehr so viel los und es waren tatsächlich einige Bojen frei. Jetzt hänge ich an einer von ihnen. ;-)

Da morgen viel Wind angesagt ist, werde ich wohl einen Landgang machen und die, gar nicht so große, Insel erkunden. Für die Tage drauf ist nur wenig Wind angesagt, so daß ich ein bißchen Insel hüpfen spielen und die hiesigen Ankerplätze erkunden kann.

Dann geht es an die Rückreise. Geplant ist immer noch bis etwa Plymouth zurück zu segeln, dann den Kanal zu kreuzen und den Kanalinseln (Jersey, Guernsey etc.) einen Besuch abstatten. Anschließend dann entlang der französischen Küste zurück …

Woche Fünf

29.8.12: Hugh Town, St. Mary’s

Sagte ich gestern, das Hängen an den Bojen sei sicher? Wie man sich irren kann! Im Hafen von Hugh-Town war etwas Schwell. Außerdem hatte der Wind, wie vorhergesagt etwas aufgebrist und blies mit 5-6 über den Hafen. Die Schnegge zerrte ganz schön an ihrem Geschirr, aber es war zu wenig Platz zwischen den Bojen um auf den Hahnepot umzusteigen damit sie ruhiger liegt. Ich lag schon in der Falle, als ich gegen 23:00 ein kurzes Plopp hörte. Kurz drauf schlug was gegen die Bordwand. Klang härter als eine Welle. Also schnell hoch und den Kopf aus der Luke gesteckt. Die Schiffe ringsherum bewegten sich … natürlich nicht. Ich war es, der sich bewegte. Es stellte sich heraus, daß meine Leine mit der ich mich an der Kette der Mooring-Boje festgemacht hatte, durchgescheuert und gerissen war. Ich trieb quer durchs Hafenbecken auf die Felsen zu. Und da ich ziemlich weit hinten fest gemacht hatte, war nicht viel Raum bis zu den Felsen. Zum Glück hatte ich den Motor im Wasser gelassen. Schnell gestartet und erstmal weg von den Felsen. Ich hätte vielleicht noch 5 Minuten gehabt, dann wäre die Schnegge auf den Felsen gewesen - Aua! Erstmal zur Boje zurück und nochmal genauso fest gemacht um erstmal wieder zu hängen. Dann hab ich aber die Ankerkette genommen und an die Mooring-Boje geschäkelt. Die Kette scheuert man so schnell nicht durch. ;-) Allerdings macht diese Konstruktion ordentlich Krach im Schwell. Nach einigem Überlegen was ich denn noch so an Bord habe, hab ich einen alten Lifebelt genommen und dessen Karabiner in den Schäkel der Ankerkette geführt - auf die Mooring-Kette paßte er nicht. So konnte ich damit die Last von der Kette nehmen - die aber angeschäkelt blieb. Sicher ist sicher!

Die Hafenbucht von Hugh-Town Die Hafenbucht von Hugh-Town Die Hafenbucht von Hugh-Town

Am Tag dann erstmal Landgang. Es stellte sich heraus, daß noch ein deutsches Boot im Hafen lag - auch Hamburger! =:-) Ein älteres Ehepaar, die über den Caledonian Channel gekommen waren. Allerdings nur mit Gegenwind, wie sie meinten. Da hatte ich es besser getroffen. Sie zeigten mir auch einen Ausrüster, wo ich erstmal einen großen Karabinerhaken für die Mooring-Leine gekauft habe. Dann ein ausgedehnter Landgang über die Insel. Hab sie mehr als zur Hälfte abgelaufen - und dabei ist es die größte der Inseln.

Insgesamt ist mir nur ein einziger Supermarkt aufgefallen. Also da rein und ein paar Sachen eingekauft. Genau während ich da drin war ist ein ordentlicher Schauer runter gekommen. Als ich bezahlt hatte, war alles wieder trocken draußen. Dienst am Touristen. ;-)

Die nördlichen Inseln Die nördlichen Inseln Die nördlichen Inseln

Man kann sich im Hafen sicher fühlen. ;-) Man kann sich im Hafen sicher fühlen. ;-) Man kann sich im Hafen sicher fühlen. ;-)

Hugh Town Hugh Town Hugh Town

Die westlichen Inseln - im Kanal steht ein ordentlicher Strom Die westlichen Inseln - im Kanal steht ein ordentlicher Strom Die westlichen Inseln - im Kanal steht ein ordentlicher Strom

30.8.12: Hugh Town, St. Mary’s - The Cove, Saint Agnes

Der Wetterbericht ändert sich dauernd. Bis gestern Morgen war für das Wochenende ein Hoch mit einer windarmen Zone über den Scillies vorhergesagt. Hätte mir gut in den Kram gepaßt. Die Entfernungen hier sind gering und ein Hoch verspricht Sonne. Aber jetzt bleibt es (im Moment) bei etwa 4 Bft. aus West. Auch gut, aber bei den Temperaturen (im Moment knapp unter 20°C) gehe ich dann nicht baden. Auch wenn die Tauchgründe hier auch sehr eindrucksvoll sein sollen.

Der Wind hatte über W auf NW gedreht und nun stand noch mehr Schwell im Hafen. Die Nacht war unruhig. (Auch) wegen der Erfahrungen vom Vortag hab ich nicht besonders geschlafen. Gegen 5:00 nahm der Wind und der Schwell etwas ab und ich bin endlich eingeschlafen. Hab dann noch etwas repariert und gegen 13:00 von der Boje abgelegt. Es gibt ja noch mehr in dieser Gegend zu erkunden. Da wir NW Wind hatten - immer noch mit 5, später auch mal mit 6, hab ich nur das Groß, sicherheitshalber mit Reff 1, hoch gezogen und bin nach SW gegangen um die Scillies nach SW hin zu umrunden. Die Dünung aus dem Atlantik hatte gelegentlich mehr als 2m - beeindruckend für mich als bisher “Flachwasser-Segler”. Dazu kam, daß das Wasser hier wegen der unregelmäßigen Gezeitenströme um die Inseln zusätzlich noch unruhig war. Mit raumem Wind ging es ganz gut, aber ich hätte nicht in diese Wellen hinein kreuzen wollen. Das wäre ziemlich ungemütlich geworden. So aber ging es ganz gut.

Hab mich dann für “The Cove” entschieden. Eine Bucht zwischen Saint Agnes und Gugh. Bei Springflut (und zur Zeit haben wir Springtide) wird die Barre zwischen den Inseln kurz überspült und Schwell könnte von der anderen Seite her eindringen. Aber im Moment ist’s günstig. Auch die Boote auf der anderen Seite der Barre liegen ruhig da. Hier ist es viiiiiel besser als in Hugh-Town. Komplett glattes Wasser ohne Schwell. Auch nicht als die Barre überflutet war. Jetzt liegt sie wieder trocken und nur aus SE könnte jetzt was kommen. War aber schon lange nicht und ist auch für die nächste Zeit nicht angesagt. Nein, hier liege ich sicher. Das nächste Hochwasser ist morgen im 06:13 - schlimmstenfalls nehm ich dann den Haken hoch und ziehe weiter. Ansonsten heißt es aber länger ausschlafen. Dann schau ich mal wie es zwischen Tresco und Bryher aussieht. Wenn der Wind auf W dreht, wie vorhergesagt, dann sollte dort gutes Ankern sein.

Die Brandungszone wo die beiden Buchten über der Sandbank zusammen treffen Die Brandungszone wo die beiden Buchten über der Sandbank zusammen treffen Die Brandungszone wo die beiden Buchten über der Sandbank zusammen treffen(2) Die Brandungszone wo die beiden Buchten über der Sandbank zusammen treffen(2) Die Brandungszone wo die beiden Buchten über der Sandbank zusammen treffen

31.8.12: The Cove, Saint Agnes - New Grimsby Sound, Tresco

Ich hab bestens geschlafen. Nix hat sich bewegt. Das Wasser war glatter als in einem Ententeich. Bevor ich an einen Ortswechsel denke, erst einmal einen Landgang. Bin erstmal auf den Gipfel von Gugh gestiegen und habe einen Blick nach St. Mary’s geworfen. Dann zurück. Es stehen 2 Häuser auf Gugh - in der Seekarte wird dies als “Upper Town” gekennzeichnet =:-). Drüben auf Saint Agnes stehen deutlich mehr Häuser in der “Lower Town”. Auch diese Insel hab ich abgewandert - in einer Stunde ist man zu Fuß rum. Das Fahrrad auszupacken hätte zu viel Aufwand bedeutet.

Upper Town =:-) Upper Town =:-) Upper Town =:-)

Bishops Rock - die Südwestspitze der Scillies Bishops Rock - die Südwestspitze der Scillies Bishops Rock - die Südwestspitze der Scillies

Die südlichen Inseln der Scillies Die südlichen Inseln der Scillies Die südlichen Inseln der Scillies

Noch etwas ausgespannt, dann ging es auf Hochwasser zu. Ich wollte nach Tresco und zwar nicht außen rum, sondern den direkten Weg durchs Flache. Ist schon ein merkwürdiges Gefühl über Gebiete zu fahren, die in der Seekarte grün dargestellt sind. Für die nicht Eingeweihten: Das heißt, diese Gebiete fallen bei Ebbe trocken. Man muß also schauen wie viel sie trocken fallen um abschätzen zu können, wieviel Wasser dort bei einem gewissen Tidenstand steht. Dazu kommt noch, daß neben der Tiefenangabe noch Felsen ohne Tiefenangabe markiert sind - dort ist es also vermutlich noch flacher. Aber es war ein Weg in der Karte markiert über den man über dieses Flachgebiet kommt - und den hab ich dann genommen.

