Leuchtturm Roter Sand

Samstag bin ich ganz früh hoch und habe um 06:00 abgelegt. Man muß sich ja nach der Tide richten und mit ablaufendem Wasser fahren, wenn man die Elbe runter will. Das ging dann auch problemlos. Einigermaßen Wind aus einer vernünftigen Richtung haben mich die Elbe runter getragen, so daß ich gegen 10:00 vor Cuxhaven war - eine gute Zeit.

Eigentlich hatte ich geplant, dort irgendwo zu ankern und mich für ein Stündchen aufs Ohr zu hauen. Aber ich war so fit, daß ich weiter gefahren bin. Rein in die Elbmündung und raus auf die Nordsee. Ich hatte nichts im Detail geplant, bin rauf nach Schahörn und dann nach Süden abgebogen. Grob hatte ich im Hinterkopf, daß ich mal zum Leuchtturm Roter Sand in der Weser-Mündung fahren könnte. (Googelt mal danach, ist der “typische Leuchtturm”. Rot-Weiß gestrichen steht er mutterseelenallein mitten in der Nordsee. Ist jetzt übrigens außer Dienst und ein Hotel.) Den Leuchtturm hab ich dann auch so gegen 17:00 erreicht - der Wind hatte abgenommen und die Nordsee war glatt wie ein Babypopo. Ich wollte eigentlich durch das Elbe-Weser Wattfahrwasser zurück, hatte mir das aber im Detail noch nicht angeschaut gehabt. Es stellte sich heraus, daß am Anfang und am Ende trockenfallende Barren sind, die man nur bei Hochwasser passieren kann. Dumm nur daß das nächste Hochwasser erst gegen 22:00 war - aber danach ist das Wattfahrwasser nur mit unbeleuchteten Pricken markiert - unmöglich bei Nacht. 12 Stunden später wäre dann die nächste Möglichkeit. Dasselbe Spiel dann bei Neuwerk nochmal - wieder muß ich bei Tag da durch, also nochmal 24 Stunden später, da das nächste Hochwasser dort ja wieder Nachts gewesen wäre. Fazit: Nicht machbar in der Zeit, die mir zur Verfügung stand. Also auf dem gleichen Weg wie ich gekommen bin wieder zurück. Es war auch kein Hafen in der Nähe, den ich zum Übernachten hätte nutzen können. Also wieder oben um Schahörn rum und Richtung Elbe. Es wurde dann langsam spät und dunkel. Der Wind kam zu sehr von vorne und hatte abgenommen, so daß ich dann langsam fahrend im Fahrwasser hätte kreuzen müssen. Bei den schnellen großen Pötten und bei Nacht war mir das nicht geheuer. Außerdem war ich ja schon seit Sechs Uhr auf den Beinen. Also hab mich mir eine kleine Ausbuchung an der Sandbank dort gesucht und kurz vor kompletter Dunkelheit dort geankert. Ist schon ein merkwürdiges Gefühl. Es war schon so dunkel, daß ich das “Ufer” nicht sehen konnte - also quasi den Strand der Sandbank. Bin nur nach Tiefenmesser gefahren und hab so bei 3m gegen 22:00 geankert. Wir hatten Niedrigwasser, so daß das Wasser nicht weiter fallen würde. Der Anker, den ich mir vorher nicht so genau angeschaut hatte, war extrem leicht. Zwar mit scharfen Flunken, aber wohl geeignet für weichen Schlick. Ich hatte dort aber harten Sand und der Anker wollte sich offenbar nicht eingraben und hat nur schlecht gehalten. Aber was sollte ich machen? Ich hatte ja keine Alternative, als mich mit Motor dann weiter zu bewegen. Hab also zwei Stunden lang die umliegenden Tonnen gepeilt und da ich mich nicht bewegt habe, bin ich dann für ein paar Stunden in die Koje. Sonntag bin ich dann um Sieben hoch. Eigentlich wollte ich schon früher los trotz des noch auslaufenden Wassers um rechtzeitig für das auflaufende Wasser in Cuxhaven zu sein. Dumm nur, daß zu wenig Wind war und ich quasi auf der Stelle gekreuzt bin. Das hat erstmal eine Stunde gedauert - dann hat der Wind leicht gedreht und der Strom wurde schwächer, so daß ich endlich voran kam. Vor Cuxhaven war wieder Flaute, so daß ich für eine Stunde den Motor an gemacht habe. Der Wind kam dann aber wieder und ich konnte wieder Segeln. Zwischenzeitlich ging er bis Bft. 4 hoch - da macht es Spaß. Bis etwa Pagensand wo ich gegen 18:00 dann war lief es recht gut, dann wurde der Wind wieder schwächer und der Gegenstrom setzte ein - ich war halt zu spät dran. Ungünstigste Bedingungen: Schwacher Wind von vorne, so daß ich kreuzen mußte und Gegenstrom der mich zusätzlich nach hinten treibt. Das kurze Stückchen bis Lühesand zog und zog sich. Gegen 21:00 hatte ich die Faxen dann dicke. Der Wind war fast eingeschlafen und meine Instrumente zeigten an, daß ich fast rückwärts fahre. Also wieder die arabischen Winde zu Hilfe genommen und das letzte Stückchen motort. Da konnte ich dann das Schiff schon klarieren, das per Autopilot fuhr. Gegen 22:00 war ich dann wieder in Wedel.

Uff!

Aber es war nett! Hab wieder einiges gelernt. Auch wenn man es theoretisch schon weiß - man muß einige Dinge halt gemacht haben!