Bis ich da war mußte ich aber zwischen St. Mary’s und Gugh kreuzen. Es war wenig Wind und zu der Zeit stand gerade der Gegenstrom in der Durchfahrt - ich bin nicht voran gekommen. Dann erstmal ein großer Schreck! So etwa 10 m neben mir im Wasser durchbrach auf einmal ein rundes braunes Etwas die Wasseroberfläche. Auf den ersten Blick ein glatt gewaschender Felsen. Schreck! Schneller Blick zum Tiefenmesser - 24 m Wassertiefe. Und ich befand mich definitiv in der Mitte zwischen den Inseln. Laut Karte ist es dort tief ohne irgendwelche Felsen. Nee, so steile Felsen gibt es auch nicht - und bisher waren sie wenn, dann auch nicht so glatt gewaschen. Nein, es muß eine tote Robbe oder so etwas gewesen sein, die da trieb!

Mit etwas Zunge gerade halten hab ich die Flachstelle auch gemeistert. Die Wassertiefe betrug mindestens 4 m - gut daß der Tidenhub dort so groß ist. ;-) Dann Neben Tresco den Anker geworfen. Meine Kalkulation ging auf. Als ich um 22:30 auf den Tiefenmesser schaute waren noch 1.7 m Wasser unter mir. Also Schwert, Pinne und Motor hoch geholt und nochmal nachgerechnet: Niedrigwasser würde um 23:30 sein und bis dahin würde das Wasser noch 70 cm fallen - paßt! Die Karte weist hier zwar Sand als Boden auf und ich kann trocken Fallen - aber bevor ich mich nicht davon überzeugt habe, daß es wirklich reiner Sand und keine Steine dazwischen sind, bleibe ich lieber schwimmen.

1.9.12: New Grimsby Sound, Tresco - Ponsence Cowe, Hellford River

Nun hieß es Abschied nehmen von den Scillies. Für diesen Tag waren 4-5 Bft. aus SW angekündigt. Ideal für die Rückreise. Mit 4-5 Bft. könnte man an einem Tag wieder bis zurück zum Hellford River kommen …

Für den folgenden Tag wurden nur noch 3-4 aus variablen Richtungen vorher gesagt. Mit anderen Worten: Drehende Winde und vermutlich dazwischen auch Flautenperioden. Hätte vielleicht noch gerne eine weiter Ankerstelle ausprobiert, aber die Rückreisebedingungen erschienen zu günstig.

Um halb Zehn ging der Anker hoch und die Rückfahrt begann. In der Bucht hatten wir 3 Bft., aber noch schirmen die umgebenden Berge ja ab - so dachte ich. Draußen aber waren es ebenfalls nur 3 Bft. oder sogar weniger. Ich wußte, daß mich erstmal ein Gegenstrom von etwa einem Knoten erwartete, aber bei den angesagten 4-5 Bft. macht die Schnegge auch bei achterlichem Wind ihre 5-6 Knoten, da ist ein Knoten Gegenstrom zu verschmerzen. Aber bei 3 Bft. von hinten komme ich nur auf 3 Knoten - und dann ist ein Knoten Gegenstrom schon erheblich. Ich war wie festgenagelt.

Bei dem wenigen Wind hab ich den 3. Mann eingeschaltet und bin ich nach vorne geklettert und hab den Stecker für den Windmesser mal gereinigt. Der machte Probleme und der Windmesser zeigte nur noch Müll an. Dabei fiel mir auf, daß auch der Stecker für die 2 m Funkantenne auf halb Acht hing. Ich hatte dort einen Adapter PL-Stecker auf N-Stecker zwischenschrauben müssen und der war durchgebrochen! Irgendwas muß ihm einen gehörigen Schlag versetzt haben. Dabei ist die Stelle hinter dem Mast doch eigentlich geschützt und auch die anderen Stecker sind hier … Ich konnte den Adapter wieder richten und hab dann auch wieder die ersten APRS-Stationen gehört … Also lag es an mir, daß hier oben Funstille herrschte. Aber wer denkt schon an so was …

Um Zwölf hing ich immer noch neben den Scillies rum und überlegte schon, ob ich nicht abbiegen und noch einen Ankerplatz bei den Scillies ausprobieren sollte. Da frischte der Wind etwas auf und ETA Wolf Rock ging auf 16:00 runter. Mit anderen Worten - zumindest Pensance wäre machbar. Also erstmal weiter im Text. Damit es wenistens etwas vorwärts geht, hab ich den Spi gesetzt. Macht zwar mehr Arbeit beim Segeln, aber ich hatte ja nichts anderes zu tun.

Bis 13:00 hatte ich nur 8.5 sm, bei einer Durchschnittsgeschwidigkeit von 2.3 Knoten geschafft - nein der Motor ist aus geblieben. Durchs Wasser waren es wegen dem Gegenstrom aber 12,7 sm bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 3.5 Knoten. Auch zu wenig um es bis Hellford River zu schaffeen.

Auf halber Strecke zu Wolf Rock briste es dann aber auf. Endlich die 4 Bft. Teilweise auch mal 5 Bft. Jetzt konnte die Schnegge zeigen was in ihr steckt. Zum Glück war die See ruhig, so daß ich nicht wegen der Wellen “bremsen” mußte, sondern lange Zeit mit 7-8 Knoten (im Schnitt!, maximal hatte ich laut Logge 13.1 Knoten durchs Wasser) voran preschte. Allerdings ist die Selbsteueranlage nicht für diese Bedingungen gemacht. Da mußte Papa schon selber an die Pinne um die Schnegge ruhig durch die Wellen zu steuern. Die ganze Zeit hatte ich einen Gegenstrom von einem Knoten, aber das war mir dann egal. ;-) Damit lag der Hellford River wieder im Bereich des Machbaren! Zwischen 14:00 und 20:30 habe ich dann über Grund 53 sm bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 7.1 Knoten über Grund und 51.0 sm bei 6.9 Knoten durchs Wasser geschafft! Wenn das gleich von Anfang an so gewesen wäre … Dabei waren die Bedingungen an Bord wegen des raumen Windes so angenehm, daß ich in kurzer Hose und T-Shirt da saß, während ich bei ähnlichen Bedingungen auf der Hinfahrt gegen den Wind ins Ölzeug eingemummelt da sitzen mußte. Statistisch herrscht in dieser Region jetzt noch SW-Wind vor - das läßt für die weitere Rückreise ja hoffen.

Lizard Point habe ich mit dem gehörigen Respektabstand passiert. Allerdings war das bei dieser Windrichtung der natürliche Kurs, denn weiter abfallen hätte bedeutet, daß ich platt vor dem Laken gefahren wäre - und die Fahrt wäre in den Keller gegangen, die Segel wären unruhig geworden - mit anderen Worten es wäre unentspannter geworden. Nur hab ich die Halse zu spät angesetzt. Hatte den Wind auf WSW geschätzt, dabei war er eher W oder sogar WNW. Damit war der Winkel nach der Halse etwas zu spitz und der Spi mußte runter. Aber immerhin schob jetzt der Strom mit bis zu 2 Knoten.

Da der Anfang so langsam gewesen war, war es 20:30 als ich vor Manacle Point zum Endanflug für den Hellford River anluven konnte. Es wurde langsam dunkel. Aber immerhin haben wir Vollmond und recht wolkenlosen Himmel. Auf dem letzten Stück konnte ich dann aber die Höhe nicht mehr halten. Da hab ich lieber die Segel geborgen und den Motor an gemacht. Ich wollte nicht bei Nacht den Hellford River hoch kreuzen, denn der hat keine beleuchteten Tonnen. Sollte ich mich da bei der Navigation irgenwo verhauen, sitze ich auf einem Felsen. Nein, die letzten 3 Meilen hab ich dann per Motor gemacht. So hatte ich bei der Suche nach einem Ankerplatz schon ein aufgeklartes Schiff.

Es lagen diesmal weniger Schiffe hier als beim letzten Mal. Sind die englischen Ferien vorbei? Scheint so. Jedenfalls liege ich 61 m von der Stelle entfernt wo ich letzte Woche hier geankert habe. Laue 2 Bft. säuseln um mich herum, das Wasser ist glatt und der Vollmond beleuchtet die Szenerie … Nett! Ein gelungener Abschluß nach diesem Ritt. Da hatte ich am Anfang mit dem Gedanken gespielt den Sprung zurück zur “Insel” abzubrechen und jetzt sind doch noch 70 sm draus geworden …

3.9.2012: Ponsence Cowe, Hellford River - Looe

Gestern hatte sich der Wetterbericht zur anderen Seite hin verhauen. Angesagt waren 2-3 oder weniger (wörtlich). Passte also zu der Vorhersage die ich am vorausgehenden Morgen erhalten hatte. Als es dann morgens bis hin zum Mittag immer wieder auch noch regnete, bin ich in der Koje liegen geblieben und hab einen Lauen gemacht. Bei flauem Wind und Nieselregen hatte ich keine Lust.

Es blies dann allerdings die ganze Zeit mir 3-4. Mit 2 oder weniger hätte ich keine Strecke machen können und andere reizvolle Plätze hab ich in der Umgebung nicht gefunden gehabt. So aber hätte ich durchaus Strecke machen können. Bis Salcombe sind es gut 60 sm - da will ich als nächstes hin, bevor ich den Kanal dann zu den Kanalinseln hin überquere.

Heute Morgen erstmal spiegelglattes Wasser und kein Lufthauch. Dabei waren wieder “variable 3-4” angesagt. Gegen Elf dann der erste Lufthauch. Aber draußen noch spiegelglatte See - war es nur der Landwind? Oder stabilisiert sich das Ganze? Für Morgen ist auch nur wenig Wind vorhergesagt - eine 60 sm Tagestour bis Salcombe ist da nicht drin. Als sich der Wind dann langsam stabilisierte bin ich bei Sonnenschein aufgebrochen. Auch bei schwachem Wind kommt man vom Fleck - einfach los fahren und sehen, wie weit ich komme.

Ich war positiv überrascht. Es ging Anfangs mit 6 Knoten durchs Wasser zur Sache. Der Wind drehte dann von ESE auf SW und stabilisierte sich bei 3 Bft. Die Fahrt von etwa 4 Knoten durchs Wasser war mir zu wenig und da der Wind geraumt hatte stand er jetzt gut für den Spi. Also hoch mit dem Lappen. Brachte etwa 2 Knoten. Jetzt machte mir auch der Gegenstrom nichts mehr aus. Da ich ja erst spät losfahren konnte war Looe in 30 sm Entfernung ein passendes Tagesziel. Der Wind hielt durch und so konnte ich gegen 19:30 vor Looe ankern. Will morgen dann gleich weiter nach Salcombe. Da werde ich dann wohl recht früh ankommen, so daß ich noch einkaufen gehen kann - meine Vorräte gehen mal wieder zur Neige. Für Morgen ist dann sogar etwas mehr Wind angesagt - 4-5 aus nördlichen Richtungen. Würde gut für den Sprung über den Kanal passen, der jetzt ansteht.

Entspanntes Segeln mit Spinnaker die Küste entlang Entspanntes Segeln mit Spinnaker die Küste entlang Entspanntes Segeln mit Spinnaker die Küste entlang

Woche Sechs

5.9.2012: Looe - Starhole Bay, Salcombe

Ich ankerte ja vor dem Hafen von Looe, da laut Reeds im Hafen keine ordentlichen Besucher"parkplätze" vorhanden waren. Einfach aus Jux hab ich mal WLAN angemacht und tatsächlich kam an meinem Ankerplatz ein offenes WLAN ganz knapp über der Grasnarbe an. Die Einladung hab ich natürlich angenommen und mal Mails abgeholt, Blog aktualisiert etc.

Nachts zog kurzzeitig leichter Nebel auf. Nette Stimmung: Die Häuser auf der Steilküste leuchteten durch den Nebel zu mir rüber, dazu der Vollmond, der sich auf dem glatten Wasser spiegelte - nett! Am anderen Tag dann bedeckter Himmel und kein Wind. Spiegelglattes Wasser. 30 sm bis Salcombe zu motoren hatte ich keine Lust. Gegen Elf kam etwas Wind auf - gleiche Situation wie gestern? Nein, der Wind schlief wieder ein. Also bin ich liegen geblieben. Am späten Nachmittag hab ich das Schneggchen (aka. Schlauchboot) genommen, bin an Land gerudert, Müll weg gebracht und hab eingekauft. Nun kann ich den Sprung über den Kanal machen.

Der Ort hat mich übrigens positiv überrascht. Kleine verwinkelte Gassen mit alten Häusern. Keine aufwändigen Leuchtreklamen, sondern alles recht stilvoll integriert. Daß ich nicht in den Hafen gefahren bin war gut, denn die Einheimischen lagen überwiegend an Mooring-Bojen in der Flußmitte und an den Kaimauern die Fischer. Vielleicht hätte ich mich dazwischen quetschen können, aber so war es viel bequemer. Ich brauch nicht einzuklappen und das bißen rudern macht nur fit. Mal abgesehen von den gesparten Hafengebühren. ;-) Lange konnte ich aber nicht bleiben, da ich mit dem Schlauchboot auf den Strand gefahren war und die Flut kam. Kam gerade noch rechtzeitig wieder an, bevor die Flut das Boot erreichte. War schneller gestiegen als ich gedacht hatte.

Looe Looe

Looe Looe

Meine Funkaktivitäten auf Kurzwelle sind für den Urlaub erstmal beendet. Die fliegende Verdrahtung und die nicht optimale Erdung haben meinen Kurzwellen-Transceiver gekillt. Er gibt keinen Mucks mehr von sich. Allerdings hab ich eine Sicherung gefunden, die durchgebrannt ist. Hoffentlich ist es nur das. So eine Sicherung werde ich aber wohl in den Läden auf meinem Weg nicht bekommen. Diese Bauform hab ich noch nicht gesehen. Macht ja nichts - war ja mehr oder weniger nur ein erweiterter Test und nicht lebenswichtig für den Törn. Aber auch die APRS-Positionsmeldungen sind recht unergiebig. Liegt es an dem reparierten Adapter? Ist er HF-mäßig doch nicht so gut? Ich höre allerdings jede Menge an APRS-Stationen - eigentlich müßte es funktionieren. SO kann es eigentlich nur daran liegen, daß ich wohl empfangen werde (auch wenn ich nur mit 5 Watt sende - der eine oder andere wird mich wohl hören), aber vielleicht haben die alle keine Internet-Anbindung geschaltet … Ich werd den Vergleich bei meiner Rückreise an den Nordfriesischen Inseln haben - da hat man mich auf der Hinreise ja empfangen gehabt.

Von Looe aus sind es aber ca. 95 sm über den Kanal bis nach Guernsey oder Alderney - macht keinen großen Unterschied. Bei einem sehr optimistischen Schnitt von 6 Knoten wäre das immer noch zu lang um an einem Tag dort anzukommen. Immerhin bin ich ja alleine und am Ende dieser Zeit wohl schon etwas fertig. Dann bei den nicht ganz so einfachen Bedingungen bei den Kanalinseln möglicherweise noch im Dunkeln dann den Hafen suchen zu müssen, muß ich mir nicht antun. Also hab ich heute Morgen noch etwas getrödelt und mich dann auf den Weg nach Salcombe gemacht.

Anfangs blies es aus Nord mit lauen 3 Bft. Ich konnte aber einen Anlieger fahren und war guten Mutes. Kurz vor Plymouth ging der Wind auf einmal zurück und kam dann aus SSW zurück. Glücklicherweise ging er dann auch auf 4 Bft. hoch so daß ich etwas Strecke machen konnte. Gegen 17:00 bekam ich dann langsam Gegenstrom. Der Wind wurde schwächer und gegen 19:00 hab ich dann den Motor an gemacht - es ging einfach nicht mehr voran. Die letzen 7 Seemeilen also mit Motor.

Ich kam mit dem letzten Tageslicht vor Salcombe an. Ich wollte ja gleich am nächsten Morgen weiter über den Kanal, also machte ein Liegeplatz im Hafen oder an einer Boje wenig Sinn. Aber gleich am Eingang lag eine Bucht, die Starhole Bay. Lag für die aktuellen Wetterbedingungen günstig und so bin ich da rein und hab dort Anker geworfen. Da passen vielleicht 4 Boote vor Anker rein. Umgeben von Steilküste und ohne nennenswerten Strand liegt man da von SW über W bis N geschützt. Ich war aber alleine mit dem Rauschen der Brandung an der Felsküste dort. Leider kein Foto, da ich am Morgen gleich weiter bin ohne an Land zu gehen - wäre bei der Steilküste auch schwierig geworden.

6.9.2012: Starhole Bay, Salcombe - St Peter Port, Guernsey

Starhole Bay Starhole Bay Starhole Bay

Der Schlag über den Kanal sollte also heute los gehen. Allerdings war der Wind erstmal schwach. In der Bucht sah es noch nach Spinnaker aus, aber draußen wurde es ein Anlieger. Anfangs hatte ich noch 3-4 Bft., aber der Wind wurde immer schwächer. Gegen 13:00 wurde der Wind dann zu schwach und der Motor mußte her. Auch wenn es unsportlich ist. Ich hatte nicht besonders gut geschlafen - vor Anker ist immer ein Teil von mir wach falls was passiert - und in dem nicht ganz ausgeschlafenen Zustand dann eine Nacht durchfahren und an unbekannter Küste anlanden ist vielleicht keine gute Idee. Gegen 16:00 hatte der Wind aber ein Einsehen und kam wieder. Stabilisierte sich bei NNE und 3-4 Bft. was 6 Knoten Fahrt durchs Wasser brachte die vor Guernsey dann noch durch einen Schiebestrom von etwa 2 Knoten angereichert wurden - Motor also erstmal überflüssig. Da hatte ich natürlich nichts gegen. ;-)

Um 20:15 hatte ich den Leuchtturm Hannois an der Nordwestecke von Guernsey querab. Der Kanal war also geschafft. Ein paar dicke Pötte hab ich gesehen, aber nur von Ferne. Also bei guter Sicht eine eher unspektaküläre Tour. Bei Nebel ist’s aber was anderes hier lang zu fahren - nur den hatte ich ja nicht.

Es wurde jetzt dunkel. Die Einfahrt nach St. Peter Port war nicht zu halten, so daß ich im Dunkeln da hin kreuzen mußte - wollte ich ja eigentlich vermeiden aber ließ sich halt nicht ändern. Die Einfahrt in den “Big Russel”, den südlichen Eingang zu St Peter Port ist eigentlich unkompliziert. Ein Sektorfeuer am Kap zeigt einem, wann man im sicheren Sektor ist und dann geht es eigentlich nur geradeaus, allerdings durch ein unbetonntes Fahrwasser und die Lichter an Land sind nicht ganz eindeutig. Das wollte ich nicht auch noch kreuzender Weise nehmen, sondern hab lieber die Segel geborgen und mich mit dem Motor angenähert. So kann man unkompliziert mal kurz anhalten und die Karte mit der aktuellen Position vergleichen um Zweifelsfälle auszuräumen. Als Einhandsegler hat man da ein bißchen zu tun und lieber mal kurz anhalten und schauen als auf einen Felsen brettern.

Im Hafen hab ich dann etwas die Übersicht verloren. Es gibt dort 3 Marinas, aber nur die mittlere nimmt Gäste auf. Eigentlich ganz einfach. Nur im Dunkeln ist die Orientierung doch etwas komplizierter. Zumal wenn die Einfahrten noch durch gemoorte Boote zugeparkt sind. Aber letztenlich hat man mich mit Blinkzeichen reingelotst und um 23:30 hatte ich fest gemacht.

9.9.2012: St Peter Port, Guernsey - Saint Hellier, Jersey

In St Peter Port hab ich erstmal zwei Hafentage eingelegt und mir das Städtchen angeschaut. Nett, aber Cornwall gefiel mir besser. Hier wurde schon ein bißchen zu viel modernisiert und das Ganze ist mir schon etwas zu touristisch. Am Kai gab die BBC ein klassisches Konzert. Nicht daß ich was gegen diese Musik habe - im Gegenteil. Aber die Musikauswahl traf nicht unbedingt meinen Geschmack. Ansonsten mußte ich mich an etwas fast vergessenes gewöhnen: Straßenlärm. Der Hafen liegt genau an der Küstenstraße. Nicht weiter tragisch, aber ungewohnt nach so vielen Tagen in der Pampa.

St. Peter Port St. Peter Port St. Peter Port

Am Sonntag ging es dann weiter. Eigentlich hatte ich geplant hinter Sark zu ankern. Der Wind war mit SW bis W und 3-4 angesagt, also angenehme Windstärken. Als ich mich dann aber der Ankerbucht näherte blies es mit 5-6. Dazu bedeckter Himmel und diesig. Irgendwie ungemütlich und auch kalt. Und die Ankerbucht war auch nicht ganz geschützt. Da hab ich doch lieber umdisponiert und bin weiter nach Jersey gegangen. Allerdings blies es nicht lange so stark. Der Wind ging dann bald zurück auf 3, aber nun hatte ich mich halt entschieden. Also weiter nach Jersey. Kurz vor Saint Hellier war der Wind dann mal wieder ganz weg und für die letzten 4 Meilen hab ich dann den Motor genommen, nachdem ich vorher schon für die 3 Meilen davor Eineinhalb Stunden vertrödelt hab. Irgendwann ist die Grenze halt überschritten.

Auch dieser Hafen hat eine Schwelle am Eingang so daß bei Ebbe genügend Wasser im Hafen stehen bleibt, damit die Boote schwimmen. Mit anderen Worten man kann nur bei Flut rein und muß sonst solange am Warteponton vor dem Hafen abwarten bis das Wasser hoch genug über der Schwelle steht. In St. Peter Port kam ich bei Hochwasser an, aber hier muß ich warten.

Um 22:00 stand dann genug Wasser über der Schwelle so daß man in den Hafen einfahren durfte. Hab einen netten Liegeplatz an einem Fingersteg ergattert und werde hier auch erstmal 2 Tage bleiben.

Woche Sieben

12.9.2012: Saint Hellier, Jersey - Dixcart Bay, Sark

Besonders interessant fand ich Saint Hellier nicht. Aber ich wollte ja auch nicht zollfrei einkaufen. Die Spaziergänge waren aber trotzdem ganz nett.

Gegen Mittag stand dann wieder genügend Wasser über der Schwelle, so daß ich auslaufen konnte. Der Wind kam mit frischen 4-5 Bft. aus West und ich bin erstmal mit der Strömung nach Osten gegangen. Einmal Jesey umrunden war mein Plan. Wind und Strömung haben also genau dazu gepaßt. Das Navigieren beanspruchte Anfangs meine Aufmerksamkeit, denn an der Südostecke von Jersey gibt es viele vorgelagerte Felsen und wenn man dann nach Norden will liegt auch noch eine Untiefe östlich von Jersey, vor der man hoch muß. Nördlich von Jersey mußte ich dann hoch an den Wind. Sark war nicht ganz zu halten. Im Nachhinein wäre ich wohl knapp an Les Dirouilles vorbei geschrammt. Aber mir waren die Zacken der Felsen die dort noch aus dem Wasser ragten zu nah und ich hab lieber sicherheitshalber einen kleinen Kreuzschlag eingeworfen.

Vor Sark mußte ich dann nochmal einen längeren Kreuzschlag machen. Dummerweise hatte ich jetzt 2 Knoten Strom von vorne - ließ sich halt nicht ändern. Da ich mich der Insel vom Westen her genähert habe und die Sonne langsam unterging, lag die Steilküste also im Gegenlicht. Dazu kam etwas Dunst - mit dem Resultat, daß die röumliche Information flöten ging. Die ganze Küste war ein breiter dunkler Streifen. Buchten waren erstmal nicht erkennbar. Aber mit GPS und Karte kann man sich auch einer unbekannten Küste ganz gut nähern, auch wenn man dabei kreuzen muß.

Meine bevorzugten Ankerplätze haben natürlich keinen Wind und keinen Schwell. Bei dem Westwind lag meine Ankerbucht also in Lee der Steilküste. Windstill war es aber trotzdem nicht aber wenigstens kein Schwell - das ist erstmal die Hauptsache. Der Wind kam hier küstenparallel mit SW an und gelegentlich hauten auch kräftige Fallböen dazwischen. Die einsetzende Dunkelheit machte die Stimmung auch nicht besser - die dunklen Wände der Steilküste schienen immer näher zu rücken. So ganz wohl war mir nicht, als ich dann kurz vor 20:00 den Anker in der Dixcart Bay von Sark geworfen habe, aber alle technischen Parameter stimmten: Wassertiefe bei 8 m, sandiger Untergrund und kein Schwell. Zwar lag ich noch in Legerwall, aber der Wind solle in der Nacht auf Nord drehen wenn er dann auf 5-6 hoch ging. Dann würde ich korrekt liegen.

Die Bucht machte im Dunkeln einen recht engen Eindruck. Also hab ich die Alarmdistanz des Ankeralarms erstmal auf 50 Meter verkleinert. Ich wollte nicht auf die Steilküste getrieben werden. Als der Wind in der Nacht drehte ist der Alarm dann natürlich gleich los gegangen. Bei Niedrigwasser wird die Kette ja “länger”. Und beim Wechsel der Windrichtung mußte sich der Anker erst wieder eingraben. Hab aber sicherheitshalber den Motor nochmal angeworfen und den Anker ordentlich fest gefahren. Danach war dann Ruhe im Schiff. Da jetzt ganz Sark als Windschutz vor mir lag war es nahezu windstill, der Himmel hatte aufgeklart und es war sternkar - einfach perfekt. Jetzt konnte ich ruhig weiter schlafen.

13.9.2012: Dixcart Bay, Sark - Braye Harbour, Alderney

Bis 15:00 steht der Gezeitenstrom gegen mich, wenn ich nach Alderney will. Zeit also für einen kleinen Landgang. Die Sonne schien und nur ein laues Lüftchen wehte. Bei Sonne sah die Bucht schon erheblich freundlicher aus. Auch die Abstände zum Ufer waren jetzt viel größer als sie am Abend vorher erschienen waren. Was das Tageslicht nicht so alles aus macht. Also das Schneggchen ins Wasser geworfen und an Land gerudert.

Dixcart Bay Dixcart Bay Dixcart Bay Dixcart Bay Dixcart Bay

Sark Sark

Diese kleineren Inseln haben es mir angetan. Die großen sind zu besiedelt, aber hier scheint wieder die Zeit still zu stehen.

Erstmal ging es am Steilufer einen schmalen Pfad entlang. Die Brombeeren waren reif und reichlich. Bin rüber nach Little Sark marschiert. Das “Dorf” dort machte, bis auf das Hotel, einen recht urtümlichen Eidruck. Gut, es waren nur ein paar Gehöfte mit einer Lehmstraße dazwischen. Aber auf der Insel keine Autos, sondern allenfalls Pferdefuhrwerke. (Gut, bis auf die Traktoren für die Feldarbeit.) Ich wollte ja mittags los, also hab ich Sark nicht ganz abgwandert, sondern bin wieder zurück zu meiner Bucht. Nicht auf dem gleichen Weg wie ich gekommen war, sondern durch eine Art Märchenwald wieder zurück. Nett!

Dann hieß es wieder Anker auf und ab nach Alderney - meiner letzten Station bei den Kanalinseln. Der Wind kam erst aus NNW mit 3-4 Bft. Ein knapper Anlieger auf die Ostseite von Alderney. Er drehte aber etwas westlicher und legte auch ein bißchen zu, so daß ich die Westseite von Alderney halten konnte. Der einsetzende Gezeitenstrom setzte von SW nach NE und wäre ich östlich um Alderney gefahren hätte ich bei der Anfahrt auf Braye Harbour Wind und Strom gegen mich gehabt. Außerdem hätte ich das Alderney Race umfahren müssen und mehr nach Frankreich rüber gehen müssen. Westlich dagegen hätte ich Strom und Wind im Rücken.

Der Wind hielt sich und ich konnte die Westseite gut halten. Zwischen Borhou und Alderney liegt “The Swinge”. In der Karte wird dort vor “dangerous overfalls” gewarnt. Soll ich nun einen Kreuzschlag machen und außen um Borhou rum gehen? Bisher waren die Gebiete vor denen gewarnt wurde ja nicht so wirklich ungemütlich gewesen, als ich dort vorbei fuhr. Auch war vor mir eine weitere Yacht und ein Motorboot, die ebenfalls da lang fuhren - so schlimm kann es also nicht sein. Aber als ich dann dort ankam - es hat schon ganz ordentlich geschaukelt. Der Gezeitenstrom hatte seine 5 Knoten. Dummerweise setzte er nach Westen und es herrschte Westwind. Das Resultat war, daß ich platt vor dem Laken fuhr und an Bord kaum noch Wind war. Erst kam ein Gebiet mit Eddies und dann wurde die See unruhig. Die Wellen kamen aus allen Richtungen. Kurz und steil, so daß die Schnegge voll in die Wellen fuhr und nicht drüber weg konnte. Wir wurden herum geworfen und wegen des schwachen scheinbaren Windes war die Steuerfähigkeit auch begrenzt. Gab ein paar Patenthalsen, aber wegen des schwachen Windes kein Problem. Trotzdem: Bei schlechteren Bedingungen müchte ich hier nicht lang müssen - schon gar nicht kreuzender Weise.

Das Gebiet ist zum Glück nicht sehr ausgedehnt und nach einer halben Stunde konnte ich dann hinter dem Wellenbrecher von Braye Harbour auf Alderney die Segel bergen. Werde hier noch einen Tag verbringen und meine reslichen Pfunde in Vorräten anlegen.

Die meisten der Häfen an der französischen Küste sind nur bei Hochwasser erreichbar. Sie sind also nur meine 2. Wahl, denn sie schränken Ankunft und Abfahrt ein. Von Alderney bis etwa Barfleur bestimmt eindeutig der Gezeitenstrom mit bis zu 3 Knoten wann man fahren kann und wann nicht. Das erste Zeitfenster beginnt um 03:50, aber dann ist es noch dunkel. Sonnenaufgang ist um 06:35. Um ca. 10:00 beginnt vor Barfleur der Gezeitenstrom zu kentern. Danach hat man Gegenstrom. Diese Strecke von ca. 40 sm ist bei anständigem Wind von 6:00 bis 10:00 zu schaffen. Anschließend kommen aber erstmal nur “schlechte” Häfen. Die nächsten passenden Häfen wären Ouistreham in 46sm oder Le Havre in 54sm Entfernung. Auf der Strecke würde dann aber Gegenstrom, anfangs wohl um 2 Knoten, später 1 Knoten herrschen. 5 Knoten Schnitt über Grund sind dann ilusorisch und selbst dann sind es mindestens 9 Stunden bis zum ersten Hafen. Das wäre dann wieder knapp an der Grenze zur Dunkelheit.

Wenn es also morgen nicht mit 6 aus westlichen Richtungen bläst ist Barfleur das Tagesziel. Ist zwar auch einer der eingeschränkten Häfen, aber bei westlichen Winden kann man davor Ankern - und das ist mein aktueller Plan.

15.9.2012: Braye Harbour, Alderney - Barfleur

Die britischen Pfunde sind aufgebraucht. Jetzt geht es zurück nach Hause.

Als ich das letzte Mal Wasser getankt hatte (in St. Peter Port auf Jersey), hatte ich vergessen den Verschluß auf den Tank zu machen. Der liegt im Ankerkasten. An dem Tag war ordentlich Welle und ich mußte kreuzen, so daß die Nase häufig im Wasser war. Als ich später dann auf den Wasserstand schaute waren 40 Liter im Tank - ich hatte aber nur 30 Liter eingefüllt. Da bemerkte ich wo das zusätzliche Wasser her kam. Ich muß sagen - Auch wenn es nur 1/4 Seewasser ist, es schmeckt nicht. Fürs Abwaschen oder Nudelwasser geht es aber. Also hab ich den Handkanister genommen und bin nochmal an Land gerudert und hab noch 10 Liter Frischwasser geholt.

Um Sieben ging dann der Anker hoch und es hieß ab zum Kontinent. Leider fehlte aber der Wind. Strom und Wind gingen in genau die Richtung, in die ich mußte. Mit anderen Worten: An Bord herrschte Flaute. Dazu war die See wegen der Stromkabbelungen unruhig - nerviges Segeln. Dazu kam, daß der Autopilot gesponnen hat. Hielt den Kurs nicht mehr. Dumm wenn man es noch nicht gemerkt hatte, unter Deck ist und nach einer Patenthalse feststellen muß, daß man gerade auf die Küste zu hält …

Erst gegen Elf kam etwas Wind auf und das Treiben hatte ein Ende. Jetzt konnte gesegelt werden. Das war auch bitter nötig, denn schon um halb Eins kenterte der Strom um kam jetzt mit 2.5 bis 3 Knoten von vorne. Inzwischen waren es aber schon 3-4 Bft. so daß ich immer noch Fahrt in meine Richtung machen konnte. Der Wind drehte mehr und mehr nach Norden, so daß aus SW dann WNW wurde. Dieser langsame Dreher brachte mich knapp östlich von Cherbourgh unter die Küste. Zu meinem Glück kam ich da in einen Back-Eddie (der im Reeds nicht erwähnt wurde). Aus den 3 Knoten Gegenstrom wurde hier ein mitlaufender Strom von einem Knoten. Das hab ich natürlich sehr gerne mitgenommen. Hier hatte der Autopilot sich auch wieder berappelt und funktionierte wieder. Schätze,daß Feuchtigkeit eingdrungen ist und die Sonne hatte die Verhältnisse dann wieder begradigt.

Noch “kurz” ums Kap, vor Barfleur die Segel geborgen und mit Motor in die Bucht neben der Hafeneinfahrt gefahren. Der Hafen von Barfleur fällt trocken und das wollte ich der Schnegge nicht antun. Wenn das nämlich kein Schlick im Hafen ist … Der Wind stand ablanding und dafür ist die Bucht dann ideal. Die umliegenden Felsen werden nur bei Flut überspült. Dann kam etwas Schwell in die Bucht. Ansonsten war das Wasser nahezu spiegelglatt und sorgte für angenehmen Schlaf.

17.9.2012: Barfleur - Fecamp

Gestern hab ich erstmal verpennt. Bin gegen Sechs, wie geplant, wach geworden, aber es war kein Wind. Der nächste Schlag ist aber etwas länger, denn, wie schon gesagt, bis Le Havre in 50 sm Entfernung sind nur tidenabhängige Häfen an der Küste und keine Gelegenheit zu ankern. Ohne Wind ist Le Havre aber ohne Motor nicht zu erreichen. Also bin ich liegen geblieben, hab den Tag über gefaulenzt und mir das Dörfchen angeschaut. Netter kleiner verschlafener Ort. Auffällig ist aber, daß der ganze Ort zu asphaltiert ist.

Aber nun mußte es mal weiter gehen. Es war auch nicht gerade viel Wind, aber noch einen Tag wollte ich nun auch wieder nicht hier liegen bleiben. Zwar hab ich auch wieder etwas zu lange in der Kiste gelegen, aber um halb Acht ging der Anker hoch. Vor der Küste hab ich versucht in den mitlaufenden Strom zu kommen. Wollte erst etwas weiter in den Kanal raus, weil dort der Strom stärker ist. Aber das hieß erstmal gegen den Strom fahren, der ums Kap in die Bucht abbiegt. Nach einer Weile hab ich das geknickt und bin lieber mit dem Strom gefahren. Bei leichten Winden konnte ich keine Geschwindigkeitsrekorde brechen, kam aber doch recht ordentlich voran.

Um viertel vor Drei hatte ich die Bucht fast durchquert. Nach Le Havre wären es 16 sm gewesen, nach Fecamp 26. Zusätzlich wäre Le Havre von dort aus ein Umweg wenn ich bedenke, daß ich am nächsten Tag ja sowieso in Richtung Fecamp weiter wollte. Also ab nach Fecamp, auch wenn es spät wird. Der Wind wurde etwas schwächer und pendelte hin und her, so daß ich einige Halsen fahren mußte. Gegen Sechs war der Wind so schwach und die Fahrt über Grund sank auf 3 Knoten, daß ich erst nach Elf in Fecamp angekommen wäre. Das war mir dann doch zu spät und ich hab den Motor dazu genommen. Später kam aber wieder etwas mehr Wind, so daß der Motor kurz vor 20:00 wieder aus konnte. Ungefähr zu der Zeit kenterte auch der Strom und lief wieder in meine Richtung. Gut zu wissen für morgen, denn in etwa 12 Stunden wird er das wieder tun.

Um viertel nach Neun fielen vor Fecamp die Segel. Ansteuerung im Dunkeln - immer wieder eine Herausforderung, insbesondere wenn man den Hafen nicht kennt und sich um Dunkeln orientieren muß. Aber alles gut - um 22:15 hing ich am Steg und konnte in die Falle gehen.

18.9.2012: Fecamp - Dunkerque - “Die perfekte Welle”

Nachts frischte der Wind zeitweise ordentlich auf. Man hörte ihn in der Takelage der umliegende Boote heulen. Dazu kamen ordentliche Regenschauer runter. Aber am Morgen waren wieder reguläre Verhältnisse. Gegen 8:00 sollte an der Küste der Strom kentern und mitlaufend werden. Da ich Strecke machen wollte hieß das mindestens dann draußen zu sein um alles mitnehmen zu können. Ich bin sogar etwas früher raus gekommen - eine gute Entscheidung wie sich heraus stellte!

Um viertel vor Sieben hab ich abgelegt, ausgeklappt und um viertel nach Sieben war ich aus dem Hafen und hatte ich das Groß gesetzt. Mit raumem Wind ging es erstmal los. Als es dann Richtung Dieppe abzufallen galt wurde es fast ein Kurs mit achterlichem Wind. Da geht die Fahrt in den Keller und außerdem ist der Weg an der Küste lang natürlich auch etwas länger. Also hab ich von Land weg gehalten und direkten Kurs auf Boulogne-sur-Mer abgesetzt. Der Wind blies mit 4-5 Bft. und der Strom schob auch noch. Das GPS zeigte über größere Strecken mehr als 10 kn über Grund an. So macht Segeln Spaß! =:-)

Dummerweise fing der Autopilot wieder an zu spinnen. Die Anzeige des Kompaßkurses lag um mehr als 100° daneben und Kurs halten konnte er auch nicht mehr. Hab versucht ihn gegen den anderenn zu tauschen, der ja auch nach der Reparatur seine Macken gezeigt hatte, aber der ging gar nicht mehr. Macht es nicht einfach, wenn man mal kurz unter Deck muß um Logbuch zu schreiben, was zu futtern oder ähnliches. Für eine “längere” Pause hab ich dann Fahrt aus dem Schiff genommen indem ich mit leicht killenden Segeln hoch an den Wind gegangen bin. Dann stabilisiert sich der Kurs von alleine und man kann beruhigt unter Deck gehen. Anschließend ging der wilde Ritt dann weiter.

Um halb Vier stand ich vor Boulogne. Abbrechen und in den Hafen? Der mitlaufende Strom lag immer noch bei 3 kn. Das wollte ich nicht versäumen und bin erstmal weiter. Der Autopilot hatte sich inzwischen wieder berappelt … hmmm. Calais ist ja nicht mehr weit. Kurz vor Fünf stand ich dann vor Calais nachdem es bei Cap Griz-Nez etwas unruhiges Wasser gab. (Kein Wunder wenn der Gezeitenstrom da um die Ecke pfeift.) Immer noch mitlaufender Strom! Dunkerque lag im Bereich des Machbaren. Selbst wenn der Strom bis dahin kentert - die Ansteuerung ist einfach, ich war schonmal da. Also kann ich dort auch in der Nacht ankommen. Also weiter im Text. Erst bei Dunkerque kenterte der Strom dann und erst kurz vor Dunkerque Ost, wo ich hin wollte, wurde es dunkel. Ich hab dann noch einen Frachter vorgelassen, bin in den Hafen und um 22:00 war ich fest am Steg.

Der Gezeitenstrom setzt ja nicht überall gleichzeitig ein, sondern pflanzt sich in Form einer Welle die Küste entlang fort. So kommt es, daß ich fast den ganzen Tag mitlaufenden Strom hatte (Über Grund waren es 116 sm bei 7.9 kn, durchs Wasser nur 95.4 sm bei 6.3 Knoten. 20 Seemeilen durch den Strom geschenkt!). In die Gegenrichtung wird man solche Bedingungen niemals erreichen. Hab die Tour also zufällig genau richtig rum gemacht, denn Frankreich wollte ich ja mit Siebenmeilenstiefeln hinter mir lassen.

Woche Acht

19.9.2012: Dunkerque - Breskens

In der Nacht wurde es etwas unruhig am Steg. Der Wind hatte Nachts aufgefrischt und es lief jetzt Schwell in den Hafen. Die Einfahrt ist nämlich nach Nodrwesten hin eine gerade Linie und etwaige Dünung kann dann in den Hafen laufen. Sie wird zwar gedämpft, kommt aber hinten doch merbar an. Nachdem ich die Leinen etwas optimert hatte lag die Schnegge ruhiger und ich konnte weiter schlafen.

Heute konnte ich keinen mitlaufenden Strom erwarten. Der lief entweder Nachts oder erst am Nachmittag. Beides keine Option, wenn ich ein wenig Strecke machen will. Also früh aus den Federn und auf die Piste. Der Wind blies mit frischen 4-5 aus NW, so daß mir ein etwaiger Gegenstrom nicht so viel ausgemacht hätte. Allerdings konnte ich kaum welchen feststellen. Aufpassen mußte man nur gleich hinter Dunkerque bei der Zuydcoote Passage, die kannte ich ja schon vom Hinweg, dann konnte man bequem unter Land die Küste hoch heizen. Wollte heute aber keine Rekorde brechen sondern recht früh in den Hafen, um mal wieder die Vorräte ergänzen zu können. So langsam hab ich nichts zu futtern mehr an Bord.

Als ich durch die Hafeneinfahrt von Breskens fuhr hat es erst einmal gescheppert. Erst konnte ich das Geräusch nicht einordnen. Dann sah ich Angelschnur in den Wanten und daran hing ein Blei. Zwei Kids am Ufer hatten ihre Angeln ausgeworfen und konnten nicht zielen. Haben ihr Geschirr bei mir aufs Boot geworfen. =:-) Gut daß ich dabei keinen Angelhaken in die Backe bekommen habe.

Breskens ist verdammt eng gebaut. Nachdem ich eingeklappt hatte muß man mit dem Hafenmeister Kontakt aufnehmen, damit der einem einen Liegeplatz zuweist. Sie haben dort keine reinen Besucherparkplätze. Wenn der Hafenmeister Feierabend gemacht hat steht man dumm da, denn die freien Plätze sind nicht, wie sonst ünblich mit den grünen Kärtchen markiert … Dummerweise ist der VHF Kanal 31 für den Hafenfunk dort aber auf meinem Funkgerät gesperrt - warum auch immer. Das gibt noch eine böse Mail an den Hersteller. Also mußte ich erstmal am Meldesteg anlegen und dann nochmal weiter, nachdem der Hafenmeister mir eine Box genannt hatte. Die war aber zu klein - auch die Anfahrt dorthin war schon nur mit Zunge gerade halten zu meistern. Er kam dann aber angeradelt und meinte selber, daß die Box zu klein ist und hat mir eine andere angeweisen - diesmal eine wo locker eine 50 Fuß-Yacht rein kann - so breit bin ich nun auch wieder nicht. 8-)

Erstmal etwas Körperpflege, dann das Fahrrad ausgepackt und auf der Suche nach Futterquellen in den Ort geradelt. Ein Supermarkt war nicht weit und der hatte dann dankenswerterweise auch gleich noch ein kostenloses WiFi. Zwei Fliegen mit einer Klappe. ;-)

19.9.2012: Breskens - Stellendam

Nochmal kurz über den Deich geradelt und an der Tanke Sprit geholt - die Reservekanister waren leer und im Watt hab ich öfters motoren müssen. Lieber mit vollen Reserven unterwegs sein. Bis nach Hause sind es noch ein paar Tage … Es wird auch merklich kühler. Eigentlich wollte ich mir unterwegs eine Faserpelz-Hose besorgen, aber glaubt mal nicht die Ausrüster hätten welche im Angebot. Gut, die Klamotten-Läden hab ich nicht alle abgeklappert. Bis auf den Laden in Breskens - aber der führte nur Musto. Die Marke ist mir ein wenig überteuert. Noch ist es nicht kalt genug, als daß ich darauf ausweichen muß. Die Thermo-Unterwäsche reicht noch.

Gegen Zwölf hieß es dann wieder Leinen los. Man merkt, daß die Schnegge schon eine ältere Lady ist. Beim Segel setzen klemmte ein Mastrutscher. Ein paar Schrauben hatten sich gelockert und das Kugellager klemmte. Mit Zange und Schraubendreher konnte das aber recht einfach begradigt werden. Dann ging es die Küste entlang nach Norden. Der nächste richtige Hafen wäre Scheveningen gewesen, aber das war zu weit für eine Tagesetappe. Also war mein Ziel Stellendam, das ich ja schon von der Hinfahrt kannte.

Unterwegs tauchte auf einmal von hinten ein Kreuzer der Niederländischen Küstenwache auf. Er setzte sich neben mich und fuhr dann mit gleicher Geschwindigkeit neben mir her. Klar was kommen mußte: Zollkontrolle. Diesmal aber komplett mündlich. Drüben wurde ein Schild mit “VHF 06” hoch gehalten und anschließend hab ich ein paar Fragen beantworten müssen: Wo komme ich her, wo will ich hin, was ist das Tagesziel etc. War offenbar zufriedenstellend denn schon während wir redeten hat er abgedreht und ist seines weiteren Weges gezogen.

Der Wind kam wieder recht achterlich und ich beschloß den Spi zu setzen. Allerdings vertörnte er sich und beim Versuch ihn zu entwirren wickelte er sich zusätzlich noch ums Vorstag. Hatte ichq vor 2 Jahren auf meinem Ostsee-Törn ja schonmal so ähnlich gehabt. Wieder ging es weder vor noch zurück. Allerdings hat sich diesmal keine Sanduhr gebaut, sondern der Spi hat sich eng um die aufgerollte Fock gewickelt. Hab das Groß geborgen und unter Motor ein paar Kreise gefahren um den Spi von der Fock zu wickeln. Hat auch geklappt wie ich das geplant hatte. Trotzdem war der Spi immer noch in sich vertörnt und wollte nicht in den Bergeschlauch zurück. Beim Bergen des ausgepackten Spis muß er irgenwo gehakt haben. Am Kopf war anschließend das Vorliek auf einem Meter eingerissen. Damit hat sich der Spi für diesen Törn erledigt. :-( Mal sehen, ob das reparabel ist. Ich denke schon …

Also mit Fock und Groß weiter nach Stellendam. Hab vor dem Wind gekreuzt. Einmal weil platt vor dem Laken ein nerviges Segeln ist und außerdem ist es schneller. Kurz vor Acht war ich mal wieder mit dem letzten Licht in der Bucht vor Stellendam und hab den Anker geworfen. Hier im Watt hab ich wieder von der Kette auf die Bleileine umgestellt. Zwar ist Kette natürlich besser, aber in diesem Revier fahre ich immer ins Flache, so daß die 30 Meter Leine bei 3-4 Meter Wassertiefe einen flachen Zugwinkel am Anker ergeben. Mangels Felsen am Grund kann die Leine auch nicht durchscheuern. Die Leine ist aber viel angenehmer beim Heben des Ankers.

21.9.2012: Stellendam - Ijmujden

Bin tatsächlich früh hoch gekommen, was auch gut war. In der Bucht gibt es nämlich einen nicht unerheblichen Gezeitenstrom und den wollte ich nicht gegen mich haben. Dankenswerterweise hatte der Wind über Nacht auch von SW auf S gedreht, so daß ich ohne kreuzen zu müssen auch wieder aus der Bucht kam. Den Stunt durchs Flache, wie auf der Hinfahrt, hab ich mir gespart, sondern hab die offizielle Fahrrinne genommen. Da Hochwasser war, konnte ich schnibbeln, so daß dieser Weg nur etwa eine Seemeile länger war, als durchs Flache. Deswegen wollte ich mir den Streß dort nicht antun.

Über VHF warnte die Küstenwache vor Starkwind Stärke 6 bei Ijmujden und Texel. Ijmujden SW 6 und Texel NW 6. Spannend. So ein Windsprung auf so kurzer Strecke muß bedeuten, daß dazwischen eine Front liegen muß. Lese gerade nochmal das Seewetter-Buch und da machte mich diese Meldung natürlich hellhörig. Leider kamen im Seewetterbericht des DWD über DLF keine Details über Fronten in diesem Gebiet. Hab mir natürlich daraufhin den Himmel genauer angeschaut und es sah mir von den Wolken her auch so aus als würde im Norden tatsächlich eine Front stehen. Nur paßte der Wind nicht dazu. Den ganzen Tag blies er aus SW mit lauen 3 Bft. Keine 6 weit und breit. Auch nicht als ich unter Land halsen mußte und anschließend genau unter die Wolken gefahren bin. Voraus hab ich kurzzeitig an der Wolkenunterkante einen kleinen Haken gesehen, als würde sich dort eine Windhose entwickeln wollen. Blieb aber bei dem kleinen Haken, der sich bald auch wieder zurück gebildet hat. Im Laufe des Tages änderten sich die Warnmeldungen. Erst verlagerte sich der Windsprung nach Norden - Texel auch mit SW 6, dafür nördlich davon NW 6. Und hinter mir am Hoek von Holland wurde dann auch vor Bft. 6 aus SW gewarnt. Nur fehlte der Wind zu den Warnungen. Einzig die Richtung drehte von SW auf W. Mehr nicht.

Da nur Ijmujden als Tagesziel in Frage kam und dort der Strom im Preis inclusive ist, hab ich geaast und den Autopiloten lange Zeit an gemacht. Dies mit dem Hintergedanken, den mittleren Energieverbrauch mal zu messen. Immerhin sehe ich immer 1 bis 2 Ampere aus der Batterie fließen, wenn er aktiviert ist … Wenn ich nochmal einen langen Törn mit der Schnegge mache, denke ich über einen Windgenerator nach. Der bring bei 4 Bft. so um die 300 Watt, sagt der Katalog. Nicht zu vergleichen mit der Solarzelle, die mal eben 30-40 Watt liefert wenn die pralle Sonne senkrecht drauf scheint und die Zelle nicht abgeschattet ist. Damit kann ich im Moment bei gutem Wetter etwa den Tagesenergiebedarf der Instrumente decken, aber nicht mehr.

Um Sieben fielen dann die Segel vor Ijmujden und um kurz vor Acht war ich dann im Hafen fest. Schon wieder eine Dusche - so langsam gewöhne ich mich wieder an die Zivilisation. =:-)

Während ich dies hier schreibe pfeift draußen endlich der Wind durch die Takelage. Dazu etwas Regen - dankenswerterweise überwiegend Nachts und nicht tagsüber. Mein Ölzeug ist komplett salzverkrustet - sieht auf den ersten Blick aus wie Schimmel - ist aber keiner. Hat da oben jemand seine Finger im Spiel und optimiert das Wetter für mich? 8-) Oder kommt das dicke Ende noch? Wie im letzten Wetterbericht über VHF angekündigt, geht der Wind in der Nacht hoch auf 5-6. Morgen soll er dann im Laufe des Tages aber wieder auf 3-4 abnehmen. Nur dreht er nach Nord. Ich hoffe ich bekomme morgen früh noch die Phase mit in der er aus NW bläst. Bis Texel muß ich nach Norden - sonst hieße das stramme 30 Seemeilen kreuzen …

Ich verfolge das Wetter in der Deutschen Bucht ja die ganze Zeit. Nördlich des Kanals hat es in der letzten Zeit ja immer ganz ordentlich geblasen. Jede Menge Tiefs die dort oben durch zogen und für Wind sorgten. Auch letztes Jahr war ich zu etwa dieser Zeit bei den Ostfriesischen Inseln und da hat es auch überwiegend gekachelt. Aber es drängt mich ja keiner. Mein Ankergeschirr ist gut und hinter den Inseln kann man schlechtes Wetter gut abwettern. Ich muß es nur bis Borkum schaffen, dann kenne ich mich schon etwas aus. Vielleicht mache ich ja nächstes Jahr ja einen Törn nach Schottland rüber. Dann sollte ich aber früher im Jahr unterwegs sein, denn dort in der Gegend war während meines diesjährigens Törns eigentlich immer ganz gut, will sagen reichlich, Wind.

22.9.2012: Ijmujden - Texel S

Bin nicht ganz früh los gefahren. Wenn ich im Hafen liege denke ich immer, daß ich ja bezahlt habe. Nochmal an Land auf Klo, auf dem Parkplatz gab es ein offenes WLAN irgendeines Anwohners, also nochmal schnell Mails gecheckt und dann los. Es blies mit 5 Bft. aus NNE - gerade nicht geeignet für einen Anlieger die Küste hoch. Aber wenigstens ging der lange Schlag fast parallel zur Küste. Nur waren die Wellen etwas kurz und steil, so daß die Schnegge sich gerne mal festgestampft hat. Rekordgeschwindigkeiten sind da nicht drin gewesen.

So ging es unspektakulär bis nach Texel wo ich mal wieder mit dem letzten Licht angekommen bin. Hab mich wieder an die Südküste gelegt und den Anker geworfen.

23.9.2012: Texel S - Vlieland

Wie jeden Morgen wurde ich kurz nach Sechs durch mein Radio geweckt, das den aktuellen Wetterbericht aufgezeichnet hat. Hab ihn natürlich gleich mit gehört. Der Wind in meinem Gebiet soll auf Ost drehen und von 1-3 Bft. auf Bft. 6-7 hoch gehen. Die weiteren Aussichten sprechen dann sogar von Bft. 8 aus Osten. Mit anderen Worten: Die Bedingungen werden fürs Segeln zu ungemütlich. 8 Windstärken sind knapp unterhalb der Grenze für die mein Boot zugelassen ist - das sind 9 Bft. Schon 7 Windstärken sind nicht mehr schön und da geht man schon langsam in den Überlebensmodus. Der Wetterbericht ließ sich aber nicht darüber aus wie sich der Wind dann übermorgen entwickelt. Bleibt er stark? Ich hab zwar letztes Jahr schon bei Bft. 9 hinter den Ostfriesischen Inseln geankert gehabt, aber hier in unbekannten Gefilden ist ein Hafen wohl die bessere Lösung. Zumal ich dann auch mal einen Spaziergang an Land machen kann, sollten die Bedingungen länger schlecht bleiben. Langer Rede kurzer Sinn: Die Hacken in den Teer und ab nach Vlieland in den Hafen. Weiter bis Ameland wäre zwar besser für meine Törnplanung, aber da gibt es keinen Hafen und das Wetter spricht dagegen.

Um halb Acht war der Anker oben und die Segel gesetzt - Frühstücken während der Fahrt. Es “blies” mit 2 Bft. aus SE und als ich dann nach Norden abbiegen konnte hatte ich an Bord zuerst fast gar keinen Wind mehr. Ich hatte nämlich einen mitlaufenden Strom von etwa 2 Knoten in dieselbe Richtung wie der Wind. Fahrt durchs Wasser 0.3 Knoten, über Grund aber 2.5 Knoten. Sehr geruhsamel “Segeln”. Gerade richtig um bei Sonnenaufgang zu frühstücken.

Um halb Zehn dann die erste Sturmwarnung über Funk. Vom Hoek van Holland bis Texel, also genauz hinter mir, wurde vor E-SE Bft. 6 gewarnt. Um viertel nach Zwölf wurde die Warnung dann aktualisiert: Hoek van Holland bis Texel E-SE Bft. 7. Noch aber war es weiter schwachwindig. Inzwischen hatte ich aber immerhin etwas mehr Wind, so daß ich im 3 Knoten durchs Wasser und etwas über 5 über Grund machte. Das blieb auch so bis Vlieland. Bei den Aussichten war der Hafen die richtige Lösung. Also Segel runter, eingeklappt und in den Hafen, obwohl es erst drei Uhr war und ich normalerweise noch etwas Strecke hätte machen können.

Die Saison ist definitiv am Ende. Die letzten zwei Tage kamen mir 5 Segler entgegen (von hinten kommt ja normalerweise nix. ;-) ) und das obwohl ja Wochenende war. Als ich vor 4 Wochen in die andere Richtung her vorbei kam hing draußen am Hafeneingang von Vlieland eine rote Fahne und ein Schild “Haven voll” - da hatte ich hier ja geankert. Diesmal ist der Hafen leer. An meinem Steg zum Beispiel liege ich ganz alleine. Nein, halt - gerade kommt noch ein Deutscher und legt sich ein paar Plätze neben mich. Macht einen netten Eindruck, der Hafen. Strom und Internet per WLAN inclusive … dann hab ich ja was zu tun während ich hier abwettere.

Windfinder (die bisher recht ordentliche Vorhersagen machten schätzt das Maximum für morgen früh gegen 05:00 mit Windgeschwindigkeiten von 35 Knoten, in Böen 39 Knoten, also beides Windstärke 8. Um 08:00 sollen es dann noch 27 Knoten, in Böen 28 sein (Bft. 6 bis Anfang 7). Wenn das so wäre, dann könnte ich gerade noch so daran denken los zu fahren. Borkum ist der nächste Hafen und bis dahin sind es 70 sm. Da muß ich früh los um noch zu einer einigermaßen passablen Zeit anzukommen.

Für morgen Abend werden in Vlieland wieder 36 Knoten, in Böen 39 Knoten vorausgesagt. Also ist ein Zwischenstop hinter Ameland immer noch keine gute Idee. In Borkum werden am Abend aber maximal 22 Knoten angesagt. So gesehen sollte das also machbar sein. Wenn da nicht die Böen wären: Die sind in Borkum dann ebenfalls bei 33 Knoten angekündigt. Nach jetzigem Stand ist es vielleicht doch besser, den Montag noch hier abzuwettern und erst am Dienstag weiter zu fahren.

25.9.2012: Vlieland - Borkum

Bin gestern nicht gefahren. Nicht nur wegen des Windes, sondern es hat teilweise auch geschüttet wie aus Eimern. Innerlich hatte ich mich schon an einen Hafentag gewöhnt gehabt und so habe ich erstmal den morgendlichen Wetterbericht verschlafen. Danach war es dann auch zu spät um noch los zu fahren. Also hab ich mir einen ruhigen Tag gemacht und im Ort nochmal Vorräte ergänzt. Gegen 18:00 fing es dann wieder an zu kacheln. Bft. 8 und in Böen auch Bft. 9 konnte ich messen. Das zusammen mit Dauerregen. Der Luftdruck war auf 985 mb gefallen - das Zentrum des Tiefs war nahe. Da der Hafen leer ist, hab ich den Steuerbord Schwimmer ausgefahren und eine Leine an den Steuerbord-Steg ausgebracht um die Fender zu entlasten. Der Wind drehte nämlich über S nach SW und drückte mich jetzt auf den Backbord-Steg. Windfinder berichtet von gemessenen 10 Bft. in Vlieland zwischen 20:00 und 21:00! Gestern war diese Lage optimal gewesen. Bei dem Südost hing ich da in den Leinen. Nachdem die Schnegge versorgt war ging es unter Deck und die Heizung an gemacht. Sehr angenehm. ;-)

Bin nicht so früh hoch gekommen, wie ich geplant hatte. Erst um halb Neun gingen die Startvorbereitungen los. Bei 5-6 die mich auch seitlich noch auf den Fingersteg drückten wäre ich nicht los gekommen. Ohne Fahrt treibt die Schnegge sofort auf den Steg drauf … Also erstmal Leinen auf die andere Seite ausgebracht und mich per Winsch auf die andere Seite meiner Box verholt. Eindampfen in die Spring, so daß ich alle Leinen bis auf die Spring lösen konnte und dann Gas weg und die Spring, die auf Slip liegt einholen. Das ist meine Technik zum einhändigen Ablegen.

Auf dem Weg aus dem Hafen standen zwei Kerls auf dem Kai und machten zweifelnde Handbewegungen. Es hat ja doch ganz ordentlich geblasen - draußen waren es knapp 6. Aber halt aus Süden und ich wollte nach Norden - da kann man das vertreten. Gegen 6 Windstärken ankreuzen würde nicht so den Spaß machen, obwohl es natürlich geht. Hab das auf dem Törn ja diverse Male gemacht gehabt. Aber bevor ich nach Norden konnte, mußte ich erstmal wieder um die Untiefen, die sich westlich von Terschelling befinden rum fahren. Das selbe Spiel wie auf der Hinreise. Deshalb hatte ich auch das erste Reff ins Groß gemacht weil ich da noch am Wind fahren mußte. Die Bedingungen waren erträglich. Der Seegang war nicht weiter nennenswert, da er sich bei Südwind dort ja nicht aufbauen kann. Der Wind war allerdings etwas böig, ging aber erstmal nicht über 6 raus. Dann zog ein Gewitter auf. Der halbe Horizont war schwarz wie die Nacht und der Donner imposant. Die Böen wurden etwas kräftiger, aber inzwischen hatte ich schon nach Norden abgedreht und konnte sie von hinten nehmen. Das Gewitter ist dann knapp nördlich von mir durch gezogen ohne mich zu berühren. Nur den Wind hatte ich ab bekommen. Später, als ich dann weiter nach Osten abgedreht hatte, kamen noch ein paar Böen. Da der Wind jetzt mehr von der Seite kam, hab ich lieber noch etwas weiter gerefft. Reff 2 ins Groß und Reff 1 in die Fock. Es fährt sich einfach angenehmer und der Steßpegel ist deutlich niedriger.

Die weitere Reise verlief unspektakulär. Der Strom war auf meiner Seite und ab der Hälfte von Terschelling wurde die See nahezu glatt. Bei halbem Wind war die Fahrt wie auf Schienen. Als der Wind sich längere Zeit beruhigt hatte hab ich erstmal ausgerefft, nur Reff 1 im Groß stehen lassen. Der Wind ging noch weiter runter und ich spielte mit dem Gedanken auch das Groß ganz auszureffen. Aber bevor ich meinen Schweinehund überwinden konnte, kamen immer wieder nochmal Böen um die 6, so daß ich ganz froh war noch reduziert zu haben. Ich war ja auch verdammt gut in der Zeit - die Geschwindigkeitsanzeige vom GPS zeigte häufig 9 oder mehr Knoten an (davon 1.5 bis 2 mitlaufender Strom), da mußte ich nicht auf der letzten Rille fahren.

Wie die Dauer doch von den Bedingungen abhängt. Auf der Hinreise hab ich für diese Strecke 16 Stunden gebraucht und bin dabei bei überwiegend Gegenstrom 100 sm durchs Wasser gefahren. Diesmal bin ich spät los und kam früh an. Nur neuneinhalb Stunden und 63 Seemeilen auf der Logge - für exakt dieselbe Strecke wohl gemerkt. Der GPS-Track ist aber 73 Seemeilen lang - mal wieder 10 Seemeilen als ein Geschenk des mitlaufenden Stromes.

Auch hier in Borkum war der Hafen praktisch leer. Auch kein Hafenmeister mehr im Dienst - man mußte sich im Restaurant am Hafen anmelden. =:-)

Woche Neun

26.9.2012: Borkum - Wangerooge

Ist ein bißchen deprimierend als einziger Gastlieger noch im Hafen zu liegen (die große Yacht war schon los und meine Brötchentüte war die einzige die noch auf dem Tresen lag). Hab es ein bißchen ruhiger angehen lassen, gefrühstückt und bin erst gegen Zehn los. Tagesziel war Wangerooge oder vielleicht Helgoland. Letzeres aber nur wenn alles so optimal wie gestern laufen sollte (und eigentlich war ich schon zu spät dran). Der Himmel: grau. Wind war wieder mit 5-6 angesagt, also blieb das erste Reff im Groß. Dazu kam eine Böenwarnung des Wetterdienstes mit Böen Stärke 8. Nunja, etwas heftig, aber sie würden wenn, dann von hinten kommen und ich hätte genug Seeraum um abzulaufen.

Es kamen aber keine Böen und auch der Wind erreichte die vorhergesagte Stärke nicht, sondern flaute ab. So glitt ich auf ruhiger See mit etwa 4 Bft. aus halber bis raumer Richtung dahin. Immer geradeaus - hatte fast was meditatives. Um Sechs war ich dann an der Harle. Helgoland hätte bis 22:00 gedauert - machbar, aber ich hatte keine Lust weiter zu fahren. Es war nur zwei Stunden nach Niedrigwasser, aber bei der glatten See geht das Seegat natürlich. Noch nicht einmal Brandung stand an der H 4 - der kritischen Tonne mit nur 2.9 m Wassertiefe. Das einlaufende Wasser schubste mich zusätzlich in Richtung meines Ankerplatzes, wo um Sieben der Haken fiel.

27.9.2012: Wangerooge - Ostemündung

Wieder sind 5-6 und Gewitterböen vorhergesagt. Für morgen aber noch etwas zunehmend. Dann gegen den Südwestwind eventuell sogar kurzzeitig kreuzen zu müssen will ich mir nicht antun. Also fällt Helgoland aus und ich gehe direkt in die Elbe. Hochwasser hinter Wangerooge ist um 10:30, dann geht’s los. Niedrigwasser in Cuxhaven ist erst um 18:59 - ich werde also gegen den Strom in die Elbe hinein fahren müssen - läßt sich nicht ändern. Aber es sollte genug Wind sein um eine erträgliche Fahrt über Grund zu ermöglichen.

Wieder lief es etwas anders als geplant: Es ging los mit Regen und Wind um die 5 Bft. aus Südwest. Der DWD hat eine Böenwarnung mit Böen Bft. 8 aus Südwest heraus gegeben gehabt. Also Obacht! Der Wind kam so weit achterlich, daß ich vor dem Wind gekreuzt habe um zum Einen die Segel ruhig zu halten und zum anderen gibt es natürlich auch mehr Speed. Das Ganze mit mitlaufendem Strom von ca. einem Knoten, wie erwartet. Ich kam dann so rechtzeitig an der Tonne 1 an, daß ich noch etwas mitlaufenden Strom in die Elbe hinein hatte. Nett, das wird gerne mitgenommen! ;-) Das Wasser war schon so weit gefallen, daß Scharhörn-Riff trocken lag und die Dünung aus Südwest abgeschirmt hat. Segeln auf ruhigem Wasser - ein Genuß. Zumal der Wind aus raumer Richtung kam. Ich bin dann weit südlich gefahren, also etwa auf der 10m-Linie nahe der Sandbank. Wie erhofft war der Strom hier schwächer. Bis zur Bake E hatte ich im Mittel so einen halben Knoten Gegenstrom. Teilweise sogar Neerströme - die Engländer sagen auch Back-Eddies dazu. Normalerweise hatte ich mit Gegenstrom von 2-3 Knoten gerechnet, die draußen im Fahrwasser herrschen.

Vor Cuxhaven mußte ich dann raus in den Strom. Hier bekam ich die erwarteten 2 bis 3 Knoten auf die Nase. Aber nur bis zur Medem-Bank. Die war inzwischen auch trocken gefallen und auf der roten Seite des Fahrwassers bin ich wieder ins Flache, diesmal sogar bis zur 5m-Linie gefahren und konnte mich so im Strom-Lee mit nur 0.5-1 kn Gegenstrom weiter bewegen. Erst kurz vor der Ostemündung hatte ich keine “Deckung” mehr und bekam 1.5 Knoten Gegenstrom auf die Nase.

Inzwischen wurde es Dunkel. Die Oste hat aber, bis auf 2 Tonnen, keine beleuchteten Tonnen. Die liegen recht weit hinten, genau an der Stelle wo ich zu ankern pflege. Also heißt die Aufgabe den Eingang zur Oste finden, dann etwa auf die blinkenden Tonnen zu halten und dabei versuchen in der Fahrrinne zu bleiben. Die Sache wurde vereinfacht durch den Vollmond, der dankenswerterweise zum richtigen Zeitpunkt durch die Wolken kam. Mit dem Licht hab ich mir sogar getraut, dieses Manöver unter Segeln zu fahren. Genau als der Anker unten war, fing es an zu regnen, also schnell unter Deck und was gefuttert. Nur die Heizung will nicht mehr - die Spritpumpe streikt … Naja - es ist die letzte Nacht und der Herd und die Petroleumlampe geben auch etwas Licht. Nur ist hier alles inzwischen hygroskopisch und klamm. Muß das Schiff nach der Rückkehr mal unter Süßwasser setzen.

28.9.2012: Ostemündung - Wedel

Der letzte Tag des Törns. Hochwasser war gegen 10:30. Der mitlaufende Strom setzt etwa eine Stunde später ein, also hab ich mir Zeit gelassen, gefrühstückt und abgewaschen. Dann um halb Eins den Anker hoch bei 4-5 Bft. aus Südwest - ein angenehmer Wind für die Rückreise. Wieder raumer Wind am Anfang. Der mitlaufende Strom bis Brunsbüttel lag über 3 Knoten und meine Fahrt über Grund damit teilweise deutlich über 10 Knoten. ;-) Das wurde natürlich weniger, je weiter ich die Elbe hoch fuhr. Ab Glückstadt wurde es ein Anlieger. Teilweise mußte ich sogar kneifen - war zu faul zum Kreuzen. Dazu kam, daß der Wind böig wurde. Kurze trockene Dinger mit um die 6. Fast hab ich dran gedacht zu reffen, aber dann ging es immer wieder. Vor Wedel wurde es dann weniger und bei im die 3-4 Bft. ging mein Törn dann geruhsam zu Ende.